Die Gefahr, sich mit dem Coronavirus anzustecken können derzeit vermutlich nur wenige Menschen für sich ganz ausschließen. Gewisse Berufsgruppen sind aber besonders gefährdet. Allen voran diejenigen, die mit besonders vielen Menschen arbeiten, die zudem mit dem Virus infiziert sind wie Ärzte und Pflegekräfte. Eine von ihnen ist Rosanna Astorino aus Erzingen. Die 24-Jährige arbeitet als Altenpflegerin im Alters- und Pflegeheim Am Vitibuck in der Tiengener Bahnhofstraße, wo es vor einigen Tagen einen Corona-Ausbruch gab.
Zwischenzeitlich waren mindestens 18 Bewohner in der Einrichtung gleichzeitig mit dem Coronavirus infiziert, fast alle davon waren und sind dort auch in Quarantäne. Geschützt mit FFP-2-Masken, Handschuhen und Schutzausrüstung bringen die Pflegekräfte den Erkrankten Essen und Getränke, halten auch mal die Hand, wenn die Infizierten unter Einsamkeit leiden und haben auch für die Ängste und Sorgen immer ein offenes Ohr – auch wenn die Zeit manchmal knapp ist.
„Die Situation ist für alle Bewohner aktuell sehr schwer, weil keine Besuche erlaubt sind. Natürlich versuchen wir ihnen – soweit möglich – den Kontakt zu den Angehörigen zu ermöglichen. Aber das geht derzeit eben hauptsächlich über das Telefon oder auch ein Tablet.“Rosanna Astorino
Das Pflegeheim habe deshalb auch seine Kapazitäten erhöht, um mehr Bewohnern die Möglichkeit der Videotelefonie zu ermöglichen.
Aber auch für die Pflegekräfte selbst besteht ein Risiko, sich mit dem Virus zu infizieren.
„Ich habe deshalb gerade auch keinen Kontakt zu meinen Großeltern. Ich möchte sie nicht gefährden.“Rosanna Astorino
Weil sie weiß, dass auch von ihr eine Gefahr ausgehen könnte, wenn sie sich mit Freundinnen trifft, hat sie ihren Kontakt bis auf ihre Eltern komplett eingeschränkt. „Natürlich ist das manchmal sehr schwer, aber gerade meine Großeltern haben dafür Verständnis ebenso wie meine Freundinnen. Den Kontakt halte ich vor allem über das Telefon“, sagt die 24-Jährige.
„Ich möchte nicht verantwortlich dafür sein, das Virus in unsere Einrichtung zu bringen oder auch meine Familie oder Freunde anzustecken, weil ich eben Kontakt zu Corona-Infizierten habe und eine Infektion nicht ausschließen kann.“Rosanna Astorino
Weil Weihnachten vor der Tür steht, gibt es im Haus Am Vitibuck auch mehrere Weihnachtsbäume. Ein großer steht im Innenhof. „Die Bewohner können ihn aus dem Fenster sehen. Wir hoffen, dass wir so ein wenig Weihnachtsstimmung erzeugen können“, sagt Rosanna Astorino. Zudem haben die Pflegekräfte gewichtelt und jeder Mitarbeiter wird zwei Bewohnern eine kleine Überraschung zu Weihnachten schenken.
Für das Pflegepersonal ist es nicht einfach zu sehen, wie die Bewohner leiden. Dabei gehe es nicht in erster Linie um die Angst, an dem Virus zu sterben, wie die Pflegerin erklärt, sondern vor allem um die Vereinsamung.
„Natürlich versuchen wir, dem entgegen zu wirken, aber dennoch sind wir eben nicht die Familie. Das zu ertragen, ist manchmal nicht so einfach.“Rosanna Astorino
Die 24-Jährige ergänzt: „Glücklicherweise können wir uns auf der Arbeit auch mal zehn Minuten zurückziehen, um Luft zu holen oder auch mal über das Erlebte reden zu können. Das hilft uns sehr.“
Verständnis für Corona-Leugner hat die junge Frau, die auch ihre Ausbildung in der Tiengener Einrichtung absolviert hat, nicht. „Zu Pandemiebeginn hat man sich selbst natürlich schon gefragt, ob Corona wirklich so schlimm ist. Aber mittlerweile sehe ich, wie schnell man sich infizieren kann und wie schlimm die Folgen sein können.“ Trotz aller Risiken weiß die 24-Jährige, dass sie den richtigen Beruf gewählt hat. „Ich kann einfach gut mit älteren Menschen umgehen und mache das wirklich sehr gerne.“