Statt durch die Straßen zu ziehen, Freunde zu treffen und zu feiern, haben es sich rund 30 Narrenzunftvertreter und Fasnachts-Enthusiasten am Fasnachtssamstag vor dem Computer gemütlich gemacht. CDU-Bundestagsabgeordneter Felix Schreiner hatte zu einem närrischen Gedankenaustausch eingeladen. Die Videokameras der Teilnehmer zeigten dank dekorierter Wohnzimmer, Kostümen und Häs, dass die Fasnacht auch in diesem Jahr eine Rolle spielt.
Vor allem die Frage, wie man eine Fasnacht gestaltet, die eigentlich nicht stattfinden kann und in der Corona statt der Narren das Sagen hat, beschäftigte die Runde. „Wir müssen in diesem Jahr zeigen, dass Fasnacht mehr ist als Jubel, Trubel, Heiterkeit“, erklärte Roland Wehrle, Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte. Einigkeit herrschte darüber, dass die Corona-Regeln dabei jederzeit eingehalten werden müssen. „Mein Dank geht an alle Narren. Sie senden Signale der Menschlichkeit und Freude. Das zeigt, dass wir Narren an die Grenze gehen, aber nicht darüber hinaus“, betonte er auch mit Blick auf die zurückliegende Diskussion mit dem Polizeipräsidium Konstanz um Kontrollen während der närrischen Tage.
Alle Teilnehmer lobten, wie kreativ die Narrenzünfte und Vereine in diesem speziellen Fasnachts-Jahr waren. Digitale Umzüge und Bunte Abende oder auch Corona-konforme Aktionen für die Kinder halten den Geist der Fasnacht am Leben. Klaus Danner, Ankläger des Narrengerichts von Tiengen, zeigt sich optimistisch: „Es ist unglaublich, was man alles liest und hört. Mir ist nicht bang um die nächste Fasnacht.“ Das sieht auch Stephan Vatter, Zunftmeister der Narro-Zunft Waldshut, so: „Es funktioniert und wir können mit den Auflagen leben, aber hoffen, dass wir nächstes Jahr wieder losknallen können.“
Doch auch für kritische Stimmen war während des digitalen Austauschs Platz. Vor allem die Diskussionen um das Schmücken der Städte und einzelne nicht genehmigte Aktionen sorgten für Unmut. Sorge bereitet auch die finanzielle Situation der Vereine, wie Thomas Baumgartner von der Guggenmusik Hinterbachsürpfler Dangstetten erklärte. „Für Guggenmusiken sind die aktuellen Entwicklungen existenzbedrohend“, erklärte er. Bis zur nächsten Fasnacht werde man kaum Möglichkeiten haben, Geld einzuspielen: „Das Geld wird uns fehlen.“ Daher sei seine Bitte an die Politik, dass auch kleinen Vereinen durch Corona-Hilfen unter die Arme gegriffen werde und sie so ihren Beitrag leisten können, um das Brauchtum der Region rund um Fasnacht zu pflegen.