Die Hilfsbereitschaft ist immer noch groß, die Kräfte gehen aber zu Ende. Denn genügen können die Lehrerinnen und Lehrer derzeit weder den eigenen noch sonstigen Ansprüchen. Die Situation an der Fürstabt-Gerbert-Schule (FGS) ist besonders schwierig – und längst bekannt. Jetzt haben die Bundestagsabgeordneten Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD) und Felix Schreiner (CDU) die Schule besucht, um durch einen Blick in die Praxis zu verstehen, wie unhaltbar der Zustand ist.

„Es tut gut, gehört zu werden“, sagt Schulleiterin Susanne Schwer im Gespräch mit den beiden Bundespolitikern der Politikerin und dem Politiker. Deutlich beschrieben Schulleiterin Susanne Schwer, Konrektor Ludger Pornschlegel und das Lehrerkollegium die Situation, die täglich bestätigte Gewissheit, den eigenen Ansprüchen als Lehrende und denen der einheimischen und neu zugezogenen Kinder nicht genügen zu können.

Hoher Anteil an Flüchtlingskindern

Derzeit besuchen 61 Kinder aus der Ukraine, seit Anfang der Woche sechs Mädchen aus dem Iran, Türkei und Mazedonien, die in der wiedereröffneten Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises leben, und etliche weitere Schüler aus anderen Ländern die Schule. Größtes Problem dabei seien die geringen oder gar nicht vorhandenen Deutschkenntnisse.

34 der Flüchtlingskinder werden in der Grundschule betreut, die anderen in der Werkreal- und Realschule der FGS. „In meiner Klasse mit 20 Schülern sind zum Beispiel 13 Nationalitäten vertreten“, sagt Lehrer Michael Konnes. Fünf der Jugendlichen könnten noch kein Deutsch.

Insgesamt besuchen rund 700 Schüler die Grundschule, Werkrealschule und Realschule an der Fürstabt-Gerbert-Schule.

Personelle Engpässe in der Lehrerschaft verstärken das Problem. Schwangerschaften, Ausfälle durch Krankheiten und zu knapp bemessene Deputate stellten ohnehin einen wesentlichen Teil des Alltagsgeschäfts dar, das Schulleitung und Kollegium zu bewältigen haben, heißt es seitens der Schulleiterin Schwer.

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Lage viel prekärer als andernorts

Die Situation in St. Blasien entspreche nicht der allgemeinen Situation in Baden-Württemberg, sagte Schwarzelühr-Sutter. Wie komme es also zu der besonderen Situation in der Dom-Stadt?

Gleich zu Beginn des Ukraine-Krieges gab es viele private Initiativen, über die Menschen auch in die Region gekommen sind und hier eine Unterkunft fanden. Eine besonders große private Unterkunft befindet sich in einer ehemaligen Klinik in Menzenschwand, erläuterte Bürgermeister Adrian Probst. Die große private und notwendige Hilfsbereitschaft überfordere aber die vorhandene Infrastruktur – und besonders stark treffe das die Schule.

Die Schulversorgung sei Aufgabe der Länder, betonten beide Bundespolitiker. Und gerade jetzt sei die normale bürokratische Vorgehensweise, eine Lösung herbeizuführen, nicht mehr brauchbar, betonte Schwarzelühr-Sutter: „Jetzt muss man pragmatisch vorgehen.“

St. Blasien sei durch die vielen in der Stadt und der Region untergekommenen Flüchtlinge aus der Ukraine zum Epizentrum geworden, eine Lösung müsse dringend herbeigeführt werden, betonte Schreiner.

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Ukrainer sollen mithelfen

Beide wollen sich dafür einsetzen, dass auch Ukrainer als Unterstützung eingesetzt werden, um die Schulen zu entlasten. Solche Menschen könnten tatsächlich helfen, wie Susanne Schwer berichtete: Seit einiger Zeit arbeitet beispielsweise Irina Kobzar, die in der Ukraine auch einmal zur Lehrerin des Jahres gewählt wurde, an der Fürstabt-Gerbert-Schule mit. Sie sei ständig im vor Ort, um bestmöglich zu unterstützen, sagt Nicole Philipp. Allerdings müssten dringend die Regeln gelockert werden, damit Menschen mit entsprechender Qualifikation auch ohne die geforderten Deutschkenntnisse eingesetzt werden können.

Das grundsätzliche Problem – aufgrund des Personalmangels ist Deutschunterricht nicht annähernd in ausreichendem Maße möglich – kann mit ihrer Hilfe aber nicht gelöst werden. Um konkrete Unterstützung wird es bei einem Gespräch zwischen der Schule, den Bürgermeistern der Region und dem Schulamt in der kommenden Woche gehen.

Dann soll ausgelotet werden, ob Schulen in Nachbarkommunen, so wie es schon das Kolleg getan hat, möglicherweise einige Schülerinnen und Schüler aufnehmen kann.

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