In der Sissle in der Schweiz ist die Krebspest ausgebrochen. Droht die Tierseuche auch in den Bächen und Flüssen auf der deutschen Seite?
Im April wurde bei Krebsen in der Sissle zwischen Eiken und Frick die Krebspest festgestellt. Für Krebse endet die Seuche tödlich, Menschen, Haustiere und Fische ist die Krankheit ungefährlich. Wie ist aktuelle Situation und kann sich die Seuche auch in Deutschland ausbreiten?
Ein Dohlenkrebs. Diese in der Sissle lebende Art ist von der Krebspest bedroht. Zu ihrem Schutz vor der Krebspest wurde an der Wehra eine Krebssperre errichtet.
| Bild: Kanton Aargau
Im Mai 2021 erließen der Veterinärdienst und die Fischereifachstelle des Kantons Aargau/Schweiz ein Betretungsverbot in der Sissle, einem rund 18 Kilometer langen Bach, der bei Sisseln gegenüber Bad Säckingen in den Hochrhein mündet. Grund für das Verbot ist die Krebspest, die im April dieses Jahres bei Krebsen in der Sissle zwischen Eiken und Frick festgestellt wurde.
Was ist die Krebspest?
Die Krebspest, eine Tierseuche, ist eine für einheimische Flusskrebsarten tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Mit dem Betretungsverbot soll die Verbreitung der Krebspest verhindert werden. Gemäß der zuständigen Behörde des Kantons Aargau sind mit dem Erreger infizierte Flusskrebse die Hauptursache für die Verschleppung der Krankheit.
Besteht auch Gefahr für den Menschen?
Infizierte oder tote Tiere entlassen Erreger ins Wasser, wodurch sich die Krankheit im Gewässer ausbreitet. Die Krankheit kann aber auch über kontaminiertes Wasser mit nassen Gegenständen wie Fischereiutensilien, Stiefeln, Booten oder Baumaschinen in neue Gewässer verschleppt werden. Für Menschen, Haustiere und Fische ist die Krankheit ungefährlich.
Welche Regeln gelten?
Die Fischereifachstelle ruft Hundehalter und Reiter auf, ihre Tiere nicht in die Sissle zu lassen, damit sie den Erreger nicht in andere Gewässer weiterverschleppen. Das Fischen vom Ufer aus ist erlaubt, sofern die nötigen Schutzmaßnahmen wie Desinfektion der Ausrüstung umgesetzt werden. Material, welches im Kontakt mit Bachwasser war, muss vor dem nächsten Einsatz in einem Gewässer korrekt desinfiziert oder ausreichend lange trocken gelagert werden.
Trat die Krebspest auch in anderen Flüssen auf?
In anderen Bächen im Fricktal wurde bislang keine Krebspest festgestellt. Das Sperrgebiet ab der Gemeindegrenze Hornussen/Bözen bis an die Mündung der Sissle in den Rhein bleibt aber vorerst weiterhin bestehen, erklärte Florian Randegger, Fachspezialist Fischerei (kantonales Departement Bau, Verkehr und Umwelt), auf Anfrage dieser Zeitung. „Das Sperrgebiet hat noch Bestand“, sagte er. Ende August sollen die betroffenen Abschnitte neu begutachtet werden, eine Neubeurteilung soll im September 2021 folgen, so Randegger.
In der Sissle sei die Krebspest zum ersten Mal festgestellt worden. Als Ursache nennt er die ursprünglich aus Amerika stammenden Signal- und Kamberkrebse, die im Rhein sowie in der Wehra leben. Diese seien natürliche Wirte und Überträger der Krebspest, gegen die sie selbst immun sind. Einheimische Krebse sterben jedoch daran, was zu einem Rückgang ihrer Population führt. „Die Krankheit breitet sich von unten her im Gewässer aus“, erklärt Florian Randegger.
Deshalb sei es wichtig, die betroffenen Gewässer nicht zu betreten, weil dadurch die Sporen aufgewirbelt und verbreitet werden. Um das Auftreten der Krebspest in Seitenbächen des Rheins zu verhindern, können Krebssperren errichtet werden. Eine solche besteht zum Beispiel am Etzgerbach, der gegenüber Luttingen in den Rhein fließt. Auch im Finsterbach und im Zieggraben, zwei kleine Zuflüsse der Wehra, bestehen Krebssperren.
Die von der Krebspest bedrohte Art Steinkrebs, die in Baden-Württemberg vorkommt. Dieses Exemplar stammt aus dem Etzgerbach gegenüber Luttingen (Gemeinde Laufenburg).
| Bild: Peter Schütz
Wie ist die Situation auf der deutschen Seite? Tobias Herrmanns, Sprecher des Landratsamtes Waldshut gibt Antworten