Brandenburger Tor, Wannsee, Berliner Weiße, Schokoladenhaus, Nürnberger Rostbratwürste und Frankenschorle – Joachim Sondermann hat auf seiner Reise von Weilheim nach Berlin und zurück einiges gesehen, erlebt und genossen. Und das alles mit dem Neun-Euro-Ticket. Nach seiner Rückkehr, hat er seine Erlebnisse aufgeschrieben und dem SÜDKURIER geschickt.
Das Schokoladenhause am Gendarmenmarkt
Der SÜDKURIER-Artikel zum Thema Fernreisen mit dem Neun-Euro-Ticket habe ihn zu dieser spannenden Bahnreise inspiriert. Spontan habe er sich dazu entschlossen, in die Bundeshauptstadt zu reisen, um vor allem seinen alten Schulfreund Jürgen Rausch zu besuchen. Der ist kein Geringerer als der Besitzer des bekannten, gleichnamigen Schokoladenhauses am Gendarmenmarkt in Berlin. Das weltweit größte, wie das Familienunternehmen auf seinen Internetseiten schreibt. 33 Jahre hätten sich die beiden nicht gesehen.
Doch das war nicht alles. Sondermann: „Ich wollte auch erfahren, was man erlebt, wenn man mit regionalen Zügen eine Fernreise unternimmt.“ Das Neun-Euro-Ticket war für ihn ein willkommener Anlass. Mit einem Schmunzeln berichtet er: „Das Ticket am Fahrkartenautomaten zu kaufen, war denkbar einfach.“
Sondermann nutzte alles, was mit dem Neun-Euro-Ticket möglich ist: Bahn und Bus, S- und U-Bahn und ein Fährschiff.
Abfahrt in Tiengen nach Berlin-Lichterfelde
Der Reihe nach. Die Busfahrt von Weilheim nach Tiengen fiel aus. „In den Schulferien fährt kein Bus von Weilheim nach Tiengen“, erklärt Sondermann. So ließ er sich mit dem Auto nach Tiengen bringen, pünktlich um 6.34 Uhr ging die Bahnreise nach Berlin-Lichterfelde Ost los. „Alles lief planmäßig und pünktlich“, wie er erzählt.
Auch der Schienenersatzverkehr nach Rottweil wegen der Brücken-Baustelle in Engen trübte seine Laune nicht.
Ankunft am Ostbahnhof von Berlin Lichterfelde um 20.28 Uhr: Die lange Fahrzeit von fast 14 Stunden mit acht Mal umsteigen habe ihm als begeisterter Bahnreisender nichts ausgemacht.
Mit dem Bus zu Berlins Sehenswürdigkeiten
Tag zwei: Mit den Buslinien 100 und 200 habe er viele bekannte Sehenswürdigkeiten der Bundeshauptstadt angesteuert. Am Brandenburger Tor ließ er sich fotografieren. „Mit der S-Bahn umrundete ich einmal die größte Stadt Deutschlands, mit der U-Bahn fuhr ich in die Stadtmitte, um im Schokoladenhaus Rausch am Gendarmenmarkt meinen alten Schulfreund nach 33 Jahren wiederzusehen.“ Mit dem Genuss eines Bechers Plantagen-Trinkschokolade.

Mit dem Fährschiff über den Wannsee
. . . und dann fahren wir zum Wannsee. Noch am Abend fuhr er raus zum See. Er stieg auf das Fährschiff der Berliner Verkehrsgesellschaft nach Kladow. Mit einem Augenzwinkern erzählt er weiter: „Um dort in einem der gemütlichen Gartenlokale eine Berliner Currywurst und eine erfrischende Berliner Weiße zu genießen.“ Ein herrlicher Sonnenuntergang habe ihn zurück nach Wannsee begleitet.
Start der Heimreise in Lichterfeld West
Um 6.20 Uhr trat er am dritten Tag am Bahnhof Lichterfelde West seine Rückreise an.

Um 7.08 Uhr ging‘s ab dem Bahnhof Berlin Alexanderplatz weiter nach Roßlau an der Elbe.

Die Rückreise sei nun nicht mehr so reibungslos verlaufen. Es habe Verspätungen in Leipzig und Nürnberg gegeben. Grund: Überfüllte Züge. Den Anschluss nach Donauwörth erreichte er nicht mehr. Damit habe er keine Chance mehr gehabt, den Hochrhein mit Regionalzügen noch am selben Tag zu erreichen. „Also hing ich in Nürnberg mit meinem Neun-Euro-Ticket fest.“
Er verbringt noch eine Nacht in Nürnberg
Schwamm drüber, Sondermann reagierte flexibel und machte das Beste daraus: Er buchte im Intercityhotel ein günstiges Zimmer, genoss den sommerlichen Abend in der romantischen Nürnberger Altstadt bei Rostbratwürsten mit Sauerkraut und einer großen Frankenschorle. Die stehe nun auch auf der Getränkekarte des heimischen Gasthauses in Weilheim.
Durch den Schwarzwald nach Seebrugg
So machte sich der Weilheimer einen Tag später als geplant endgültig auf die Heimreise – über Stuttgart nach Rottweil. „Wegen des Southside Festivals in Tuttlingen und des Schienenersatzverkehrs nach Singen wählte ich die romantische Strecke über Villingen, Titisee nach Seebrugg.“ Wo ihn seine Frau gegen 13.30 Uhr mit dem Auto abholte.

Seine Empfehlung: Bahnreisen nur zu näheren Zielen
Sein Fazit: Wer mit dem Neun-Euro-Ticket eine Fernreise plane, solle eine gute Kondition, keine Platzangst, wenig Gepäck und viel Zeit haben. Sondermann: „Das Neun-Euro-Ticket ist ja auch für regionale Strecken gedacht.“ Für ihn das größte Übel: Die übervollen Züge. Sie seien der Hauptgrund für die Verspätungen gewesen.
Damit das günstige und umweltfreundliche Bahnfahren in Zukunft Freude bereite, solle man mit dem Neun-Euro-Ticket im Regelfall nur in der näheren Region unterwegs sein. Es sei ratsam, nur Fahrziele auszuwählen, die mit höchstens zweimaligem Umsteigen zu erreichen sind. „Für weitere Fernreisen mit der Bahn empfehle ich, weiterhin die IC- und ICE- Verbindungen frühzeitig zu buchen, um entspannter an weiter entfernteren Zielorten anzukommen“, schreibt er abschließend.