Die kinderärztliche Versorgung in der Region bereitet vielen Eltern große Sorge. 60 Prozent der Kinder- und Jugendärzte im Kreis sind älter als 60 Jahre. Nach den Praxisschließungen in Tiengen und Laufenburg hat sich die Lage schlagartig zugespitzt.
Sechs-Punkte-Plan soll langfristigen Erfolg bringen
Nach dem zweiten Treffen der Runde präsentieren die Initiatoren nun einen Katalog von Verbesserungsvorschlägen. Klar sei: Viele dieser Maßnahmen werden erst mittel- bis langfristig ihre Wirkung entfalten. Dennoch soll gerade die Vielzahl von Ansatzpunkten dazu beitragen, Abhilfe zu schaffen.
Weniger Verwaltungsaufwand und mehr Verlässlichkeit
Ein grundlegender Faktor sei demnach die Verringerung der Verwaltungsaufgaben in den Kinderarztpraxen. In Zusammenarbeit mit dem Schulamt sei zum Beispiel schon ein Ansatzpunkt entwickelt worden, heißt es in einer Mitteilung des Landratsamts. Demnach soll die Zahl der Atteste, die Ärzte unterschreiben müssen, reduziert werden.

Darüber hinaus fordern Landrat Kistler und seine Mitstreiter insbesondere mehr Zuverlässigkeit bei der zentralen Terminvergabe-Nummer 116117 der Kassenärztlichen Vereinigung. Die Erreichbarkeit der Nummer sei „unbefriedigend“, so Kistler. Er appelliert dringend an die KV, „frühere Standards wiederherzustellen“. Konkret fordert er die Rückführung der Nummer an die Leitstelle des Landkreises.
Kompetenzen der Eltern sollen gesteigert werden
Ein wesentlicher Faktor nach Dafürhalten des Runden Tisches ist, „die Kompetenz der Eltern in Sachen Gesundheit“ zu stärken. Laut Mitteilung des Landratsamts sieht gerade der nach Albbruck umgesiedelte Kinderarzt Michael Netzhammer hier einen wichtigen Ansatzpunkt. Hier verweisen die Vertreter des Runden Tisches auf Vortragsreihen verschiedener Stellen in der Region, sowie Gesundheitsbildungs-Angebote der Krankenkassen.
Nicht zuletzt müsse mehr getan werden, um Online-Angebote auszubauen, lautet eine Forderung von Martin Gruner. Denn auch dadurch könnten die Praxen entlastet werden: „Wir müssen mehr tun im Bereich der Telemedizin und Angebote bündeln, damit sie besser genutzt werden können.“ Eine bessere Bewerbung soll dazu beitragen, diese Angebote bekannter zu machen.
Bessere Ausbildungsmöglichkeiten und Nutzung persönlicher Kontakte
Dreh- und Angelpunkte bleiben aber die Themen Ausbildung und Anwerbung von Kinderärzten – zwei Ansatzpunkte, die vor allem auf die Zukunft zielen. Die Ausbildung neuer Ärzte müsse regional attraktiver gestaltet werden. Vor allem brauche es aber auch mehr Geld zur Finanzierung von Weiterbildungsstellen.
Aktuell sei ein Kassensitz im Bereich Kinder- und Jugendmedizin frei, heißt es in der Mitteilung des Landratsamts dazu. Es bestehe also dringender Handlungsbedarf, wie Laufenburgs Bürgermeister Ulrich Krieger betont. Um vakante Arztsitze wiederzubesetzen, wollen die Initiatoren des Runden Tisches verstärkt persönliche Netzwerke nutzen, um zügig geeignete Kandidaten zu finden.
Das zweite Treffen der Teilnehmer des Runden Tisches soll übrigens längst nicht das letzte gewesen sein. Noch vor den Sommerferien ist eine weitere Sitzung geplant.