Wenn etwas unter dem Titel „Modellversuch“ oder Pilotprojekt“ läuft, dann bedeutet das: Nichts ist fix, alles ist offen. Nach der überraschenden Vor-Ort-Coronaimpfung diese Woche in Rickenbach steht aber zumindest soviel fest: Der Blitz-Impftag für die über 80-Jährigen war erfolgreich. Als Folge wird der Modellversuch am kommenden Montag in Häusern in größerem Rahmen wiederholt. Und: Die Zeichen stehen gut, dass die Ü80er-Impfungen auf den Dörfern zu einer Art Dauereinrichtung im Landkreis werden könnte. Allerdings hängt es, wie immer in dieser Pandemie, am Impfstoff. Ob es den gibt, das soll sich nächste Woche entscheiden.
Das ist der aktuelle Stand
Landrat Martin Kistler, Dezernatsleiterin Caren-Denise Sigg sowie der Impf- und Pandemiebeauftragte des Landkreises, Olaf Boettcher, zogen gestern bei einem Pressegespräch ein Zwischenfazit zum Impfstand im Landkreis. Die Vor-Ort-Impfung im Rickenbach schafft für den Landkreis eine komplett neue Situation. Denn der Mediziner Boettcher hat mit dem kurzfristigen Versuch in Rickenbach Fakten geschaffen, die auch das Sozialministerium gutheißt. „Wohnortnähe“, heißt in Stuttgart heute die Devise für die Impfung der Ü80er.
Woher sollen die Impfdosen kommen?
Die sollen aus dem übergeordneten Zentralen Impfzentrum Freiburg (ZIZ) kommen. 400 Impfdosen sollen es in der Woche sein. Die kamen vom ZIZ Freiburg zwar schon seit Anfang Januar, wurden aber für Bewohner und Mitarbeiter in Altenheimen benötigt. Das Erfreuliche: „Mit der Impfung in den Heimen sind wir kommende Woche komplett durch“, freut sich Landrat Kistler. Damit wären die 400 Dosen frei. Nur, ob Freiburg nach Abschluss der Heimimpfungen weiterhin wöchentlich 400 Dosen in den Landkreis liefert, wird sich kommende Woche entschieden, sagt der Impfbeauftragte Boettcher. „Aber es sieht sehr gut aus, dass es weitergeht“, ist er optimistisch.
Wie sähe dann die Aufteilung in den Gemeinden aus?
Wenn Boettchers Optimismus berechtigt ist, wird es weitere Impfungen auf den Dörfern im Landkreis geben. Die Raumschaften seien aber noch nicht genau abgesteckt, sagte Landrat Kistler. Für den erweiterten Modellversuch Häusern habe man sich zunächst am Kreistagswahlbezirk orientiert. „Alles hat schnell gehen müssen“, verteidigt der Landrat den etwas unkommoden Zuschnitt. Denn auch er weiß, dass der Weg etwa von Herrischried noch Häusern nicht grad der kürzeste ist.
Für weitere Impfungen in Wohnortnähe kämen beispielsweise der Bereich Bad Säckingen/Wehr in Frage, möglich sei auch ein Cluster mit Murg, Laufenburg und Albbruck oder Klettgau/Jestetten. Einen eigenen Vor-Ort-Impftermin für den Bereich Waldhut/Lauchringen werde man wegen der Nähe zum Kreisimpfzentrum Tiengen nicht anbieten. Die beschriebene Aufteilung stehe jedoch noch nicht fest. Denn erst wolle man die Entscheidung über die Impfzusage kommende Woche abwarten.
Warum Modellversuch in Rickenbach und Häusern?
Warum ausgerechnet Rickenbach und Häusern die Orte der Modellversuche wurden, erklären die Verantwortlichen so. Da die Initiative vom Pandemiebeauftragten Olaf Boettcher ausging, hat er für das erste, kleinere Pilotprojekt die Standortgemeinde seiner Hotzenwaldpraxis genommen. Kurze Wege, ein schneller Draht zum Bürgermeister und die Sicherheit, das es dort klappt, beschreibt Boettcher seine Entscheidung. Und wie wurde der zweite, größere Modellversuch in Häusern ermittelt? „Im Losverfahren“, erklärt Landrat Kistler. Das Los sei auf St. Blasien gefallen. Da habe man sich in der Raumschaft für die Halle in Häusern entschieden vor allem wegen der guten Parkmöglichkeiten. Das Losverfahren werde wohl auch künftig die Entscheidungsgrundlage sein, wenn es mit den Impfreihen auf den Dörfern weitergehen sollte, fügt Kistler hinzu.
Wer wird vor Ort geimpft?
Das Impfangebot richtet sich in erster Linie an jene Ü80er, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Wie das ausgewählt und kontrolliert wird, können Kistler und Boettcher nicht sagen. Letztlich bleibt es also ein Appell an die gesunden Senioren, den Gebrechlichen den Vortritt zu lassen.