Im Rahmen einer bundesweiten Protestaktion der Bewegung Maria 2.0 haben am Sonntag mehrere Frauen in Bad Säckingen und Murg sieben Thesen an die Portale einiger Kirchen angeschlagen. Vor der virtuellen Vollversammlung der Deutschen Bischöfe, die von Dienstag, 23., bis Donnerstag, 25. Februar, stattfindet, möchten die Frauen damit ihre Forderung nach Veränderungen in der Katholischen Kirche unterstreichen.

Die Aktion nimmt Bezug auf Martin Luther, der am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Schlosskirche von Wittenberg angeschlagen haben soll. Allerdings möchte Maria 2.0 die Parallelen nicht überbetonen: Ob jenes Ereignis wirklich stattfand, ist umstritten, aber zweifellos setzte Luther eine große Reformbewegung in Gang, auch wenn er deren Tragweite kaum absehen konnte und eine Spaltung der Kirche ursprünglich nicht beabsichtigte.

Eine Spaltung möchten auch die Frauen von Maria 2.0. nicht: „Wir alle sind in der Katholischen Kirche aktiv, und uns liegt die Zukunft der Kirche am Herzen“, erklärten die Pfarrgemeinderätinnen Waltraud Wunderle (Wallbach), Andrea Koubik (Heilig Kreuz) sowie Christine Wurche, die für den Thesenanschlag am Münster verantwortlich waren. Ein wenig Aufmüpfigkeit durfte aber sein: „Wir haben die Thesen auch im Münster ausgelegt, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen“, verrieten die Frauen, denen ein Zitat aus dem aktuellen „Wort zum Sonntag“ besonders gefiel, nämlich der „Dank an alle, die mit Ausdauer stören“. Auch mit dem Motto „Auftreten statt austreten“ könne sie sich identifizieren, so Andrea Koubik.

Entsprechende Thesenanschläge fanden auch an den Kirchen St. Maria zum Schnee (Wallbach), Heilig Kreuz (Bad Säckingen), St. Magnus (Murg) sowie an der Kirche von Niederhof statt. Die Aktion sollte zwar auf die Anliegen von Maria 2.0 aufmerksam machen, aber nicht provozieren. Das Thesenpapier war von so überschaubarem Format, dass manche Gottesdienstbesucher daran vorbeigingen, ohne viel Notiz zu nehmen, während andere einen kurzen Blick darauf warfen. Beschwert hat sich in Bad Säckingen niemand.

Zu den zentralen Anliegen von Maria 2.0 zählt die konsequente Aufklärung, Verfolgung und Bekämpfung sexueller Gewalt. Die Frauen fordern auch einen „Zugang für alle Menschen zu allen Ämtern“ sowie eine Teilung der Macht, denn „in unserer Kirche haben alle teil am Sendungsauftrag“. Die Aufhebung des Pflichtzölibats und eine „wertschätzende Haltung gegenüber selbstbestimmter, achtsamer Sexualität“ sind weitere Punkte des Thesenpapiers.

Die Bad Säckinger Gruppe von Maria 2.0. ist recht aktiv und hat auch schon Eingang in den Wikipedia-Artikel gefunden. Im Mai 2019 hatten die Frauen links und rechts vom Münsterportal eine Klagemauer errichtet. Parallel zur Messe veranstalteten die Frauen damals im Pfarrgarten eine „etwas andere Maiandacht“. In der Adventszeit waren mehrere Andachten unter dem Motto „Lichtzeichen“ geplant. Eine konnte stattfinden, die anderen mussten wegen der Corona-Krise ausfallen.

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