Charlotte Fröse

In der katholischen Kirche gibt es für Frauen keine Möglichkeit, Bischof, Priester oder Diakon zu werden. Immer mehr Menschen, darunter viele Frauen, fordern nun in öffentlichen Diskussionen ein Umdenken und eine Öffnung für die Frauenordination. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER berichtet Schwester Susanne Schneider, Theologin und Ordensfrau in der Gemeinschaft der Missionarinnen Christi, über Gleichberechtigung in der Kirche und ein Mitgestalten auf allen Ebenen.

Dies fordern Frauen seit langem, besonders seit 2019 überall in Deutschland unter anderem auch Pfarrgemeinderäte der Seelsorgeeinheit Laufenburg-Albbruck und Frauen aus der Region, anlässlich der Aktion „Maria 2.0“ im vergangenen Jahr in Bad Säckingen.

Fakt ist, laut Anweisung aus Rom: „Frauen dürfen in der römisch-katholischen Kirche nicht zum Priester geweiht werden.“ Es ist nicht neu, dass dieses Thema seit etlichen Jahren von vielen Menschen immer wieder aufgegriffen und in Frage gestellt wird. Schwester Susanne Schneider ist aufgewachsen in Laufenburg und lebt derzeit in München. Sie ist eine der Frauen, die sich zusammen mit weiteren Ordensschwestern sehr engagiert für eine Gleichstellung von Mann und Frau in Diensten und Ämtern der Kirche einsetzt.

„Das ist ungerecht“

Neuste Erfahrungen aus der Corona-Krise bestärken sie darin, dass eine Wende eintreten müsse. „Die klassische Konzeption, dass Männer wissen, wozu Frauen berufen sind, das kann nicht sein“, betont Schwester Susanne Schneider und sie fügt an: „Das ist ungerecht“. Schließlich verfügten, so wie sie, viele Frauen über eine ebenso klassische theologische Ausbildung wie Männer. „Frauen machen es nicht besser als ein Mann und sie retten auch nicht die Kirche, aber sie sollen gleiche Rechte haben und gerecht behandelt werden“, so ihre Aussage.

Mit dieser Forderung steht sie nicht alleine. Auch katholische Frauen der Seelsorgeeinheit Bad Säckingen-Murg haben im Mai vergangenen Jahres anlässlich der bundesweiten Aktion . Auch sie fordern eine andere, zukunftstaugliche Kirche. Eckpunkte sind unter anderem: Freier Zugang für Frauen zu allen Weiheämtern und die Aufhebung der Pflichtzölibats für Priester.

Vor rund einem Jahr erhoben anlässlich des Besuchs des Freiburger Erzbischof Stephan Burger auch in Laufenburg Pfarrgemeinderäte der Seelsorgeeinheit Laufenburg-Albbruck ihre Stimme und übten Kritik an der derzeitigen Kirchenpolitik. Pfarrgemeinderat Peter Meister forderte damals ein Umdenken, auch im Hinblick auf immer größere Pfarreien, die oft nicht mehr mit Priestern besetzt werden können. Meister betonte, dass viele Gläubige das Festhalten „an einem von Männern zementierten Kirchenrecht und Dogmen“ nicht mehr nachvollziehen könnten.

Ordensfrauen mischen sich ein

Frauen hätten viel zu lange das klassische Rollenbild hingenommen und zu spät gelernt, auf ihre Begabung und Berufung aufmerksam zu machen, argumentiert Schwester Susanne Schneider. Neu in der Bewegung um Gleichberechtigung der Geschlechter ist, dass sich nun auch Ordensfrauen verschiedener Gemeinschaften in diese Diskussion aktiv einmischen.

So auch zehn Schwestern aus dem Großraum München, die sich unter dem Namen „Ordensfrauen für Menschenwürde“ zusammengefunden haben. Unter ihnen ist Susanne Schneider. Die Gruppe hat den Text „Fülle in der Leere“ veröffentlicht und sich damit in die Diskussion eingebracht und Stellung bezogen. Der Text, der im Juni im theologischen Feuilleton „feinschwarz.net“ erschienen ist, reflektiert die Herausforderungen an die Gottesdienstgestaltung über die Osterfeiertage in der Corona-Pandemie. Während dieser Zeit war die Feier der Eucharistie mit einem externen Zelebranten untersagt.

Frauen feierten Gottesdienste ohne Priester

Die Forderungen nach einer Reform wurden zwar schon davor formuliert, aber einen Wendepunkt habe es in der Schwesterngemeinschaft gegeben, als sie vor der Situation standen, Gottesdienst ohne Priester feiern zu müssen, berichtet Schwester Susanne Schneider.

Die Schwestern nahmen in dieser Zeit als liturgisch gebildete Ordensfrauen die Gestaltung der Gottesdienste in den erlaubten Formen selbst in die Hand und feierten ohne die sonst starren Regeln Wortgottesdienste, mit Texten in heutiger Sprache. „Das waren ganz kostbare, berührende und spirituelle Momente“, erzählt Schwester Susanne Schneider.

Trotz zunehmender Kritik von Frauen aus aller Welt und guten theologischen, anthropologischen wie pastoralen Argumenten ist Rom derzeit nicht bereit, sich in der Frauenfrage zu bewegen. Dies hindert Schwester Susanne Schneider jedoch nicht daran, weiter für die Sache zu kämpfen, obwohl sie, realistisch betrachtet, nicht mit einer raschen Reform rechnet. „Es gibt noch viele dicke Bretter zu durchbohren, wir wollen aber die Hoffnung nicht verlieren und weiter dranbleiben“, so ihr Resümee. Für sie gibt es kein Zurück in die Kirche vor Corona.

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