Pirmin Kramer

Felix Meier ist ein Optimist. Für den Chef der Bierbrauerei Müllerbräu im schweizerischen Baden ist das Glas auch jetzt in der Coronakrise halb voll und nicht halb leer. „Natürlich mussten auch wir Kurzarbeit anmelden. Wir beliefern normalerweise 550 Gastrobetriebe, die derzeit fast alle zu sind.“ Alle Müllerbräu-Lastwagen und -Lieferwagen stehen still, die Fahrer sind zu Hause. „Aber ich bin sehr froh und dankbar, dass wir bisher nicht auf fremde Kredite angewiesen waren“, sagt Meier. Die konservative Finanzpolitik der vergangenen Jahre wirke sich nun positiv aus. „Ich habe schon in der Vergangenheit immer gesagt: Die Liquidität ist entscheidend. Das bewahrheitet sich nun.“

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Im Brauereijahr 2020 hat Müllerbräu ein Absatzminus von 21 Prozent verzeichnet. „67 Prozent unseres Umsatzes machen wir normalerweise in der Gastronomie, 12 Prozent an Grossanlässen. In beiden Bereichen haben wir kaum Umsatz generiert.“ Im laufenden Brauereijahr 2021, das im Oktober gestartet ist, liegen die Umsatzzahlen nun wenig erstaunlich deutlich tiefer als in anderen Jahren.

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Aus Sicht der Brauerei die gute Nachricht: Die Leute trinken deutlich mehr Bier zu Hause als vor Corona. Die Absatzsteigerung im Lebensmittel- und Einzelhandel beträgt 30 Prozent mehr als üblich. „Seit dem ersten Lockdown im März 2020 sowie auch seit dem vergangenen Herbst ist die Zunahme beim Privatkonsum augenfällig.“ Doch Felix Meier erklärt: „Wir können damit die Verluste nie und nimmer wettmachen, die uns wegen der geschlossenen Beizen entgehen.“ Mit der bisherigen Coronapolitik könne er leben, sagt Meier. „Eines aber ist klar: Es darf keinen dritten Lockdown geben. Das wäre fatal. Wenn das gesellschaftliche Leben wieder hochgefahren wird, wenn Restaurants wieder öffnen, dann muss es dauerhaft so bleiben“, sagt Meier. Jeder Lockdown sei mit großen organisatorischen Anstrengungen verbunden.

Kosten heruntergefahren

Seit Beginn der Krise hat das 1897 gegründete Unternehmen die Kosten massiv runtergefahren, einen Investitionsstopp beschlossen und neue Anlagen und Anschaffungen zurückgestellt. Dank der guten Liquidität hat Müllerbräu auch schon Kredite an Gastrounternehmen gegeben, damit diese über die Runden kommen: „Es gibt Verträge, aber nur mit Partnern, mit denen wir ein Vertrauensverhältnis haben. Das Geld muss zurückbezahlt werden, monatlich oder vierteljährlich. Und natürlich beinhalten die Verträge auch Getränkelieferverpflichtungen.“ Für das Jahr 2021 ist Felix Meier zuversichtlich. „Vor allem wegen des Sommers, der schon 2020 gut war. Wenn es wärmer wird, gehen die Leute wieder raus. Und ich bin zuversichtlich, dass wir die Lage dank der Impfung in den Griff kriegen.“