Egal ob Jung oder Alt, auf dem Wald oder am Rhein, im großen Waldshut-Tiengen oder im kleinen Ibach: Das Thema Gesundheit betrifft jeden Bürger im Landkreis Waldshut. Die medizinische Versorgung spitzt sich derzeit aber immer mehr zu: Ärzte werden immer älter, Nachwuchs ist in den meisten Fällen nicht in Sicht.

Medizinische Versorgung rückt in den Blick

Wie es aktuell um das Angebot für die mehr als 173.000 Einwohner steht, wie die medizinische Versorgung verbessert werden kann und woran es noch hakt, wollte der SÜDKURIER in seiner Wahlarena zur Kommunalwahl am 9. Juni wissen.

Dafür baten die Redaktionsleiter Markus Baier (Waldshut) und Justus Obermeyer (Bad Säckingen) die Vertreter der im Waldshuter Kreistag vertretenen Parteien zur Diskussion an einen Tisch.

Engagierte Diskussion (von links): Markus Baier, Manfred Weber (CDU), Michael Thater (Freier Wähler), Ruth Cremer-Ricken (Grüne), Rolf ...
Engagierte Diskussion (von links): Markus Baier, Manfred Weber (CDU), Michael Thater (Freier Wähler), Ruth Cremer-Ricken (Grüne), Rolf Rüttnauer (SPD), Klaus Denzinger (FDP) und Justus Obermeyer. | Bild: Laura Fülöp

Den Fragen stellten sich Manfred Weber (CDU), Michael Thater (Freie Wähler), Ruth Cremer-Ricken (Grüne), Rolf Rüttnauer (SPD) und Klaus Denzinger (FDP). Die AfD-Fraktion war ebenfalls eingeladen, hatte unter Angabe terminlicher Gründe aber abgesagt.

Diskussion über die Gesundheitsversorgung Video: Nico Talenta

Wer stellte sich der Diskussion?

Wie kann der Landkreis die medizinische Versorgung verbessern?

„Der Landkreis tut schon viel, Ärzte für den Landkreis Waldshut zu bekommen und diese auch zu halten. Und das nicht erst seit gestern“, sagte Manfred Weber. Gleichzeitig macht er darauf aufmerksam, dass der Kreis hier Aufgaben übernommen habe, obwohl er gar nicht für den ambulanten Bereich zuständig sei – wie etwa mit dem Kommunalen Ärzte-Forum.

Rolf Rüttnauer nannte mehrere Initiativen des Landkreises: Den neuen Studiengang für Physician Assistance (Assistenten, die bestimmte Aufgaben von Ärzten übernehmen können) und die Gründung eines Weiterbildungsverbundes. Zudem ist der Landkreis gerade auf dem Weg, Modellregion für die ärztliche Ausbildung zu werden.

Hier sei das langfristige Ziel, dass angehende Ärzte, die einen Teil ihrer Ausbildung im Landkreis absolvieren, sich auch dort niederlassen. „Mit unseren Initiativen, die kreisseitig gemacht wurden, sind wir auf einem guten Weg. Aber wir müssen uns sicherlich auch überlegen, ob noch Weiteres zu tun ist“, so Rüttnauer.

Ruth Cremer-Ricken (Grüne) und Rolf Rüttnauer diskutieren über die ärztliche Versorgung.
Ruth Cremer-Ricken (Grüne) und Rolf Rüttnauer diskutieren über die ärztliche Versorgung. | Bild: Laura Fülöp

Da der Beruf des Arztes immer weiblicher wird, müssen sich für Ruth Cremer-Ricken auch die Rahmenbedingungen ändern. Vor allem bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und den Betreuungsmöglichkeiten. „Wir müssen Frauen die Chance geben, den Beruf auch ausüben zu können“, forderte sie.

Klaus Denzinger will vor allem Medizinstudenten aus dem Landkreis in den Fokus nehmen. „Wir müssen uns fragen, wie wir es schaffen, diese angehenden Mediziner auch hier zu halten.“ Als Beispiele nannte er die gezielte Ansprache zur Übernahme einer Praxis oder finanzielle Anreize.

Sind Ärztehäuser die Lösung?

Laut Michael Thater ist auch jede Kommune selbst gefordert. Wie Lauchringen, Bad Säckingen und Wehr, die eigene Ärztehäuser gebaut haben. „Da müssen wir uns auch untereinander unterstützen“, forderte Thater. Allerdings wies er darauf hin, dass es für den Bau von Ärztehäusern bis heute keine Förderung vom Land gebe.

Rolf Rüttnauer (SPD) und Klaus Denzinger (FDP).
Rolf Rüttnauer (SPD) und Klaus Denzinger (FDP). | Bild: Laura Fülöp

Von einem gespaltenen Verhältnis zu Ärztehäusern sprach Klaus Denzinger: „Was nützt mir das Haus, wenn ich keine Ärzte habe?“, fragte der FDP-Kreisrat.

Was muss sich in der Gesundheitsversorgung ändern?

Einig waren sich alle Kreisräte, dass das Land mehr Studienplätze für Mediziner zur Verfügung stellen müsse. „Ansonsten werden wir das Problem nicht lösen“, so etwa Klaus Denzinger. Die aktuelle Anzahl der Plätze stamme noch aus einer Zeit, in der es eine Schwemme an Ärzten gab, die Umstände haben sich jetzt aber deutlich geändert. Und: „Mit Blick auf die Altersstruktur stehen wir erst am Anfang. Da kommt noch einiges auf uns zu.“

Klaus Denzinger (FDP) mit Moderator Justus Obermeyer.
Klaus Denzinger (FDP) mit Moderator Justus Obermeyer. | Bild: Laura Fülöp

Mehr Ärzte zu gewinnen, lasse sich aktuell laut Michael Thater nur durch gezielte Zuwanderung lösen. „Dann müssen wir aber auch als Einwanderungsland attraktiv werden.“ Und gerade hier seien laut Cremer-Ricken die Hürden mit Sprachprüfungen und Fachübersetzungen von Zeugnissen noch zu hoch.

Gibt es eine Alternative zur Kassenärztlichen Vereinigung?

Durch die Schließung der Notfallpraxis in Bad Säckingen und der Fusion der Kinderarzt-Notfalldienstbereiche Lörrach und Waldshut geriet die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg immer wieder in Kritik. Michael Thater forderte jüngst im Wehrer Gemeinderat die Abschaffung. „Das war ernst gemeint und hat sich auch verfestigt“, bekräftige der Wehrer Bürgermeister. Er sieht Teile der Aufgaben der KV, vor allem die Versorgung in der Fläche, eher beim Regierungspräsidium Freiburg.

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