Mit Blaulicht schlängelt sich der Rettungswagen durch viel befahrene Straßen. Am Steuer sitzt Max Neumann, Notfallsanitäter beim DRK Kreisverband Säckingen. Es ist bereits Nachmittag und Neumann ist auf dem Weg zu seinem dritten Einsatz an diesem Tag: Ein Mann ist in seinem Badezimmer ohnmächtig geworden, sein Nachbar hat den Rettungsdienst alarmiert. Was genau den Notfallsanitäter am Einsatzort erwartet, wird sich noch zeigen. Doch dazu später mehr.

Jeden Tag und rund um die Uhr sind die Sanitäter in der DRK-Rettungswache in Alarmbereitschaft.

Zwölf Stunden im Einsatz

Aber von vorne: Es ist noch dunkel, als die Tagschicht beim DRK Kreisverband Säckingen ihren Dienst beginnt. Zwölf Stunden lang ist Notfallsanitäter Max Neumann heute mit seinen Kollegen heute im Einsatz – von 7 bis 19 Uhr.

Notfallsanitäter Max Neumann im Rettungswagen
Notfallsanitäter Max Neumann im Rettungswagen | Bild: Morenz, Sabrina

In den ersten Minuten sammelt sich ein Teil des Teams in der gemütlichen Küche des DRK. Der erste Kaffee des Tages wird getrunken. Pro Tagschicht des Rettungsdienstes sind mindestens sechs Personen im Einsatz, zwei pro Fahrzeug, erklärt Notfallsanitäter Dirk Tolksdorf.

Die Einsatzkräfte fahren immer in unterschiedlichen Konstellationen zusammen, erklärt Tolksdorf: „In gleichen Teams schleichen sich schneller Fehler ein, aber man fährt auch nicht immer mit Freunden in der Schicht.“ Bei einer 48-Stunden-Woche im Rettungsdienst haben die Sanitäter in der Regel eine Vier-Tage-Woche, von Ausnahmen durchs Einspringen für andere abgesehen.

Spritzen, Ampullen und Verbandsmaterial

„Dann legen wir mal los, oder?“, ruft einer der Notfallsanitäter. Aufbruchstimmung in der Küche. Die erste große Aufgabe des Tages steht an: Der Fahrzeugcheck. Tägliche Routine.

Kontrolle des Rettungswagens Video: Morenz, Sabrina

Max Neumann kontrolliert den Rettungswagen mit der Nummer 1. Diesen wird er heute gemeinsam mit seinem Kollegen Stefan Wannags zu den Einsätzen fahren. Von elektronischen Geräten über Notfalltaschen bis hin zu Verbandsmaterial – alles wird genau überprüft.

Im Rettungswagen befindet sich auch eine Einsatztasche für medizinische Notfälle bei Kindern.
Im Rettungswagen befindet sich auch eine Einsatztasche für medizinische Notfälle bei Kindern. | Bild: Morenz, Sabrina

Durch die morgendliche Kontrolle stellen die Rettungssanitäter sicher, dass die Rettungsfahrzeuge für die kommenden Einsätze richtig ausgerüstet und bereit für den Einsatz sind.

Medikamente Video: Morenz, Sabrina

Beispielsweise für Einsätze wie den eingangs beschriebenen: Es gilt dem Mann zu helfen, der am nachmittag bewusstlos gefunden wurde.

Sobald der Pager Alarm schlägt, machen sich die Rettungskräfte unverzüglich auf dem Weg zum Einsatzort.
Sobald der Pager Alarm schlägt, machen sich die Rettungskräfte unverzüglich auf dem Weg zum Einsatzort. | Bild: Morenz, Sabrina

Ein unbemerkter Herzinfarkt?

Gut ausgestattet treffen Max Neumann und Stefan Wannags beim Patienten ein. Der Mann ist wieder bei Bewusstsein, aber fühlt sich nicht gut. Die Notfallsanitäter führen sicherheitshalber ein Elektrokardiogramm (EKG) durch und messen die Herzaktivität des Patienten. Das Ergebnis beunruhigt Neumann und Wannags: Handelt es sich um einen Herzinfarkt?

Ja, aber um einen, der vermutlich bereits Monate zurück liegt, vermutet der Notarzt der Bad Säckinger Wache. Er wurde von Neumann und Wannags zu dem Patienten dazu gerufen. Da der Mann ohnmächtig war, soll er sicherheitshalber in ein Krankenhaus gebracht werden.

Krankenhäuser sind überlastet

Da gibt es allerdings ein Problem: Aktuell seien viele Kliniken in der Umgebung überlastet, weshalb sich diese zeitweise von der Regelversorgung abmelden und keine Patienten mehr aufnehmen.

Das Klinikum Hochrhein in Waldshut hat sich abgemeldet. Auf Nachfrage gibt es die Information, dass der Patient nicht mehr aufgenommen werden kann. Auch im Lörracher Krankenhaus gibt es keinen Platz mehr für den Mann. „Das ist momentan echt nicht lustig“, verdeutlicht Neumann den Ernst der Lage.

Dann beginnt ein „Ping-Pong-Spiel zwischen den Kliniken“, wie Neumann es formuliert, und die Rettungskräfte müssten telefonisch versuchen einen Platz für ihre Patienten zu bekommen. „Der Druck ist da, die Leute liegen hier“, sagt Max Neumann. „Dann kann ich es mir nicht leisten, dass ich 20 Minuten telefonieren muss“, erklärt er frustriert.

Mit Blaulicht durch Bad Säckingen

So müssen die Notfallsanitäter auch am heutigen Tag mehrfach telefonieren. Schließlich versuchen sie es noch einmal in Waldshut. Und sie haben Glück – das Krankenhaus nimmt den Patienten doch auf. Die Fahrt auf der B34 wird ununterbrochen von Blaulicht und Martinshorn begleitet.

Die Straßen sind voller Autos, Fußgänger laufen noch schnell über die Straße und der Regen peitscht gegen die Windschutzscheibe des Rettungswagens.

Mit dem Rettungswagen durch Bad Säckingen.
Mit dem Rettungswagen durch Bad Säckingen. | Bild: Sabrina Morenz

Machen Blaulichtfahrten Max Neumann nervös? „Wir haben gerade Glück, es funktioniert“, sagt er über die aktuelle Verkehrslage. Dort wo er sich nicht auskennt, sei er schon mal gestresst. Aber ansonsten handle es sich für ihn um eine Routinetätigkeit.

Zwischen Routine und Adrenalin

Auch wenn die Retter oft nicht genau wissen, was sie am Einsatzort erwartet, gibt es bei den Einsätzen wiederkehrende Abläufe. So können die Rettungskräfte beispielsweise das ABCDE-Schema anwenden, welches ein systematisch und nach Prioritäten geordnetes Vorgehen ermöglicht.

Und goch gebe es auch für erfahrene Notfallsanitäter immer wieder Einsätze, bei denen „das Adrenalin kurz hochgeht“, wie Max Neumann beschreibt.

Kein Tag ist wie der andere

Der Patient wurde im Waldshuter Krankenhaus angenommen und die Notfallsanitäter kehren zur Wache zurück. Gegen 16.30 Uhr ist dann endlich Zeit für das Mittagessen. Heute sind es drei Einsätze für Neumann. „Man muss gucken, wann man seine Ruhepausen zwischendurch macht“, kommentiert er den wenig planbaren Tagesablauf. Es gebe allerdings auch ruhigere Tage.

Gerade die fehlende Planbarkeit und die damit verbundene Abwechslung sind Gründe, weshalb Max Neumann seinen Beruf gerne ausübt, wie er sagt. Seine Hauptmotivation als Notfallsanitäter sei jedoch sein großes Interesse für Notfallmedizin.

Medikamente sind im Rettungswagen ebenfalls mit dabei.
Medikamente sind im Rettungswagen ebenfalls mit dabei. | Bild: Morenz, Sabrina

Gibt es für ihn auch besondere Herausforderungen? „Es ist manchmal schwierig ruhig zu bleiben, wenn die Leute dreist sind“, gibt Neumann zu. Aktuell beschäftige ihn vor allem die angespannte Lage in den Kliniken und die teils große Anspruchshaltung der Menschen, denen er zur Hilfe eilt. Doch trotz aller Widrigkeiten: „Ich komme trotzdem morgens gerne her.“

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