Leony Stabla

Zwischen 30 und 40 Kunden besuchen an einem Samstagmorgen den Büchertausch. Solange es ruhig ist, nutzen Wolfgang Ehrl und Thomas Eichin die Zeit und räumen ein paar Bücher ein, die vorbeigebracht wurden. Heute sei zwar noch kein großer Schwung gekommen, so Ehrl, Kisten mit 200 bis 300 Büchern sind aber keine Seltenheit. Insgesamt warten hier etwa 3000 Bücher auf ihre neuen Besitzer.

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„Samstags geht es immer ein bisschen später los“, erklärt Ehrl. „Am Mittwochabend ist es genau umgekehrt, da kommt die große Schwemme gleich zu Anfang.“ Gemeinsam mit Ulrike Huber leitet er seit 2001 den Büchertausch, der vor rund einem Jahr in die neuen Räume in der Nollinger Straße gezogen ist. Drei helle Zimmer mit hohen Metallregalen, in denen die Bücher thematisch sortiert angeboten werden, präsentieren sich dem Besucher.

Von Sachbüchern über Romane bis hin zu Kinderbüchern ist jedes Genre vertreten. „Wir sind der Wohnbau immer noch unheimlich dankbar, dass wir diese Chance bekommen haben“, schwärmt Ehrl und sagt, dass die Besucherzahlen im Vergleich zu Nollingen relativ konstant geblieben seien. Ein paar Stammkunden sind weggeblieben, ein paar neue aus dem Stadtzentrum hinzugekommen. Allerdings habe man sich den Zustrom aus der Stadt größer vorgestellt, gibt er zu.

Es gibt auch ein saisonales Fach.
Es gibt auch ein saisonales Fach. | Bild: Leony Stabla

Als Grund vermutet er, dass auch nach einem Jahr immer noch Menschen nicht wissen, wo der Büchertausch untergebracht ist, vielleicht aber auch manche gar nicht wissen, dass man nichts bringen muss, um Bücher zu holen. „Man kann Bücher bringen, man kann Bücher holen oder auch beides“, erklärt Ehrl. „Die Bücher kosten auch nichts. Es gibt ein Spendenkässchen für die, die uns etwas geben möchten, aber das ist kein Muss.“

Jede Menge Kinderbücher

Da öffnet sich die Tür und eine Mutter mit zwei Kindern betritt den Büchertausch. Sie stellt eine Kiste auf den Tresen und lädt sie aus. Die Kinder scheinen sich auszukennen und verschwinden sofort in der Ecke mit den Kinderbüchern. Hier gibt es einen kleinen Tisch, an dem geblättert werden kann. „Kinderbücher haben wir jede Menge“, sagt Ehrl und bedauert, dass nicht viele Kinder kommen, um sie sich zu holen. Zwar finden sich seit dem Umzug mehr Familien als früher ein, doch noch zu wenig, um für alle schönen Kinderbücher neue Besitzer zu finden, ergänzt Huber und erzählt, dass sie gerade einen großen Schwung einem Projekt der Kita St. Josef gespendet haben. „Der Kindergarten möchte einen Büchertausch-Kühlschrank aufstellen“, erklärt sie.

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Auch für andere Institutionen legen die Mitarbeiter Bücher beiseite. So werden Bücher in Großdruck für das Bürgerheim reserviert und für das Kreiskrankenhaus sucht Huber monatlich Bücher heraus, mit denen sie die Regale der Leseecken füllt. „Ich achte dabei darauf, dass es nicht zu dicke Schinken sind und auch keine zu grausigen Krimis.“ Der Durchlauf an Krimis und Historischen Romanen ist besonders gut. Diese Bücher lieben die Leute, aber die wenigsten lesen sie mehrfach.

Immer wieder eine Perle entdecken

„Guten Morgen, ich gehe mal schauen, ob für mich wieder etwas dabei ist“, grüßt ein Herr und begibt sich in die Ecke mit geschichtlichen Büchern und Biographien. „Ich komme regelmäßig hierher“, erzählt er. „Mit der Zeit kennt man die Leute und ich finde es nett hier. Die Bücher sind gut sortiert und ich entdecke immer wieder eine Perle.“

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Zwölf Ehrenamtliche engagieren sich für den Büchertausch. Davon sind immer zwei zu den Öffnungszeiten Mittwochabend und Samstagvormittag anwesend. Alle eint die Liebe zu Büchern. „Wir stellen keine veralteten Fachbücher ins Regal“, betont Ehrl, aber es gebe leider auch Ladenhüter oder auch Bücher, die so oft abgegeben würden, dass man nicht alle ins Regal stellen könne. Als Beispiel nennt er „Die weiße Massai“ von Corinne Hofmann. „Manchmal bekommen wir Kochbücher, an denen noch das halbe Menü klebt“, erzählt Huber.

In den Büchern verbirgt sich manch Kurioses

Auch kaputte oder muffige Bücher seien bei den Spenden dabei, sagt sie und wünscht sich, dass die Leute die Bücher besser durchsehen. „Wir können nicht jedes Buch Seite für Seite durchblättern, bevor wir es ins Regal stellen.“ Und so kämen alle möglichen Dinge zum Vorschein, die die Leute als Lesezeichen benutzen. „Sogar Führerscheine haben wir schon gefunden.“

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Jetzt öffnet sich die Tür alle paar Minuten. Es wird voll im Büchertausch. An jedem Regal stehen Menschen und blättern. Viele Besucher kennen und grüßen sich, die Stimmung ist locker. Manfred Henle hat sich in eine Ecke zurückgezogen und sieht sich ein Buch an. Er findet immer etwas. Aus Schwörstadt kommt er extra in den Rheinfelder Büchertausch, um Ergänzungen für seine Sammlung zu suchen. Rund 2500 Bücher nennt der Pensionär sein Eigen.