Eine Gesellschaft ohne Ehrenamtliche ist kaum vorstellbar. Sie übernehmen Aufgaben, die für Hauptamtliche nicht zu leisten sind. Damit schließen sie Lücken, sowohl im zwischenmenschlichen Bereich wie auch in Organisation oder bei der Tatkraft. Ehrenamtliche kümmern sich um andere und helfen, das Miteinander zu gestalten. Viele in Rheinfelden sind bereit, einen Beitrag zu einer sozialen Stadt zu leisten, doch kaum einer kennt die Vielfalt der Einsatzgebiete. Wir stellen in einer Reihe Freiwillige und ihre Motivation vor, heute: Regine Hulin.
Ungewöhnlicher Beginn
Erst seit etwa einem Jahr, aber voller Eifer engagiert sich Regine Hulin in der Kinderbetreuung im Tutti Kiesi. Begonnen hat alles auf eine eher ungewöhnliche Art und Weise: Enkel Louis, der schon ein Jahr länger dabei ist, kam im vergangenen Jahr während der Sommerferienbetreuung nach Hause, baute sich vor seiner Großmutter auf und erklärte ihr, dass sie in der nächsten Woche einen Termin habe. „Im ersten Moment war ich total überrumpelt“, gesteht die 66-Jährige und erzählt, dass ihr Enkel sie einfach für die Nähstube angemeldet habe, weil dort Betreuermangel herrschte. Von 8 bis 12 Uhr sollte sie mit den Kindern werkeln. „Ich möchte nicht, dass du nur zuhause herumsitzt“, habe er gesagt und Nähen könne sie ja schließlich.
Nach reiflicher Überlegung beschloss Hulin, sich das Ganze einmal anzuschauen. „Irgendwie hat er ja recht, dachte ich mir“, gesteht die Rentnerin und erinnert sich, dass sie früher viel ferngesehen habe. Schon der erste Tag packte sie, und gegen Mittag rief sie ihren Mann an, erklärte ihm, wo er etwas zu Essen finden könne und blieb kurzerhand bis 16 Uhr. „Meine Fernsehsendungen haben mir gar nicht gefehlt“, sagt sie lachend.
Arbeit mit Kindern macht viel Spaß
„Mit den Kindern zu arbeiten macht mir riesigen Spaß“, schwärmt Hulin. Auch das Team findet sie toll. „Ich bin so froh, dass mein Enkel mich genötigt hat.“ Nach Ferienende beschloss Hulin, diesmal in Eigenregie, sich regelmäßig weiter für die Kinder zu engagieren und ist nun Teil der Betreuung für Kinder der Hans-Thoma-Schule Warmbach, die im Tutti Kiesi stattfindet.
Das Nähen hat sich die ehemalige Büro-Kauffrau selbst beigebracht, nachdem sie irgendwann eine Nähmaschine zu Weihnachten geschenkt bekam. Doch auch die vier Nähmaschinen der Kaltenbach-Stiftung sind bei ihren Angeboten immer ausgelastet. Ob Röcke, Taschen, Kissen, Smileys, Herzen oder Bommelmützen – Hulin lässt sich immer etwas einfallen, das sie mit den Kindern schneidern kann. Manche der Kinder seien noch nie an einer Nähmaschine gesessen, da müsse sie natürlich erst einmal ganz von vorne anfangen, andere seien inzwischen aber schon richtig gut und würden ihre selbst genähten Röcke auch regelmäßig stolz in die Betreuung anziehen und allen zeigen.
Kinder mögen die Arbeit mit Regine Hulin
Und auch Hulin selbst scheint bei den Kindern anzukommen. „Ein Mädchen hat mir mal einen Speckstein geschenkt, damit ich immer an sie denke“, erzählt sie und ist gerührt von dieser Zuneigungsbekundung. „Mir gibt das Freude, und ich blühe richtig dabei auf“, merkt sie selbst den Einfluss, den ihr Ehrenamt auf sie hat. „Wenn ich freitags im Tutti Kiesi bin, dann zehre ich das ganze Wochenende davon.“
Auch das Basteln hat sie neu für sich entdeckt und ist jetzt immer auf der Suche nach etwas neuem Kreativen, das sie mit den Kindern umsetzen kann. Hat sie etwas gefunden, besorgt sie die Utensilien und bekommt die Auslagen zurückerstattet. Für ihre Zeit und Arbeit hingegen möchte Hulin kein Geld. Wenn ihr Enkel ihr zwischendurch aber einen Kaffee vorbeibringt, sagt sie nicht nein. „Das ist Lohn genug für mich.“
Und auch in der Urlaubsplanung berücksichtigt Hulin ihr Ehrenamt jetzt, denn dieses Jahr fahren sie und ihr Mann außerhalb der Ferienzeiten weg. „Ich möchte unbedingt wieder bei der Ferienbetreuung dabei sein“, schwärmt sie und plant schon heute im Kopf die kreativen Angebote, die sie im Sommer mit den Kindern umsetzen möchte.