An diesem Nachmittag nieselt es von Zeit zu Zeit, doch die Sonne dominiert die wenigen grauen Wolken. Im Pausenzimmer des Grenzübergangs Rheinfelden-Autobahn treffe ich zwei imposant angezogene Charaktere: die Grenzwächter Andreas Honegger und Pascal Brem. Eingeschüchtert muss man von ihnen aber nicht sein – das heißt, wenn man keine artengeschützte Echse oder kiloweise Kaviar bei sich hat.
Mehr als nur Durchwinker
Andreas Honegger ist seit der Jahrtausendwende beim Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit angestellt. Vorher war er Landschaftsgärtner – er verbringt gerne Zeit draußen. Ihm gefällt, dass er als Grenzwächter mit allen möglichen Menschen zu tun hat, dass sein Arbeitsalltag abwechslungsreich ist und, dass er sich als Gruppenchef auf seine Kolleginnen und Kollegen verlassen kann. An seiner Seite ist heute Pascal Brem. Seit 2008 ist er beim Schweizer Zoll dabei und ist Equipenchef. Mit seiner Belgischen Schäferhündin Freya stellt er unter anderem sicher, dass keine Drogen, Elfenbein, geschützte Schlangen oder verbotene Krokodilledertaschen über die Grenzen gebracht werden. Auch er mag an seinem Job, dass kein Tag gleich ist und er so manche Überraschung erlebt. Er erzählt: „Etwas, das die Bevölkerung falsch einschätzt an unserem Beruf, ist: Wir würden nur herumstehen und die Autos durchwinken.“
Schlagstock und Handschellen
Die Grenzwächter haben einen großen Aufgabenbereich – sie arbeiten zum Teil eng mit der Polizei zusammen. Es ist durchaus möglich, dass ein Einbrecher verhaftet wird, jemand reanimiert werden muss, ein Auto auseinandergenommen oder jemand aus dem Rhein gerettet werden muss.
In der Ausbildung lernt man unter anderem das Zollrecht, das Ausländerrecht, Einsatztaktiken, den Umgang mit Zwangsmitteln – zum Beispiel Pfefferspray, Schlagstock und Handschellen –, wie man Kontrollen durchführt und vieles mehr.
Brems zusätzliche Ausbildung zum Hundeführer dauerte etwa drei Jahre. Freya ist daneben auch ein normaler Familienhund – obwohl sie eigentlich der Verwaltung gehört, geht sie nach jeder Schicht mit ihrem Chef nach Hause. Heute kommt sie zum Einsatz, als ein italienisches Auto verdächtig wirkt.
Fusselroller in Aktion
Nachdem alles gründlich beschnuppert wurde, darf Freya wieder an ihr Plätzchen. Nun werden die Autositze mit einem Fusselroller von ihren Haaren befreit, und der Fahrer darf seine Reise fortsetzen. Welche Autos herausgenommen werden, basiert auf verschiedenen Komponenten, sagt Honegger: „Es ist eine Kombination von Bauchgefühl und Erfahrung, die hier Erfolg bringt.“
Die Kontrollintensität variiert deshalb von Auto zu Auto. „Den Hund haben wir bei diesem Auto eingesetzt, weil der italienische Fahrer uns etwas erzählte, das uns stutzig gemacht hat“, erklärt Honegger.
Nun geht es weiter zum Zoll bei Stein-Säckingen. Auf dem Weg machen wir einen Zwischenstopp bei einem nicht ständig besetzten Grenzübergang. Die Grenzwächterinnen und Grenzwächter sind viel unterwegs – manchmal auch in Zivil. „Wir haben auch zivile Autos und, wenn wir in den Quartieren Kontrolle machen, tragen wir manchmal zivile Kleidung“, sagt Honegger.
Schmuggelware eher am Nachmittag und Abend
Bei jeder Tageszeit treffen Brem und Honegger auf etwas anderes. Am Morgen sind vor allem Grenzgängerinnen und Grenzgänger unterwegs. Vom Nachmittag bis in die Nacht sichern sie am meisten Schmuggelwaren und am Wochenende gibt es mehr alkoholisierte Fahrer als unter der Woche.
Natürlich muss zu jeder Zeit auf all dies geachtet werden. Der Straßenverkehr wird auch die ganze Schicht über kontrolliert. Bei so vielen Aufgaben, die gleichzeitig zu erfüllen sind, kann die langjährige Erfahrung eine große Hilfe sein: „Ich bin seit 20 Jahren im Fricktal und Pascal Brem ist hier aufgewachsen. Wir kennen das Gebiet sehr gut“, erzählt Honegger.
Esel, Schlangen und Kokain
Mittlerweile kennen die beiden sogar viele Grenzgänger, da diese tagtäglich mit dem Zoll in Berührung kommen. Doch Honegger und Brem haben schon viele exzentrische Personen angetroffen: Letztens fanden sie eine artengeschützte Schlange auf dem Beifahrersitz, manchmal entdecken sie kiloweise Kokain, einmal fanden ihre Kollegen einen Esel und im seltenen Falle wird auch Menschenschmuggel aufgedeckt.
Doch das sind nicht alltägliche Fälle, erklärt Brem: „Das, was Sie heute nicht sehen, ist die Büroarbeit. Auch die gehört zum Job – Rapport, Befragungen oder Anzeigen können viel Zeit in Anspruch nehmen.“