Dora Schöls

„Wie ihr unschwer erkennen könnt, bin ich Schweizer. Sagt Bescheid, wenn ihr mich nicht versteht.“ Schon in der Begrüßung beim ersten internen Unterricht in diesem Ausbildungsjahr ist die binationale Struktur von Energiedienst Thema.

Der Referent erzählt den rund 50 Auszubildenden an diesem Morgen von den Tochterunternehmen der Energiedienst. Alles virtuell, wegen Corona, aber Umbricht gibt sich Mühe, den Unterricht trotzdem interaktiv zu gestalten. Wie sich wohl die Auftragslage entwickelt? Was sind die Vorteile eines Blockheizkraftwerks?

Das von Energiedienst betriebene Kraftwerk Rheinfelden. Links Industrieanlagen in Rheinfelden auf deutscher Rheinseite.
Das von Energiedienst betriebene Kraftwerk Rheinfelden. Links Industrieanlagen in Rheinfelden auf deutscher Rheinseite. | Bild: Energiedienst

Zur Energiedienst-Gruppe gehören neben den Standorten in Rheinfelden und Laufenburg – mit dem Grenzverlauf mitten durch die Kraftwerke – auch Tochterunternehmen auf beiden Rheinseiten. Um diese geht es in der ersten virtuellen Ausgabe des monatlichen Unterrichts, mit dem die Azubis ihr Unternehmen besser kennen lernen sollen, erklärt Lara Steinegger, mit Anja Milanovic zuständig für die kaufmännische Ausbildung.

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Industriekaufleute, Elektroniker, Lagerlogistiker: Energiedienst bildet in verschiedenen Berufen aus. Dabei sind jeweils Stationen an Standorten auf beiden Rheinseiten vorgesehen, sagt Milanovic. Einige Bereiche seien eben in der Schweiz angesiedelt, der Einkauf, die Kommunikation, die Personalabteilung. Die sollen die Azubis auch kennenlernen.

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In den meisten Berufen bekommen die Azubis am Ende das Euregio-Zertifikat, das Berufserfahrung im Ausland belegt. Andere müssten hierfür extra ein Praktikum in einem anderen Unternehmen machen, so Milanovic. „Bei uns ist das schon mit drin.“

Auch junge Schweizer könnten eine Ausbildung bei Energiedienst machen. „Aber wir machen das nur, wenn wir geeignete Kandidaten finden“, sagt Milanovic. Schweizer seien oft noch sehr jung, wenn sie ihre Ausbildung anfangen. „Durch die binationale Struktur müssen unsere Azubis aber schon recht selbstständig sein.“ Sie müssten zum Beispiel selbst organisieren, wie sie zu den Einsatzorten kommen.

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„Schweizerdeutsch sollte man verstehen können“

Elena Macke, im zweiten Lehrjahr zur Industriekauffrau, arbeitet gerade in der Personalabteilung in Laufenburg. „Für mich macht das keinen Unterschied“, sagt die 22-Jährige. Da sie in Rheinfelden wohne, ändere sich nur der Fahrtweg. „Und das Büro in Laufenburg ist kleiner, familiärer“, ergänzt sie. Da sie aus Rheinfelden stammt, sei ihr kaum bewusst, dass die Schweiz ein anderes Land ist. „Am Morgen fahre ich halt über die Grenze.“ Aber Schweizerdeutsch sollte man schon verstehen können, sagt sie.

Gerade in der Personalabteilung haben die Azubis auch inhaltlich mit der binationalen Struktur zu tun, sagt Milanovic: deutsche und Schweizer Arbeitsverträge, Ansässigkeitsbescheinigungen für Grenzgänger. „Und im Einkauf muss man natürlich gucken, wo man was bestellt, wie es mit der Verzollung ist.“

„Anders waren nur die Steckdosen“

Auch die technischen Azubis haben mit der Binationalität zu tun. Fabian Sutter, im vierten Lehrjahr zum Elektroniker für Betriebstechnik, erzählt von seinen sechs Wochen bei einer Partnerfirma in Pratteln: „Da habe ich alles gemacht, was ich in Deutschland auch mache. Anders waren nur die Steckdosen.“

Eine sprachliche Herausforderung seien für den gebürtigen Rheinfelder nicht die Schweizer Kollegen, sondern die aus dem Elsass. Dass die Ausbildung anteilig in der Schweiz sein würde, habe er vorher nicht gewusst. Das hätte für ihn auch keine große Rolle gespielt, sagt der 20-Jährige.

Das gehe vielen so, sagt Milanovic. Die Ausbildung bei Energiedienst biete durch die binationale Struktur aber durchaus andere, vielleicht auch tiefere Einblicke: „Der Schweizer Aspekt ist immer mit drin. Für uns ist das alltäglich, wir denken immer automatisch für beide Länder.“ In der täglichen Zusammenarbeit spiele die Nationalität keine Rolle, kulturelle Unterschiede merke man keine. Nur einer ist dem 20-jährigen Azubi aufgefallen: Die Schweizer seien zwar gelassener – morgens zwischen 9 Uhr und 9.15 Uhr dürfe man sie aber nicht stören. „Da ist Pause.“