Stephanie Müller wünscht sich, dass es trotz Corona gerade für Kinder wieder einen Hoffnungsschimmer gibt. Die dreifache Mutter aus Eichsel setzt sich dafür ein, dass Sportvereine ihren Trainingsbetrieb für die Jüngsten wieder aufnehmen können – natürlich unter bestimmten Bedingungen. „Es ist mir wichtig, dass auch Kinder in dieser Zeit eine Lobby haben“, erklärt sie ihren Vorstoß in einem Gespräch mit der Zeitung.
Gemeinsam mit dem Stadtsportausschussvorsitzenden Rheinfeldens, Dieter Wild, und dem Lörracher Gemeinderatsmitglied Bernhard Escher hat sie einen Brief an das Landeskultusministerium verfasst, der der Zeitung vorliegt und den sie auch auf Facebook veröffentlicht hat. „Wir fordern eine rasche Lockerung im Bereich der Sportvereine, speziell beziehungsweise mit Priorität auf die Kinder“, heißt es darin. Als Begründung geben die Autoren an, dass Kinder „in besonderem Maße unter der schwierigen Gesamtsituation“ litten. Gleichzeitig seien ihre Bedürfnisse in der Prioritätenliste der Diskussionen um Lockerungen weit unten angesiedelt.
Das Angebot solle alle Sportarten betreffen, nicht nur Einzelsportarten, heißt es weiter in dem Schreiben vom 25. April. Auch im Teamsport sei es möglich, Körperkontakt zu vermeiden. Müller, deren achtjähriger Sohn selbst im SV Eichsel kickt, erklärt, wie sie sich ein solches Training vorstellen könnte: „Jedes Kind würde einmal in der Woche zum Training kommen, dann könnte in kleinen Gruppen von vielleicht fünf Kindern trainiert werden. Jedes Kind bekäme auf dem Sportplatz einen Bereich zugewiesen, in dem es sich frei bewegen kann. Ein Trainer könnte dann Übungen ohne Körperkontakt mit ihnen machen.“ Ein normales Training und das Spielen gegeneinander seien natürlich nicht möglich.
Ihr sei klar, dass dieses Vorhaben für die Vereine und alle Beteiligten einen großen Aufwand, viel Planung und konsequentes Handeln bedürfe, betont Müller. „Aber ich bin mir sicher, dass viele Vereine bereit wären, sich ein Bein auszureißen, damit das funktionieren kann.“ Klar sei aber auch, dass sie dabei Unterstützung bräuchten. So brauche es ein Grundkonzept mit Regeln, das von Städten und Gemeinden, die natürlich bei der Umsetzung mitziehen müssten, vorgegeben werden sollte. „Umkleidekabinen könnten zum Beispiel nicht benutzt werden, aber die Kinder können ja schon zu Hause ihre Sportklamotten anziehen“, nennt Stephanie Müller ein Beispiel für diese Regeln. „Und Familien, die sich nicht an die Regeln halten, wären halt raus.“
Den Ausschlag, dass sich die Mutter für eine vorsichtige Öffnung des Trainings einsetzt, habe der Entschluss gegeben, dass die meisten Kinder bis sicherlich 15. Juni – so lange gilt die aktuelle Corona-Verordnung Baden-Württembergs – nicht in die Schule oder in den Kindergarten gehen können. „Das muss für viele Familien wie ein Schlag ins Gesicht sein“, sagt Müller. Sie denke dabei weniger an ihre eigene Familie. Ihre Kinder im Alter von zwei Monaten und drei und acht Jahren könnten wenigstens im Garten spielen. „Doch nicht alle Familien haben einen Garten.
Müller hat sich auch Gedanken darüber gemacht, was bei einem solchen Training auf Abstand problematisch werden könnte. „Was ist, wenn sich ein Kind verletzt?“ Zwar sei das Risiko mangels Körperkontakt kleiner als normalerweise, aber es sei eben doch da. „Für diesen Fall wäre es am besten, wenn die Eltern, natürlich auch mit Abstand, beim Training dabei wären“, so Müllers Idee. „Sollte ihr Kind sich dann verletzten, könnten sie sich selbst um es kümmern.“