Nach der Delle in der Corona-Pandemie häufen sich in Rheinfelden nun wieder die Blechschäden: Die am Dienstag vorgestellte Verkehrsstatistik für die Stadt und ihre Teilorte verzeichnet 909 Unfälle. Bezogen auf den Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers – also mit Grenzach-Wyhlen und Schwörstadt – sind es 1206 Unfälle. 2021 hatte es in Rheinfelden 663 Mal gekracht, im Revierbereich 886 Mal. Die Steigerung stellte am Dienstag im Polizeirevier auch Leiter Manfred Geiges und seinen Stellvertreter Peter Hopfner vor Rätsel: „Wir können es uns nicht erklärten“, sagte Geiges.
Die nackten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 37,1 Prozent mehr Unfälle auf Rheinfeldens Straßen – das ist eine deutliche Zunahme. Davon stiegen die Unfälle mit Schäden um rund 42,3 Prozent, sogenannte Kleinstunfälle mit wenig Schaden um rund 37,9 Prozent. Ein besonders wichtiger und beunruhigender Wert: Unfälle mit Verletzten waren ebenfalls deutlich häufiger, 2022 gab es 125, im Vorjahr 103 – eine Steigerung um rund 21,4 Prozent. Insgesamt weist die Statistik in Rheinfelden und auch im Zuständigkeitsbereich des Rheinfelder Polizeireviers einen steileren Anstieg der Unfallzahlen aus als im Schnitt: Der Landkreis Lörrach verzeichnete 2022 einen Anstieg von rund 17,9 Prozent, das Gebiet des Polizeipräsidiums Freiburg eine Quote von rund 10,5 Prozent.
Die Verletzten
Damit stieg auch die Gesamtzahl der bei Unfällen Verletzten an: 165 Menschen wurden 2022 bei Unfällen in Rheinfelden verletzt, 2021 waren es noch 120. Leichtverletzte gab es 132 (im Vorjahr 102), Schwerverletzte 33 (im Vorjahr 18) – eine Steigerung um drastische 83,3 Prozent. Damit wurde auch der Fünf-Jahres-Mittelwert weit übertroffen. Immerhin: Tote gab es im vergangenen Jahr im Straßenverkehr Rheinfeldens nicht, 2021 war ein Todesopfer zu beklagen.
Deutlich häufiger (23 Mal statt 14 Mal) waren Motorradfahrer an Unfällen beteiligt. Diese Quote stieg tatsächlich um fast 156 Prozent an. Leicht gesunken ist dagegen die Zahl der Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern, von 52 auf 49 Fälle. Auch Unfälle mit Pedelecs und E-Bikes gab es weniger (15 statt 20) – auch wenn diese Zahl weiter über dem Fünf-Jahres-Mittelwert von zwölf Fällen liegt. Fußgänger waren 20 Mal an Unfällen beteiligt und damit häufiger als 2021 (13 Fälle). Spannend ist ein Blick auf die sogenannten Risikogruppen: Vor allem Senioren werden in Rheinfelden unverhältnismäßig oft in Unfälle verwickelt. 117 Mal waren ältere Menschen beteiligt (2021 waren es noch 93 Fälle). Junge Fahrer waren an 89 Unfällen beteiligt (2021: 74 Fälle) und Kinder an 17 (2021: acht Fälle).
Die häufigste Unfallursache war auch 2022 in der verkehrstechnisch oft anspruchsvollen Stadt Rheinfelden die Missachtung der Vorfahrt beziehungsweise Unvorsichtigkeit beim Abbiegen oder Rangieren. Als zweithäufigste Ursache hat die Polizei zu hohe Geschwindigkeit registriert, gefolgt von unzureichender Fahrtüchtigkeit, zu geringem Abstand und gefährlichen Überholmanövern.
Alkohol und Drogen waren im Bereich des gesamten Polizeireviers ebenfalls häufige Ursachen: Es gab 18 Unfälle unter Einfluss von Alkohol, zweimal hat es wegen Drogeneinwirkung gekracht. Die Polizei registrierte insgesamt 78 Fahrten unter Alkoholeinfluss, und auch diese Zahl stieg an: 2021 waren es noch 56. Unter Drogen wurden 65 Fahrer erwischt, diese Zahl sank von 75 Fällen im Jahr 2021.
In Rheinfelden lassen sich aus der Statistik für 2021 nur wenige Schwerpunkte herauslesen. Der fünfarmige Turbinenkreisel am Kreuz zwischen Autobahnzubringer, Karsauer Kreisstraße, B34 und Schildgasse bleibt der Knoten mit den häufigsten Blechschäden. Auch zwei Unfälle mit Verletzten gab es 2022 im Kreisel.
In der Statistik taucht als Schwerpunkt 2022 auch noch die B34 zwischen Herten und Wyhlen auf – dies, so Revierleiter Getiges, deshalb, weil sich diese Einordnung auf einen Zeitraum von drei Jahren bezieht. 2021 waren dort zwei Unfälle mit Schwerverletzten und – am Bahnübergang – das einzige Todesopfer zu beklagen. 2022 gab es hier keine schweren Unfälle. In Sachen Fußgänger-Unfälle lassen sich laut Polizei keine Unfallschwerpunkte erkennen, ebenso beim Blick auf Motorräder und Fahrradfahrer.
Die Unfallzahlen
Stadt Rheinfelden
- Unfälle insgesamt: 909 (2021: 663)
- Ohne Kleinstunfälle: 512 (375)
- Mit Schaden: 387 (272)
- Mit Verletzten: 125 (103)
- Verunglückte Personen: 165 (120)
- Leichtverletzte: 132 (102)
- Schwerverletzte: 33 (18)
- Tote: 0 (1)
- Steigerung insgesamt: Plus 246 (37,1 Prozent)
Polizeirevierbereich Rheinfelden
- Unfälle insgesamt: 1206 (886)
- Ohne Kleinstunfälle: 685 (508)
- Mit Schaden: 498 (372)
- Mit Verletzten: 187 (136)
- Verunglückte Personen: 236 (162)
- Leichtverletzte: 192 (129)
- Schwerverletzte: 44 (30)
- Tote: 0 (3)
- Steigerung insgesamt: Plus 320 (36,18 Prozent)