In Deutschland gab es 1979 gerade einmal 46 000 Golfspieler in 155 Golfclubs. Diese befanden sich in der Nähe von Ballungszentren und bekannten Kurorten. Auch in der benachbarten Schweiz gab es in den 1970er Jahren gerade einmal 29 Golfclubs. Der Großraum Südschwarzwald (das Dreieck Basel – Zürich – Freiburg) war für den Golfsport schwach entwickelt. Immerhin lebte damals in diesem Gebiet rund eine Million Menschen, aber dem Golfsport haftete noch das Etikett von „Elitär“ an.

Die Idee, eine Golfanlage in Rickenbach in einem abwechslungsreichen Gelände mit ausgezeichneter Luftqualität und gepflegter Gastronomie zu bauen, war unter diesen Gegebenheiten überaus weitsichtig. „Dies lässt erahnen, welcher Mut und Weitblick dazu gehörten, damals oben auf dem Hotzenwald eine Golfanlage zu planen und deren Bau gegen vielfache Widerstände durchzusetzen“, erklärte Wolfgang Bohn, Präsident des Rickenbacher Golfclubs in den Jahren 2004 bis 2012, anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Rickenbacher Golfclubs.
Dieser „Mut und Weitblick“ waren vor allem auf eine Person zurückzuführen: Günther Nufer, Bürgermeister der Stadt Bad Säckingen von 1971 bis 2004, hatte 1975 die Initiative zu dem Vorhaben unter dem Dach der „Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft Bad Säckingen, Herrischried, Murg und Rickenbach“ ergriffen. Grundlage für seine Überlegungen war ein Gutachten zur Verbesserung des Fremdenverkehrs in der Hotzenwaldregion. Ein Teil davon bestand aus einem Winterkonzept, aufgrund dessen in Herrischried die Eissporthalle entstanden war.
Günther Nufer erkannte, dass der Bau einer Golfanlage in der Region Hotzenwald zu einem touristisch gut vermarktbaren „Alleinstellungsmerkmal“ werden könnte. Drei Standorte kamen in Betracht: bei Hogschür (Gemeinde Herrischried), in Rickenbach und in Harpolingen. Aber in Harpolingen erwiesen sich die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern als, so Nufer, „sehr schwierig“. Nufer weiter: „Auch in Rickenbach war es nicht einfach. Aber der damalige Bürgermeister Fridolin Thoma war der Idee gegenüber aufgeschlossen.“ Außer Thoma, der bis 1983 Bürgermeister von Rickenbach war, unterstützten der damalige „Engel“-Wirt Heinz-Carol Sattler und Fridolin Albiez die Idee.
Doch der Widerstand der Grundstückseigentümer, überwiegend Landwirte, war erheblich. Nufer sagt: „Die Vorarbeiten waren schwierig, denn die Landwirte waren von den herumfliegenden Bällen nicht begeistert.“ Ähnlich äußert sich Rickenbachs Alt-Bürgermeister Georg Keller, damals Ratsschreiber unter Fridolin Thoma: „Als die ersten Gedanken geboren wurden, in Rickenbach einen Golfplatz zu bauen, stieß dies auf unterschiedliche Resonanz.“ Von totaler Ablehnung, weil in Rickenbach für den noch unbekannten Golfsport große Flächen verfügbar gemacht werden sollten, bis zur Befürwortung, weil man eine lukrative „dritte Fruchtfolge“ sah, gingen die Stimmen.
Die Gemeindeverwaltung habe die Gelegenheit, die mit einer Golfanlage verbunden ist, gesehen und sich mit großem Engagement für die Verwirklichung durch die Park-Golf Rickenbach Kurverwaltung GmbH Bad Säckingen & Co KG eingesetzt. Keller: „Insbesondere sah man die einmalige Chance für die Urlaubsregion Hochrhein-Hotzenwald, die im Aufschwung befindliche neue Sportart anzusiedeln. Gleichzeitig erkannte man vor allem die unwiederbringliche Gelegenheit, unsere Kulturlandschaft in diesem Bereich nachhaltig zu pflegen und Natur schützen durch Natur nützen in Einklang zu bringen und so unserer Heimat ein gepflegtes Erscheinungsbild zu geben.“
Günther Nufer entwickelte seine Idee unbeirrt weiter. Durch die Kurverwaltung Bad Säckingen, deren Geschäftsführer er war, ließ er am 14. Februar 1979 eine Information über die Gründung einer Park-Golf Rickenbach e.V. und den Bau eines Neun-Loch-Golfplatzes veröffentlichen. Am 6. März 1979 gab es im Kurmittelhaus Bad Säckingen eine erste Vorbesprechung.
Der Plan: Die Park-Golf Rickenbach Kurverwaltung GmbH Bad Säckingen & Co KG soll gegründet werden. Diese soll in Rickenbach einen Golfplatz bauen und betreiben. Die fertige Golfanlage soll dann an den Golfclub verpachtet werden. Dadurch, so die Idee, konnte der Club in der Anlaufphase von Managementaufgaben und Baukosten entlastet werden. Denn, so Nufer: „Am Anfang macht man mit Golf immer Verluste.“
Am 26. April 1979 fand in Bad Säckingen eine weitere Vorbesprechung zur Gründung des Golfclubs Rickenbach statt. Zu dem Zeitpunkt, so Nufer, bestand bereits weitgehend Einigkeit mit den Fachbehörden. Am 2. Mai 1979 erfolgte im Gasthof „Schwarzwaldmühle“ in Altenschwand dann die Gründungsversammlung des Golfclubs Rickenbach, ein eingetragener Verein, mit 40 Mitgliedern.
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So geht es nach der Vereinsgründung weiter
Nach der Gründung des Golfclubs 1979 wurde in die Hände gespuckt. Aber bis die Neun-Loch-Anlage eröffnet werden konnte, musste einiges ge- und verbaut werden. Vom 3. April 1982 an war der Platz bespielbar. Eine Woche vor der Eröffnung fand für die Anfänger das „Gute Hoffnung“-Turnier statt. Viel Prominenz war dabei, unter anderem der damalige Wirtschaftsminister Rudolf Eberle. Am 20. Juni 1982 konnte die Neun-Loch-Anlage mit dem Eröffnungsturnier um den „Pokal der Stadt Bad Säckingen“ offiziell eröffnet werden.
1986 erfolgte der Umzug des Clubhauses in die eigenen Räumen im neueröffneten Golf-Hotel (heute: Mutter-Kind-Kur-Klinik Hotzenplotz). Das Projekt zur Erweiterung des Golfplatzes auf 18 Löcher wurde im Juni 1988 durch die Aufnahme in den Flächennutzungsplan offiziell. Bis zum Baubeginn musste das dazu notwendige Land durch Kauf, Tausch oder Pacht erworben werden. Im Juli 1989 bestanden für 75 Prozent des benötigten Landes verbindliche Zusagen oder Notarverträge. Einerseits war es die Pleite des Golfhotels – obwohl bekannt war, dass Golfhotel und Golfclub nichts miteinander zu tun hatten – die viele Rickenbacher bei jeder Maßnahme im Zusammenhang mit Golf vorsichtig werden ließ. Bürgermeister Georg Keller versuchte, zu vermitteln: „Was da entsteht, ist ökologisch überaus wertvoller als der Ist-Zustand“, erklärte er, „viele wertvolle Naturflächen können dadurch erhalten werden.“ Im September 1993 stimmte der Gemeinderat dem Bauantrag geschlossen zu. Zuerst wurde die Unterführung zwischen Golfplatz und Driving-Range gebaut. Im Frühjahr 1994 begann der Umbau zur 18-Loch- Anlage, am 15. Juli 1995 wurde sie eröffnet. Das Clubhaus wurde 1998 fertig gestellt. Der Golfclub hat aktuell 700 Mitglieder. 60 Prozent sind aus der Schweiz, 40 Prozent aus Deutschland.
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