Es waren unmissverständliche Worte, mit denen Franz Häßle vom Männerchor Hotzenwald-Rickenbach den Neujahrsempfang der Gemeinde Rickenbach in der „guten Stube“ der Festhalle Willaringen eröffnete – er wünsche sich, dass angesichts der bevorstehenden Bundestagswahlen „die rechten Parteien eine Abfuhr erhalten. Wenn wir gemeinsam mit dem Herzen dabei sind und auf den gesunden Menschenverstand hören und nicht auf manipulierte Neuigkeiten aus dem Internet, werden wir auch dieses Jahr gut überstehen.“
Redner warnen vor Gefahren für die Demokratie
Gedanken, die Rickenbachs Bürgermeister Dietmar Zäpernick in seiner Neujahrsansprache gerne aufgriff. Mit deutlichen Worten kritisierte er vor dem Hintergrund vielfältiger Gefahren und des großen Leids in der Welt eine übermäßige Kultur des Pessimismus und der Verzagtheit in Deutschland: „In den USA schicken sich zwei Milliardäre an, noch reicher zu werden und gefährden als Oligarchen die Demokratie. In Russland mordet Putin immer weiter, im Gaza-Streifen sterben immer noch Menschen und es ist offen, wie es in Syrien weitergeht. Angesichts dessen erkennen wir nicht, wie gut es uns geht. Wir beschweren uns, klagen und jammern – vor lauter Kritik an der Ampel können wir auch nicht mehr sehen, was diese Bundesregierung an Gutem geleistet hat.“

Unmissverständlich schloss er sich angesichts der kommenden Wahlen seinem Vorredner an: „Herr Häßle hat mir aus dem Herzen gesprochen, machen sie von ihrem Wahlrecht gebrauch und ich möchte es ganz offen sagen: Wählen sie keinen Sch...!“ Dass er sich mit diesem Wunsch ausdrücklich an alle Bürger der Gemeinde richte, hatte Zäpernick zuvor bei der Begrüßung der zahlreich erschienenen Bürgerschaft zum Ausdruck gebracht: „Ich verzichte bewusst auf namentliche Begrüßungen, denn hier in Rickenbach sind mir alle Menschen gleich lieb und recht.“ Ausdrücklich dankte er allen Bürgern, „die sich beruflich und ehrenamtlich für unsere dörfliche Gemeinschaft eingesetzt haben“ – eine Danksagung, in die er auch die Mitarbeiter der Gemeinde einschloss, „da sie durch ihre oft unsichtbare Arbeit Rickenbach am Laufen halten.“
Bürgermeister lobt Maßnahmen zum Klimaschutz in Rickenbach
Den Rückblick auf das vergangene Jahr verband Zäpernick mit einem Ausblick auf das neue Kommende. Mit Nachdruck hob er hierbei vor dem Hintergrund des Klimawandels die hohe Bedeutung einer geplanten PV-Freiflächenanlage in der Gemeinde und die Ausweisung von Vorrangflächen für Windräder hervor – seien beide Beschlüsse des Gemeinderates doch von zentraler Bedeutung für den Klimaschutz. Zwar gelte es hierbei den Schutz des Landschaftsbildes und landwirtschaftlicher Flächen zu beachten, doch könne die Gemeinde auf diesem Wege dem rein kommerziell bestimmten Ausbau alternativer Energien gegensteuern.

Eine deutliche Abfuhr erteilte der Bürgermeister in diesem Zusammenhang den Kritikern des vom Gemeinderat in seiner Dezembersitzung auf den Weg gebrachten Bürgerwindrads auf dem Hoheneck: „Wenn der Beschluss des Gemeinderates für ein Bürgerwindrad und für Vorrangflächen zurückgenommen werden muss – und dafür gibt es Bestrebungen – dann Vorsicht, dann können kommerzielle Unternehmen darüber hinaus überall dort Anlagen installieren, wo dies gesetzlich erlaubt ist“, erklärte Zäpernick.
Gemeinden sind von Bürokratie und Unterfinanzierung belastet
In Verbindung mit dem Verweis auf große Zukunftsprojekte der Gemeinde wie dem Breitbandausbau und vorgesehene Straßensanierungen forderte Zäpernick von der Politik einen nachhaltigen Abbau der Bürokratie und eine Stärkung der Infrastruktur zugunsten von Wirtschaft, Industrie und Tourismus. „Der Dschungel an Fördermaßnahmen ist nicht mehr überschaubar und die Last der Bürokratie für die Gemeinden kaum mehr zu bewältigen“, erklärte Zäpernick, der darüber hinaus auch eine Neuordnung der Kommunalfinanzen anmahnte, da Städte und Gemeinden mittlerweile deutlich unterfinanziert seien.

Trotz mancher Sorgen, so Zäpernick abschließend, blicke er jedoch optimistisch in die Zukunft: „Wenn wir umdenken, bin ich zuversichtlich, dass wir die vor uns stehenden Herausforderungen meistern. Lassen sie uns zusammenhalten, damit wir Rickenbach vorwärtsbringen können.“
Umrahmt wurde der von der Feuerwehrabteilung Willaringen bewirtete festliche Neujahrsempfang von den mitreißenden musikalischen Beiträgen des Männerchores Hotzenwald-Rickenbach unter der Leitung von Claudia Moser und des gemischten Chörles unter der Leitung von Martin Angel.