Die Bundesregierung soll das vom Flughafen Zürich geplante Anflugkonzept wegen der Lärmbelastung für die deutschen Nachbarn ablehnen. Das fordert einstimmig der Waldshuter Kreistag. Landrat Martin Kistler bezeichnete die Resolution an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrinth als „kraftvolles Signal“. Nach dem gewünschten Konzept würden die Flugzeuge vor dem Ostanflug auf die Klotener Piste 28 über deutschem Gebiet aufgereiht.
Vor den Kreisräten untermauerte Umweltdezernent Jörg Gantzer die ablehnende Position des Landkreises mit Aussagen eines Gutachtens, das wegen des neuen Konzepts deutlich mehr Anflüge über die Landkreise Waldshut, Schwarzwald-Baar und Konstanz, 2000 bis 10 000 zusätzlich im Jahr, vorhersagt. Dabei geht es speziell um den Abend und besondere Wetterlagen. Dann wird von Osten (Raum Winterthur) auf die Ost-West-Piste angeflogen. Die Flugzeuge sollen zuvor über den Kreis Konstanz, beziehungsweise den Raum Hohentengen-Wutachtal zum Anflugpunkt bei Blumberg geführt werden, so die Pläne des Flughafenbetreibers.
Entlastung durch alternativen Ansatz
Als Alternative zum Zürcher Antrag präsentieren die Experten Professor Hartmut Fricke und Thorsten Fiedler eine Lösung, die mit dem beantragten System vergleichbar ist, die deutsche Seite aber deutlich entlastet. Für Landrat Kistler gibt es demnach nur eine Ablehnung der Zürcher Pläne und die Besinnung auf die „Stuttgarter Erklärung“, in der praktisch alle politischen Kräfte im deutschen Südwesten ihre Forderungen an den Klotener Flughafenbetrieb formulierten.
Für Kreisrätin Karin Rehbock-Zureich (SPD) ist der Beweis im Gutachten wichtig, dass der Flughafen sogar wachsen könnte ohne eine zusätzliche Belastung Deutschlands. Ein baldiger Termin bei Verkehrsminister Alexander Dobrinth sei wichtig, so die Ex-Bundestagsabgeordnete. Der Minister habe bereits zugesagt, dass er eine zusätzliche Belastung Südbadens ablehne, stellte Kreisrat Felix Schreiner (CDU) dazu fest. „Glücklich über das Gutachten“ – das auf der Internetseite des Landratsamtes zu finden ist – äußerte sich Kreisrat Martin Benz (CDU), Hohentengens Bürgermeister.
Den förmlichen Antrag, die geplante Betriebsreglementsänderung 2014 abzulehnen, stellte Unions-Fraktionssprecher Martin Albers, verbunden mit der Forderung, die Zahl der Nordanflüge auf 80 000 im Jahr zu begrenzen.
Von der CDU-Forderung, der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann solle gegenüber der Schweiz unmissverständlich einen Staatsvertrag nach deutschem Vorschlag verlangen, riet der parteilose Landrat ab. Kretschmann (Grüne) habe bereits das Ostflugkonzept des Flughafens abgelehnt. „Wir fühlen uns von der Landesregierung gut unterstützt“, stellte Martin Kistler fest.