Es ist noch keine zwei Wochen her, da hatten die Architekten der sanierten Waldshuter Stadthalle bei deren Eröffnung gesagt, das Gebäude müsse nun mit Leben gefüllt werden (Gerold Müller). Und bereits am Donnerstagabend war es soweit. Bei der Bürgerinformation zum Bürgerentscheid über die Zukunft des Waldshuter Freibades (21. Oktober) war das Gebäude mit reichlich Leben gefüllt.

400 Bürger kommen in die Stadthalle

Gegner und Befürworter tauschten nicht nur die bekannten Fakten aus, sondern warben eindringlich für ihre ­Positionen. Und bei den Fragen und Stellungnahmen aus den Reihen der etwa 400 Besucher war ein ums andere Mal spürbar, wie hoch emotional das Thema ist.

Bild 1: Mit viel Herzblut diskuiteren Bürger über die Zukunft des Waldshuter Freibades
Bild: Peter Rosa

Für einen regelkonformen Ablauf sorgten ein festes Korsett und ein externer Moderator, Roland Strunk aus Emmendingen. Zunächst präsentierte Stadtwerke-Chef Horst Schmidle die von der Stadt favorisierte Sanierungsvariante (4,8 Millionen Euro Kosten), um anschließend Oberbürgermeister Philipp Frank, Stadtkämmerer Klaus Lang und Hauptamtsleiterin Ingrid Eble die „Auffassung der Gemeindeorgane“ schildern zu lassen.

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Kämmerer Lang verwies dabei auf die finanzielle Schieflage der Stadt, die es schon jetzt schwer mache, anfallende Pflichtaufgaben zu erfüllen. OB Frank an „Pro Freibad“ gewandt: „Ich stehe zu unserer Entscheidung, auch wenn ich Ihre Emotionen verstehe. Aber wir haben uns aus der Gesamtverantwortung heraus zu diesem Schritt entschlossen.“

Günther Wehrle von Pro Freibad Waldshut, Hans-Jörg Meier vom Ingenieurbüro Hunziker und Peter Liebetanz, Pro Freibad bei ihrer ...
Günther Wehrle von Pro Freibad Waldshut, Hans-Jörg Meier vom Ingenieurbüro Hunziker und Peter Liebetanz, Pro Freibad bei ihrer Darstellung eines möglichen Sanierungskonzepts für das Waldshuter Freibad. Rechts: Moderator Roland Strunk aus Emmendingen. | Bild: Peter Rosa

Als nächstes waren dann die Vertreter von „Pro Freibad“ an der Reihe. Peter Liebetanz und Günther Wehrle sowie Hans-Jörg Meier (Ingenieurbüro Hunziker) erläuterten das Sanierungskonzept ihres Vereins (2,2 Millionen Euro Kosten). Nachdem Paul Scherer die finanzielle Machbarkeit aus Sicht von „Pro Freibad“ skizziert hatte, spielten sich Christiane Maier und Thomas Scheibel in einem Zwiegespräch die Bälle zu.

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Beide sparten dabei nicht mit Kritik am Vorgehen der Gegenseite, insbesondere was die vom Regierungspräsidium angeordnete Änderung auf dem Infoblatt anbelangt. Nach dem Schlusswort von Christiane Maier – „wir sind gegen eine erneute Aufspaltung von Waldshut und Tiengen“ – gab es von einem Großteil des Publikums stehenden Beifall für den Vortrag.

Oberbürgermeister Philipp Frank während seiner Ausführungen.
Oberbürgermeister Philipp Frank während seiner Ausführungen. | Bild: Peter Rosa

Zwischen den Tagesordnungspunkten hatten die Bürger die Möglichkeit, Verständnisfragen zu stellen und Stellungnahmen abzugeben. Von beidem machten sie regen Gebrauch. Blieben bereits dabei schon feinere und manchmal auch grobe Nadelstiche in Richtung der anderen Partei nicht aus, wurde die Stimmungslage der Besucher in der Diskussionsrunde richtig deutlich.

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Insbesondere die Vertreter der Stadtverwaltung mit OB Frank an der Spitze hatten mitunter keinen leichten Stand. So fragte der frühere CDU-Stadtrat Dieter Zauft: „Warum muss man die Grundsteuer nicht für das Spital erhöhen?“ Um kurz darauf zu ergänzen: „Im Moment läuft eine ganz unehrliche Diskussion.“

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Auch wenn Moderator Roland Strunk zu Beginn des Abends noch gesagt hatte, dass es nicht um richtig oder falsch ginge und beide Seiten gute Gründe für ihre Vorschläge hätten, so spitzte sich die Diskussion doch immer wieder in emotionaler Weise auf die Frage zu: Ist es richtig, das Waldshuter Freibad zu schließen? Verneinte ein Großteil der Wortmeldungen diese Frage, so war Grünen-Stadtrat Paul Albiez-Kaiser anderer Meinung.

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Sein Fazit nach langer Rede, die die Bürger reihenweise aus der Halle trieb: „Wir brauchen ein attraktives Bad, und das bekommen wir in Tiengen.“ Dass sich die Stadt auf einen Holzweg begebe, befürchtet der Waldshuter Unternehmer Joachim Ebi. An die Adresse von Gemeinderat und Oberbürgermeister gerichtet, sagte er: „Gratulation, Sie schaffen es, alte Gräben wieder aufzureißen.“ Gleichzeitig richtete Ebi einen eindringlichen Appell an alle Beteiligten: „Hört auf, Keile zwischen Waldshut und Tiengen zu treiben.“

"Die Veranstaltung war gelebte Demokratie"

  • Uwe Strizek, 48, Buchhalter aus Tiengen: „Ich fand es sehr interessant, besonders das Rollenspiel von Pro Freibad hat mich sehr angesprochen. Der Bürgermeister kam etwas knöchern rüber. Auch seine Ausführungen und die vielen Zahlen vom Stadtkämmerer, die kann man nicht einfach überprüfen als einfacher Bürger. Für mich war die Entscheidung für Pro Freibad aber eigentlich schon vorher klar.“
  • Mandy Tanner, 40, Beamte aus Waldshut: „Die Auflistung von Pro Freibad, konkret und bebildert war gut, weil auch der Laie versteht, was Pro Freibad machen möchte. Das konnte die Stadtverwaltung heute nicht leisten. Ich wurde in meiner Meinung für den Erhalt des Freibads heute bestärkt.“
  • Arne Scharf, 35, Lehrer aus Waldshut: „Es war eine sehr interessante Veranstaltung, auch dass alle Parteien zu Wort gekommen sind und das Format fand ich sehr ansprechend. Toll, dass sowas auch in der Kommunalpolitik möglich ist und dass man über die Probleme über die Parteien hinweg zivilisiert und ausgewogen spricht. Ich würde es gut finden, wenn es das auch für andere Bereiche geben würde. Ich hatte schon vorher meine Meinung, diese hat sich heute verfestigt, aber ich fand gut, dass auch die Gegenseite zu Wort kommen konnte. Das ist gelebte Demokratie.“
  • Gerald Rüd, 43, Hausmeister aus Eschbach: „Es war sehr informativ, meine Meinung war zwar vorher schon eh klar, die wurde jetzt aber noch bestärkt. Ich habe sowas, so ein Bürgerbegehren noch nie erlebt, auch so eine Vorstellung der einzelnen Positionen nicht. Es war super.“
  • Richard Hilpert, 81, Pensionär aus Waldshut: „Es war genial gut, und zusammenhängend vorbereitet. Vor allem die Präsentation und die Vorbereitung von der Seite Pro Freibad und auch die Sachkenntnis, die vorgebracht worden ist. Ebenso haben mir die Vorschläge gefallen, wie die Kosten reduziert werden können. Ich war schon vorher für den Erhalt, die Infoveranstaltung hat meine Meinung gefestigt.“
  • Ursula Scherer, 59, Angestellte aus Waldshut: „Ich hätte mir noch ein paar Kritiker gewünscht, die man noch hätte überzeugen können. Es waren viele da, die vom Erhalt des Waldshuter Freibades überzeugt sind. Ich bin pro Freibad und meine Meinung konnte nicht noch weiter bestärkt werden. Ich bin Mitglied. Die Form der Veranstaltung fand ich super, der Moderator war toll.“
Peter Rosa