Sie suchen händeringend einen Parkplatz in Waldshut-Tiengen, haben aber nicht genügend Kleingeld für den Parkscheinautomaten in der Tasche? Derartige Szenarien sollen dank neuer Technik künftig der Vergangenheit angehören. Derzeit tauscht die große Kreisstadt nämlich alle 41 Parkscheinautomaten aus und ersetzt sie durch moderne Geräte. Diese bieten vor allem mehr Komfort für alle Beteiligten: Für Nutzer ebenso wie für Kontrolleure.
Warum werden die Automaten ausgetauscht?
Gründe waren einerseits technische Notwendigkeiten, aber auch der Umstand, dass nach acht Jahren der Vertrag mit der Firma Gleichauf ausgelaufen sei, schildert Hauptamtsleiter Norbert Bodmer bei einem Pressegespräch. Entsprechend musste der Auftrag neu ausgeschrieben werden.
Zum Zuge kam letztlich die Firma Gleichauf, die mit der die Stadt bereits in den vergangenen Jahren zusammengearbeitet hat. Die hinterlegte Software stammt von der Bonndorfer Firma Hectronic. „Darüber sind wir sehr glücklich, denn durch die kurzen Wege lassen sich Probleme schnell lösen“, so Bodmer.
Was ist die Besonderheit der Geräte?
Diese Gelegenheit habe die Stadt genutzt, um „einen Schritt in die Zukunft zu gehen“, sagt Rechts- und Ordnungsamtsleiter Ralph Albrecht. Die neuen Geräte seien für die Nutzer mit weniger Aufwand verbunden und böten mehr Zahlungsmöglichkeiten. Statt wie bisher ausschließlich mit Münzen, können Parkende an den neuen Geräten auch per EC-Karte oder kontaktlos per Handy bezahlen.

Einen Parkschein gebe es nur auf ausdrücklichen Wunsch. Streitfälle, etwa in Form von heruntergefallenen Quittungen, lassen sich dadurch vermeiden. Aber auch in anderer Hinsicht werde den Mitarbeitern des Ordnungsdiensts die Arbeit erleichtert: „Die Fehlerwahrscheinlichkeit wird reduziert.“ Wer sein Auto abstellt, gibt das Kennzeichen am Automaten ein. Die Kontrolleure müssen nur noch die Autokennzeichen abscannen und mit der Datenbank abgleichen. Aus Sicht von Albrecht ist jedenfalls klar: „Das war der konsequente und logische Schritt, nachdem wir vor vier Jahren mit der App ein Zusatzangebot fürs Parken geschaffen haben.“
Wie funktioniert das Ganze?
„Das Auto wird abgestellt, am Automaten muss das Kennzeichen eingetippt werden, man wählt die Parkdauer aus und bezahlt auf die gewünschte Art“, so fasst es Sven Schätzle von der Herstellerfirma Gleichauf zusammen.

Das einzig Neue sei die Kennzeicheneingabe: „Allerdings ist das nur in Deutschland ein Novum. In anderen Ländern, etwa in der Schweiz, ist diese Form von Parkzonenmanagement seit Jahren gängige Praxis“, so Schätzle. Doch was die Verwendung in Deutschland anbelangt, sei Waldshut-Tiengen nun sogar „vorne mit dabei“, denn dieses System sei bislang sogar nur in wenigen größeren Städten im Einsatz.
Angst vor der Bedienung müsse aber auch niemand haben, betont Oliver Riegger von der Firma Hectronic, die für die Programmierung der Geräte verantwortlich war: „Die Nutzerführung ist intuitiv. Wer mit einem handelsüblichen Tablet-Computer vertraut ist, für den stellt all das inklusive Touchscreen kein Problem dar.“
Dennoch bereite die Stadt gerade ein Erklärvideo vor, wie Alexander Erne von der städtischen EDV-Abteilung darstellt: „Damit versuchen wir Berührungsängste abzubauen.“ Zu sehen sein werde das Ganze auf den städtischen Social-Media-Kanälen.
Im Übrigen biete die Technik auch Erweiterungs- und Weiterentwicklungspotenziale, denn das System lasse sich erweitern – etwa um in Zukunft auch die Freigabe von Ladestationen zu regeln, so Riegger.
Ändern sich jetzt die Preise?
„Zumindest vorerst bleiben die Parkgebühren unverändert“, so Ralph Albrecht. Hier lägen weitere Entscheidungen aber in den Händen des Gemeinderats. Die Automaten verfügten auch über eine „Brötchen-Taste“, die für wenige Minuten kostenloses Parken ermöglicht, so Sven Schätzle.
Übrigens: Die Tarifvielfalt, die es beim Parken in Waldshut-Tiengen gibt, stellt selbst für Experten eine Besonderheit dar: „Ich glaube so viele unterschiedliche Preise gibt es nicht einmal in Frankfurt“, witzelte Sven Schätzle. Entsprechend sei die Programmierung der Parkautomaten durchaus keine Alltäglichkeit gewesen.