„Zum Glück hän ihr des no nit verlernt“, quittierte Zunftmeister Ralf Siebold den „Narro“-Ruf der Runde als Antwort auf sein „Narri“. Traditionell trafen sich Mitglieder der Bürger- und Narrenzunft Tiengen und Gäste am 11.11. um 11.11 Uhr in der „Linde“, um mit flotten Sprüchen und „treffenden“ Geschenken die Fasnacht zu eröffnen. Wegen der Corona-Pandemie kaum Fasnacht im Februar und Ungewissheit darüber, was 2022 möglich sein wird – mehrmals wurde darauf Bezug genommen.

Dies geschah natürlich in Narrenart: Mit Herz und Witz und flinker Zunge. Eine flammende Rede für die Tiengener Fasnacht hielt Surianer-Bürgermeister Christopher Wieland im Namen des tief traurigen, begrabenen Bög, der endlich wieder im Licht und an der frischen Luft am Narrenbaum hängen will. Damit Zunftmeister Siebold sich daran erinnert, wie das Narrenbaumstellen geht, bekam er ein „Anleitungsbrett“ mit Playmobil-Figuren geschenkt. Der Zunftmeister war seinerseits wegen der gebeutelten Zunftkasse mäßig großzügig im Verteilen von Geschenken. Lieber ließ er ein Sparschweinchen für Spenden herumgehen, damit wenigstens der erstmals aufspielende Musiker Guido Heidenreich seinen verdienten Lohn erhält.

Lachen zum Auftakt: Corona hin oder her – in der Sitzung der Bürger- und Narrenzunft Tiengen am 11.11. in der „Linde“ ...
Lachen zum Auftakt: Corona hin oder her – in der Sitzung der Bürger- und Narrenzunft Tiengen am 11.11. in der „Linde“ ließ sich niemand die gute Laune verderben. | Bild: Ursula Freudig

Kleine Geschenke machte die Zunft dennoch: Zara Tiefert-Reckermann, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Tiengen, bekam einen Würfel, mit dem sie ausloten kann, ob eine geplante Veranstaltung stattfinden kann oder nicht. Sparkassen-Direktorin Silvia Knöpfle wurde mit Gummihandschuhen und Reinigungsgerät ausgestattet, damit sie zukünftig selbst Spuren von ungebetenen Übernachtungsgästen im Vorraum der Sparkasse beseitigen kann. Das „riesengroße“ Geschenk der Zunft für die Stadt konnte nicht übergeben werden, weil Oberbürgermeister Philipp Frank in Waldshut weilte und Bürgermeister Joachim Baumert mit einem grippalen Infekt im Bett lag.

Zweckmäßiges Geschenk: Zunftmeister Ralf Siebold überreicht Sparkassen-Direktorin Silvia Knöpfle alles, was man zum Reinigen und ...
Zweckmäßiges Geschenk: Zunftmeister Ralf Siebold überreicht Sparkassen-Direktorin Silvia Knöpfle alles, was man zum Reinigen und Saubermachen braucht. | Bild: Ursula Freudig

Eine ebenso launige wie kluge Rede hielt der Ex-Bundestagsabgeordnete Thomas Dörflinger, der freimütig zugab, dass er nur deshalb Stadtmusiker und Fideler Stammtischler ist, weil jeder Mensch in seinem Leben wenigstens einmal etwas Vernünftiges tun muss. Es wurde auch in dieser Sitzung wie immer viel gelacht und trotzdem war die Wehmut über die Auswirkungen der Pandemie auf die Fasnacht spürbar. Ernst war das Schlusswort von Zunftmeister Ralf Siebold vor dem Mehlsuppeessen: „Wir wollen nächstes Jahr Fasnacht machen, so gut es auch immer möglich ist, einen Narrenbaum werden wir auf jeden Fall aufstellen“, versprach er. Und wenn es wider Erwarten ganz schlimm kommt, nannte Bürgermeister Baumert in seinem Grußwort das Rezept: „Fasnacht im Herzen, das geht auf jeden Fall.“

Für Männer ein Muss: Auch Thomas Dörflinger hatte die Ehre, vom Brett des Zunftmeisters eine Prise schnupfen zu dürfen.
Für Männer ein Muss: Auch Thomas Dörflinger hatte die Ehre, vom Brett des Zunftmeisters eine Prise schnupfen zu dürfen. | Bild: Ursula Freudig