In der Gurtweiler Dorfordnung von 1572 steht zur Fasnacht folgender Hinweis: „An Fasnacht musste jeder Haushalt das Fasnachtshuhn oder sechs Kreuzer an die Herrschaft entrichten.“ Also, „vorruckti Lüt hät´s z`Gurtwiel scho immer g`ha“, so steht es in der Dorfchronik. Ja, und närrisch-verrückte Bürger gibt es auch jetzt, obwohl Corona den Gurtweiler Narren einen dicken Strich durch die Rechnung macht. Allerdings, und das mag als Chance des Shutdowns gelten, suchen viele nach kreativen Lösungen dafür, den jährlich begehrten Mummenschanz anders oder neu zu gestalten. Dazu hilft auch ein kurzer Rückblick auf die Geschichte der Gurtweiler Fasnacht.
Präsidiale Fasnachtsregierung
Eigentlich ist über die Anfänge der Fasnacht nur wenig bekannt. Jedoch ist gesichert, dass es bereits vor dem Zweiten Weltkrieg eine Narrenzunft (1937) gab, die sich in den 50er Jahren zum „Elferrat“ umbenannte und dann 1967 auf den Namen „Narrenrat“ getauft wurde. Der erste Narrenpräsident Ewald Meier und seine 14 Ratsmitglieder begannen vor über 50 Jahren ihre Gehversuche unter der Losung „Mir machet wieder Fasnacht, wie mer´s vo üsere Vätter übernoh hän.“ Diese Form der präsidialen Fasnachtsregierung hielt dann schließlich bis 2005.

Ab da machten sich Sorgen breit, dass die Gurtweiler Fasnacht „dä Bach abe goht“, so ein Narrenrat. Dies geschah zum Glück nicht, wenn auch das närrische Geschehen deutlich ausgedünnt wurde. Und jetzt macht bereits ein zartes Fasnachtspflänzchen auf sich aufmerksam, der neue Narrenverein „Die Schlüchtbiiber“.
Nun aber nochmals zurück in die Geschichte. Früher gehörte ein Narrenumzug durch die Rathausstraße und närrische Vorträge auf dem alten Schulhof zum Kernprogramm. Ergänzend gab es dann in den örtlichen Wirtschaften Hausbälle oder Kappenabende. Vor allem im damaligen Gasthaus „Hirschen“ – da wo jetzt die Gemeindehalle steht – ging die närrische Post ab. Fasnächtliche Tanzabende mit den Abteilungen des Musikvereins, „Die goldenen Sterne“ und die „Tanzkapelle Gurtweil (TKG)“, später dann die „Fidelen 13“ bescherten den Gurtweilern unvergessene, närrische Nächte.
Höhepunkte der Fasnacht
Zu den Höhepunkten der Gurtweiler Fasnacht zählten lange auch die Beteiligung an der „Hoorige Mess“ in Tiengen, die Gestaltung von „Bunten Abenden“ und die Herausgabe des „Gurtwieler Schwätzers“. Schon immer gehörte auch das „gruuslige Wecken“, der „Hemdglunkerumzug“ am Schmutzige Dunschdig sowie die „Schdroßefasnacht“ mit Narrenumzug am Fasnachtsmontag zu den närrischen Aktionen.

Zur närrischen Hochburg entwickelte sich Gurtweil über Jahre hinweg mit den legendären Fasnachtsbällen der örtlichen Vereine. Rammelvoll waren damals die Räume der Gemeindehalle, wenn zum Beispiel das Rados-Sextett, die Tanzkapelle Amores, Popcorn oder Die fidelen 13 Am Buure-, Hexe- oder Kehrausball zum Tanz aufspielten. Besondere Fasnachtsereignisse gab es mit der Gründung einer Tanzgarde 1975, Mitgründung der Schlüchttal-Narrenvereinigung 1981, mit der närrischen Geburtshilfe für die Guggenmusik „Bockers“ 1983 und bei der Übernahme der Taufpatenschaft für das „Gurtwieler Garwiede-Wiibli“.
Schließlich sei noch daran erinnert, dass in den zurückliegenden Jahren immer mal wieder ein Fasnachtsfeuer entzündet wurde mit dem Ruf: „Schiibi, schiibo, schiibi über dä Rhy, wem söll denn au diä Schiibe sii?“. Närrisch aufgemotzt wurde das Dorf dann außerdem noch zu zwei unterschiedlich erfolgreichen Schlüchttal-Narrentreffen 2001 und 2013.