Die Tiengener Hauptstraße ist heute die Flaniermeile der Stadt. Zahlreiche Geschäfte und Gastronomien reihen sich entlang der Fußgängerzone, angefangen vom Café Oberle bis hin zum City-Haus. Besucher des Städtles können in Ruhe bummeln, schlendern oder gemütlich einen Kaffee trinken. Doch das war nicht immer so, denn bis 1987 rollte der Verkehr noch durch die heutige Fußgängerzone. Weil der Verkehr aber immer mehr zugenommen hatte, wünschten sich viele Tiengener damals eine Fußgängerzone, die im Sommer 1988 realisiert und mit einem einwöchigem Fest gefeiert wurde.
Im Waldshut-Tiengener Gemeinderat gab es zuvor jedoch einige Diskussionen, zumal vor allem die CDU-Fraktion einige Forderungen hatte. An oberster Stelle standen genügend Parkplätze an beiden Enden der Fußgängerzonen und eine Umfahrung der Innnenstadt. Nach einer Einigung im Gemeinderat gab es dann den Beschluss für den Bau der heutigen Schlossgarage und dem großen Parkplatz an der Bundesstraße 34. Außerdem wurden Stellflächen auf dem Marktplatz und in der Trottengasse geschaffen.

Aktionsgemeinschaft zog an einem Strang
Anders als bei der Einführung der Fußgängerzone in Waldshut waren sich die meisten Tiengener Bürger und Geschäftsleute, sowie die Aktionsgemeinschaft und die Stadtverwaltung schnell einig, dass eine autofreie Innenstadt der einzige Weg war, um Tiengen aufzuwerten, erinnert sich Geschäftsmann Klaus Hug, der damals stellvertretender Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Tiengen war. „Allerdings musste dafür auch der Südring geschaffen werden, damit der Verkehr, der ja bis zur Einweihung der Fußgängerzone noch durch die Hauptstraße floss, von der Innenstadt umgeleitet werden konnte. Eine weitere Voraussetzung waren Parkplätze und damit der Bau der Schlossgarage.“ Weder Klaus Hug noch Kurt Reckermann, Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft Tiengen, können sich daran erinnern, dass es von Seiten der Bevölkerung Beschwerden wegen der nun fehlenden Parkplätze gegeben hatte. „Ich schätze, es waren eh höchstens 20 bis 25 Parkplätze, die es dort gab. Und die Schlossgarage schien eine gute Alternative zu sein, die auch angenommen wurde“, sagt Kurt Reckermann.

Immer mehr Verkehr
Klaus Hug, der damals zwei Näh-Geschäfte in der Tiengener Innenstadt betrieb und heute im Untergeschoss des City-Hauses ein Nähzentrum führt: „Die Hauptstraße in Tiengen ist, anders als die Kaiserstraße in Waldshut, sehr eng. Auch die Bürgersteige waren damals an manchen Stellen so schmal, dass gerade einmal eine Mutter mit Kinderwagen durchgepasst hat. Geparkt werden konnte damals auf der Seite der Metzgerei Genswein bis hin zum Ende der Hauptstraße, allerdings war die Straße nicht eben, sondern hatte eine Wölbung, sodass die Autofahrer Platz zum Bordstein lassen mussten, um die Autotür öffnen zu können. Somit standen die Autos aber auch weiter auf der Straße und es war auch für den vorbeifahrenden Verkehr an einigen Stellen sehr eng. Das ging zwar, solange es noch nicht so starken Verkehr gab, aber mit der Zeit hat er immer mehr zugenommen“, erinnert sich der Geschäftsmann.
Die richtige Entscheidung
Auch an die Einweihung der Fußgängerzone im Sommer 1988 können sich Klaus Hug und Kurt Reckermann noch gut erinnern: „Das Fest hat eine Woche gedauert. Im Rahmen der Pflasterarbeiten wurde auch der Stadtbach offengelegt, der zuvor nur ein kleiner Rinnsal war. Auch das war eine gute Entscheidung“, findet Kurt Reckermann. Sowohl Reckermann als auch Hug sind sich bis heute einig, dass die Entscheidung für eine autofreie Hauptstraße die richtige war. Reckermann: „Dieser Weg war ganz klar eine Aufwertung für die Innenstadt, sowohl für Besucher als auch Geschäftsleute.“