Die achtjährige Tamara aus Kehl strahlte vor Freude über ihren neuen bunten Halsschmuck aus Stoff. „Das gefällt mir sehr gut“, sagte sie. Zudem hatte sie ihn geschenkt bekommen beim elften Allensbacher Abend-Flohmarkt des Narrenvereins Alet – und zwar von keiner Geringeren als Gaby Hauptmann. „Der ist aus der Karibik, aus Guadaloupe“, erklärte die Bestsellerautorin und ergänzte: „Das ist nun ein Andenken an Allensbach und die Hinnengasse.“ Die Autorin verschenkte einen ganzen Berg von Spielsachen und Stofftieren. „Meine Tochter hat ausgeräumt“, erklärte sie. „Und wenn’s jemand mag, dann ist es mir das wert.“
Die Höhe der Einnahmen stand wohl für viele der privaten Händler an den rund 80 Ständen nicht an erster Stelle. Sie und wohl auch die meisten Besucher genossen offenbar vor allem die entspannte Atmosphäre in Seenähe. Freilich freuten sich auch viele Verkäufer über gute Geschäfte. Heidi und Heinz Mahlbacher waren zum achten Mal dabei. „Wir sind sehr zufrieden“, bilanzierten sie. „So viele Leute waren es noch nie.“ Sie verkauften vor allem alte Sachen wie eine Waage, Degen, Lampen oder eine Buchdruckpresse.
Viele alte Sachen im Angebot hatte unter anderem auch Anita Fehrenbach aus der Waldsiedlung – so etwa einen gusseisernen Fleischwolf. „Das war ein Hochzeitsgeschenk“, sagte die Seniorin. Ihr Enkel Wolfgang Hoffmann half ihr, zum Beispiel eine Holzfällerhose, ein Massagegerät oder Kuchenformen loszuwerden. „Er ist meine Verkaufskanone“, meinte Fehrenbach, während der junge Mann mit lauten Rufen versuchte, neue Kundschaft anzulocken. Zufrieden war auch die junge Allensbacherin Verena Keller. „Bei uns ist es super gelaufen. Zwei Kisten weniger sind es bestimmt zu Hause – hoffe ich“, sagte sie. Unter anderem eine Mikrowelle und ein Wasserkocher waren gefragt.
Natürlich ließ sich nicht alles verkaufen. So versuchte der Allensbacher Thomas Lahtz, der ansonsten zufrieden mit dem Geschäft war, vergeblich, seinen Nachbarn ein Engelspaar anzudrehen. Besser liefen da Sachen von der Oma, Kinderkleider – und auch trotz sommerlicher Temperaturen Fasnachtshäser. Solche hatte bei ihm die Allensbacherin Annabelle Heer erstanden: Zwei selbst genähte chinesische Mäntel, wie sie die Gewänder nannte. „So toll kann ich das gar nicht machen“, meinte sie. Außerdem habe sie ganz tolle Kinderkleidung gekauft, erklärte sie ihre volle Tasche. Und ihre Tochter Jule habe einen Rucksack voller Kuscheltiere. Zur Jahreszeit fast noch unpassender als Fasnachtshäser war der Einkauf des optimistischen Hegner Ortsvorstehers Pius Kininger: „Ich habe mir Schlittschuhe gekauft. Die sind fast nagelneu und haben nur vier Euro gekostet.“
Zu den guten Geschäften etlicher Händler trugen Claudia und Markus Harnau aus Stuttgart maßgeblich bei. Für fast 300 Euro hätten sie eingekauft, erklärte er: „Wir mussten zwischendurch schon zur Bank.“ Sie waren eigentlich ein paar Tage auf dem Campingplatz, um eine Radtour zu machen, berichtete Claudia Harnau. Stattdessen hätten sie nun eine komplette Skiausrüstung – und einen Staubsauger, Kinderkleider, Haushaltsartikel und und und. Dreimal seien sie zurück zum Campingplatz, um ihre vielen Einkäufe dort unterzubringen. „Wir sind total begeistert“, sagte sie. „Wir sind zufällig in den Flohmarkt reingelaufen und nicht mehr weggekommen. Hier gibt’s so viele tolle Markenartikel so günstig und ganz toll nette Verkäufer.“ Das sei viel besser als in Stuttgart.
Das hörte der Alet-Präsident und Chef-Organisator Ludwig Egenhofer natürlich gern. Seine Bilanz fiel entsprechend sehr positiv aus: „Das war einer der schönsten Flohmarktabende. Käufer und Verkäufer waren gut drauf. Das Wetter war grandios, noch nie besser“, erklärte er den guten Besuch. Und auch wenn es am späten Nachmittag zeitweise sehr voll war, habe sich der Andrang angenehm verteilt, meinte er. Erfreulicherweise seien wohl viele Besucher mit dem Zug angereist.
Damit hat sich auch der große organisatorische Aufwand der rund 25 Alet-Aktiven gelohnt. Vor allem Narrenräte und deren Frauen waren im Einsatz. Und besonders zu danken sei auch dem Ehren-Hanselevatter Peter Sonntag, der für den Alet-Verpflegungsstand seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellte.
Hilfe für arme Kinder
Viele Besucher und Händler hatten ihren Spaß beim Allensbacher Abend-Flohmarkt. Doch freuen können sich auch einige bitterarme Kinder im fernen Sri Lanka. Denn für sie verkaufte die Allensbacherin Heike Sonntag mit großem Erfolg Produkte aus dem asiatischen Land wie Tees und Gewürze sowie Sri-Lanka-Snacks. „Es ist super gelaufen“, bilanzierte Heike Sonntag. Seit der Tsunami-Katastrophe an Weihnachten 2004 unterstützt sie mit ihrem Hilfsprojekt Arche Lanka die Bildung und Erziehung von teil- oder vollwaisen Kindern. Viele davon seien mittlerweile zudem vom Bürgerkrieg betroffen. Sie versuche Patenschaften zu vermitteln. Und wenn sie das nicht schaffe, dann helfe sie selbst direkt durch Aktionen wie beim Allensbacher Flohmarkt. Aktuell gehe es um drei Geschwister, die sehr gute Schüler seien. Von der Aktion hatten auch die Besucher etwas: Die Sri-Lanka-Currys von Heike Sonntag waren sehr lecker. (toz)