Es ist eine lange Siedlungsgeschichte, die Bodman-Ludwigshafen aufweisen kann – immerhin 7000 Jahre. Um die Entwicklung in dieser langen Zeit sicht- und begreifbar zu machen, wartet der Förderverein Museum Bodman nun mit einer Sonderausstellung zu diesem Thema im Urweltmuseum in der Schlosstorkel in Bodman auf.
Zur Vernissage kamen unter anderem Wilderich Graf von und zu Bodman, der Vorsitzende des Förderverein, sowie der Betreiber des Urweltmuseums Bodman Rolf Hauff und dessen Tochter Franziska Hauff. Letztere wird die Leitung des Museums ab sofort übernehmen.
800 Funde zeigen Entwicklung seit Jungsteinzeit
Ihren Ursprung hat die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen in der Jungsteinzeit, als aus ehemaligen Jägern und Sammlern schließlich heimische Bauern und Siedlern wurden. Wie Thomas Modenbach, Mitglied im Vorstand des Fördervereins Museum Bodman, berichtet, wurden im Bereich des Vorderen Rieds bei der letzten großen Ausgrabung im Jahr 2018 auf einer Fläche von 8000 Quadratmetern rund 800 Einzelfunde dokumentiert.
Darunter waren mehrere eingedrückte Gefäße mit bisher undefiniertem, organischem Material darin, die vermutlich aus dem Jahr 4900 vor Christus stammen. Zudem wurden im Boden auch Pfostenlöcher entdeckt, die auf Langhäuser am Seeufer hindeuten, welche wahrscheinlich 1500 Jahre danach entstanden waren.
Auch andere Funde aus dem Gebiet um und zwischen Bodman und Ludwigshafen, Espasingen und dem Mooshof liefern Belege von einer Entwicklung hin zur Sesshaftigkeit. In den Jahren 1990 bis 1994 hatten Taucharchäologen die bislang ältesten Wandmalereien nördlich der Alpen bei der Seehalde in Ludwigshafen ausgegraben – sie stammen aus dem Jahr 3865 vor Christus.
Für den Zeitraum von 3237 bis etwa 2800 vor Christus kann außerdem die Horgener Kultur nachgewiesen werden. Und auch die Bronzezeit, die Alemannen und die Römer hinterließen ihre Spuren am Bodensee.
Zigtausend Artefakte von Äckern
Wie Wilderich Graf von und zu Bodman berichtet, hat der Bodmaner Frühgeschichtsforscher Paul Weber der Gemeinde einen großen Schatz hinterlassen: Er habe zigtausende Artefakten auf den Äckern um die Gemeinde herum gesammelt und aus dieser Sammlung sei sozusagen das Museum Bodman entstanden.
Was sich nun konkret in den beleuchteten Vitrinen im vorderen Bereich des Erdgeschosses im Urweltmuseum sehen lässt, sind Becher, Pfeilspitzen, Teile von Messern und Äxten, Kratzer, Stichel und Beile, meist aus der Jungsteinzeit – sie alle sind Nachweise der Pfyner Kultur im Raum Bodman-Ludwigshafen.
Urweltgeschichte und Siedlungsgeschichte nebeneinander
Diese Kombination mit Ausstellungsstücken des Urweltmuseums sei ein wahres Schmuckstück. Ein echtes „Pfund, mit dem die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen wuchern kann“, wie Kreisarchäologe Jürgen Hald hervorhob. Denn im Urweltmuseum finden sich fossile Saurier, Ammonite und Seelilien innerhalb der geschichtsträchtigen Mauern des alten Bodmaner Torkels.
Karin Weber, Beirätin im Förderverein Museum Bodman und Enkelin des Frühgeschichtsforschers Paul Weber fügte hinzu: „Die Ausstellung zu den 7000 Jahren Siedlungsgeschichte fügt sich dezent ein in die Saurier-Highlights und die Multimedia-Stationen im Obergeschoss des Urweltmuseums.“
Die aktuelle Sonderausstellung soll Lust auf noch mehr Geschichte und somit Geschichten von Menschen machen, wenn das Museum Bodman irgendwann einmal seine Pforten im Obergeschoss des Seeums öffnen soll. Sie soll aber auch dem Urweltmuseum mehr Publikum verschaffen und ein neues Bewusstsein schaffen, wie die Beteiligten deutlich machten: Die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen hat großen kulturellen Reichtum zu bieten.