Wem der Name Frank Harsch bisher nicht viel gesagt hat, der hatte am Freitagabend die Möglichkeit, sich ein genaueres Bild vom dritten Bewerber für das Engener Bürgermeisteramt zu machen. Rund 50 Engener kamen in das Foyer der Stadthalle und lauschten interessiert dem Vortrag des aktuell amtierenden Bürgermeisters von Braunsbach.
Frank Harsch ist der Bewerber von außerhalb. Er lernt die Stadt Engen und seine Bürger erst seit ein paar Wochen richtig kennen. Und die meisten Engener kennen ihn noch nicht. Für Harsch der richtige Zeitpunkt von sich und seiner bisherigen Arbeit zu berichten, um dann den Fokus detailliert auf die Zukunftsthemen in Engen zu legen. Rhetorisches Geschick und Sachverstand, gespickt mit einer guten Portion Menschlichkeit, garantierten Harsch die Aufmerksamkeit seines Publikums.
Auch seine bisherigen zwei Kontrahenten um den Chefsessel im Engener Rathaus, Tim Strobel und Marco Russo, haben ihren Wahlkampf bereits aufgenommen.
Das Kennenlernen steht im Mittelpunkt
Zunächst gab der gebürtige Ludwigsburger einen Einblick in seinen Lebenslauf. Als Spross einer Winzerfamilie sei er damit sozialisiert worden, dass es immer viel zu arbeiten gibt. Harsch beschrieb seine verschiedenen beruflichen Stationen vor seinem Amtsantritt in Braunsbach 2004, unter anderem als Berater für öffentliche Verwaltung beim Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG oder sein Engagement bei der Einführung des neuen kommunalen Haushaltsrechts und des Stadtmarketings in der Stadt Waldbröl bei Köln.
„Ich kann schon inhaltlich mithalten“, versicherte Harsch seinen Zuhörern. Das sei wichtig, denn das Bürgermeisteramt werde immer herausfordernder. „Als Bürgermeister ist man nicht nur Politiker, man muss in der Sache drin sein“, verdeutlichte Harsch seine Überzeugung.
Die Flut gehört zu ihm
Er machte auch deutlich, wie sehr ihn persönlich die Flutkatastrophe in Braunsbach 2016 geprägt hat. „Ich hatte gefühlte 10.000 Probleme gleichzeitig und jeder schreit hier“, beschreibt er seine Situation damals. „Das kann einem als Bürgermeister passieren. Das muss einem klar sein bei diesem Job“, so Harsch. Bis heute arbeite er an der Beseitigung der Flutfolgen.
Er habe in den letzten Jahren einige berufliche Angebote bekommen, machte Harsch deutlich. Aber bisher habe Braunsbach nicht verlassen können und wollen. Erst jetzt sei die Lage so, dass er guten Gewissens gehen könne. Und jetzt sei er auch bereit einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, äußerte Harsch ganz deutlich zu seiner Motivation mit seiner zukünftigen Frau nach Engen zu kommen.
„Ich bin der Meinung, ein Bürgermeister muss ein Macher sein“, konstatierte Harsch. „Ich bin drei Mal wiedergewählt worden. Das zeigt, dass ich nicht Alles falsch gemacht haben kann“, so Harsch weiter. Er könne reden, aber: „Ich bin kein Schwätzer, ich bin ein Macher“, betonte er und wandte dann den Blick auf die, in seinen Augen, wichtigsten Themen in Engen.
Nachhaltigkeit ist nicht nur Ökologie
Die wichtigste Maxime für ihn, wie er verdeutlichte, ist Nachhaltigkeit. Das bezieht sich aber nicht nur auf die Ökologie, sondern auch die Nachhaltigkeit im täglichen Handeln als Bürgermeister, insbesondere in Bezug auf die städtischen Finanzen. Harsch lobte ausdrücklich die Arbeit von Kämmerin Katja Muscheler, wie im übrigen auch die anderen Amtsleiter in Engen: „Sie haben gute Leute“, gab Harsch zu verstehen. Als Bürgermeister stehe er hinter den Mitarbeitern und begegne ihnen „bewusst freundschaftlich“. Das Rathaus sei ein Dienstleistungsunternehmen für die Bürger. Auch für den scheidenden Bürgermeister Moser und den Stadtrat fand er lobende Worte.
Harsch möchte mit dem Jugendgemeinderat Ideen entwickeln, er will beim Wohnungsbau ein „Qualitätswachstum“, langfristig soll jedes Haus einen Glasfaseranschluss bekommen, er sieht die Notwendigkeit weitere Gewerbeflächen zur Verfügung zu stellen und möchte, dass die Wirtschaftsförderung auch weiterhin Chefsache ist. „Der Wohlstand in Engen hängt schon mit dem Gewerbe zusammen“, so Harsch.
Kornhaus-Sanierung als Initialzündung
Besonderes Herzensthema ist bei ihm, wie bei seinen Mitbewerbern, die Entwicklung der Alt- und der Innenstadt. Ein Hotel mit Bistro schwebt ihm vor und er sieht Potential für mehrere Restaurants in Engen. Die Sanierung und Entwicklung des Kornhauses sieht Harsch als Durchbruch, der sich positiv auf die Zukunft der ganzen Altstadt auswirken könnte. Als weiteren Schwerpunkt definierte er auf Nachfrage von CDU-Stadtrat Bernd Maier, die Weiterentwicklung der Schulen.
Eine gute und intakte Vereinskultur
„Die Vereine haben für mich immer Priorität“, sagte Harsch. Sie gäben Kindern und Jugendlichen Struktur. „Hier lernt man Freunde kennen“, so Harsch. Wichtig ist ihm, Kinder zu guten Staatsbürgern heranwachsen zu lassen. Harsch ist sich nämlich auch ganz sicher, dass wir künftig mit Angriffen auf die Demokratie rechnen müssen. „Für mich gibt es keine Illusionen und keine Ideologien“, so Harsch. Ihm gehe es um die Menschen.
Und eins machte er auch ganz deutlich: „Ich habe keinen Druck. Ich habe mein ganzes Leben lang geschafft und auch geerbt. Ich will das hier machen“, gab er unmissverständlich zu verstehen. Auf Nachfrage gab er zuletzt zu verstehen, dass er sich zwei Legislaturperioden, also insgesamt 16 Jahre, als Bürgermeister in Engen vorstellen könne.