Ursprünglich hat er einmal Agrartechnik gelernt, heute ist Gerd Nefzer einer der Spezialisten in Hollywood, wenn es um spektakuläre Spezialeffekte geht. Er sorgt mit Spezialkonstruktionen für riesige Explosionen, bedrohliche Sandstürme oder tosende Wellen. Wie er sich als Schwabe in der Filmtraumfabrik durchsetzen konnte, erzählte Gerd Nefzer den Zuhörern beim ersten Engener Stadtgespräch im historischen Kunsthaus.
Wie kommt jemand, der in Schwäbisch Hall geboren und aufgewachsen ist, nach Hollywood, wollte Isabel Meier-Lang, die das Stadtgespräch moderierte, von Gerd Nefzer wissen. „Es war ein sehr langer Weg“, gab der zu. Ursprünglich hatte er nämlich Agrartechnik gelernt. „Auf dem Hof habe ich gelernt, mit Rindviechern umzugehen“, scherzte Nefzer mit Blick auf sein weiteres Leben.
Zum Filmgeschäft kam er erst über die Familie seiner Frau. „Mein Schwager arbeitete schon im Bereich Spezialeffekte. Das war ein Riesenvorteil“, beschreibt der 59-Jährige. Am Anfang sei ihnen viel Skepsis begegnet. Doch Fachwissen und auch die schwäbische Sparsamkeit seien in Hollywood gut angekommen, wo es immer daran gehe, das vorgegebene Budget für eine Produktion nicht zu übersteigen.

Mit Filmsequenzen und technischen Zeichnungen zeigte Nefzer dem interessierten Publikum, dass es viel Kreativität, Zeit und Arbeit braucht, um Spezialeffekte entstehen zu lassen. Ein Arbeitstag am Set entsprächen später gerade einmal zehn Sekunden Film, antwortete Nefzer auf Nachfrage aus dem Publikum. Effekte in Filmen müssten immer gewaltiger und spektakulärer werden. Gleichzeitig stehe die Sicherheit an allererster Stelle. So brauche es aufwendige Spezialkonstruktionen und findige Ideen. So hat Nefzer mit seinem Team beispielsweise schon große Explosionen mithilfe von harmlosen Blütenpollen auf die Leinwand gebracht.
2018 bekam er seinen ersten Oscar für den Film Blade Runner 2049, den zweiten vier Jahre später für den Science-Fiction-Film Dune. Seine zwei Goldjungen hatte er mit nach Engen gebracht. Eine der beiden Statuen sei schon etwas abgegriffen, so Nefzer, denn im Gegensatz zu Kollegen dürfe man seine anfassen.
30 Jahre Erfahrung in der Filmbranche
Der Schwabe mit mittlerweile 30 Jahren Erfahrung in der Filmbranche nutzte die Gelegenheit und hielt ein Plädoyer für das Kino. Filme wie Dune oder Blade Runner seien optische Meisterwerke. Die könne man aber nur auf der großen Leinwand komplett genießen.

Bürgermeister Frank Harsch freute sich nicht nur darüber, einmal einen Oscar in der Hand halten zu dürfen, sondern über auch über das Gelingen des ersten Stadtgesprächs im Kornhaus. Mit rund 60 Leuten waren alle Sitzplätze belegt. Er wolle das Kornhaus als Kulturstätte etablieren, auch im Hinblick auf eine mögliche Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes, erläuterte er auf Nachfrage. Das sei nun die erste Veranstaltung dieser Art gewesen, weitere seien für den Herbst angedacht.