Noch vor wenigen Wochen war so manchem Segler am See angesichts des niedrigen Wasserstandes etwas mulmig zumute. Drohte da etwa wieder so eine kurze Saison wie im vergangenen Jahr? Damals mussten die Bootseigner am Untersee ihre Segel- und Motorboote deutlich früher aus dem Wasser holen, weil schlichtweg zu wenig Wasser unter dem Kiel zur Verfügung stand. Zudem waren im Frühjahr aus den Alpen keine nennenswerte Schmelzwassermengen zu erwarten, die den Pegel im Frühjahr normalerweise merklich ansteigen lassen.

Doch mittlerweile hat sich die Situation deutlich verändert. Der Wasserstand in Konstanz und auch am Untersee ist mit den zahlreichen Niederschlägen im April massiv angestiegen und befindet sich aktuell sogar über dem langjährigen Mittel.

Anbieter von Bootsfahrten sind optimistisch

Vor allem professionelle Anbieter von Bootausfahrten atmen entsprechend auf. Harald Lang aus Horn, der mit seinem Charterschiff „Seestern“ auf dem See unterwegs ist, ist jedenfalls mit dem Wasserstand hochzufrieden. „Wenn ich gerade über etwas nicht klagen kann, dann ist es der Wasserpegel“, sagt er. In den zurückliegenden 14 Tagen ist der Pegel um rund 50 Zentimeter angestiegen. „Vor vier Wochen war das noch eine andere Situation“, erinnert er sich.

So sah es noch vor wenigen Wochen am Steg in Horn aus: Da war an ein Anlegen mit Booten und Schiffen nicht zu denken. Doch mittlerweile ...
So sah es noch vor wenigen Wochen am Steg in Horn aus: Da war an ein Anlegen mit Booten und Schiffen nicht zu denken. Doch mittlerweile ist der Pegel sogar über dem langjährigen Mittel. | Bild: Jarausch, Gerald

Doch zu seinem Saisonbeginn am 7. Mai spricht Lang angesichts der entspannten Verhältnisse von einem „guten Jahresbeginn“, wie er sagt. Sogar seinen Heimatsteg in Horn kann er mit der Seestern derzeit wieder anfahren. Gleiches gilt für seinen Bootsverleih, der ebenfalls dort ansässig ist. Die Boote sind ab sofort dort leih- und nutzbar.

„Ab Juli kann ich für nichts mehr garantieren“

Die Schweizer Schifffahrtsgesellschaft bedient seit dem Pegelanstieg ebenfalls wieder alle Anlaufpunkte am See und Rhein, wie Harald Lang zu berichten weiß. „Die fahren seit zwei Wochen ganz regulär“, sagt er. Während er für die nächsten Wochen keine Probleme hinsichtlich des Wasserstandes befürchtet – in den Alpen hat es zuletzt sogar noch bis in die Niederungen geschneit – vermag er keine Prognose für den weiteren Verlauf der Saison abzugeben.

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Immerhin verfügt er selbst über langjährige Erfahrung: „Normalerweise ist nicht damit zu rechnen, dass der Pegel im Mai und Juni wieder sinkt“, lässt er wissen. Aber was ist angesichts der immer offensichtlich werdenden Folgen des Klimawandels schon normal? „Ab Juli kann ich für nichts garantieren“, sagt Lang mit Blick auf seine Erfahrung zum letztjährigen Hausherrenfest.

Wie ist die Lage bei der Solarfähre?

Noch entspannter als der Seestern-Kapitän kann Cordula Schumacher auf die Saison blicken. Sie ist für die Solarfähre „Helio“ verantwortlich. Der solarbetriebene Katamaran liegt am Steg der Mettnau und ist auch bei niedrigen Wasserständen am See betriebsfähig. „Mit unserem Tiefgang ist das kein Thema“, sagt sie. Zudem fährt die Helio kritische Häfen und Stege, wie die in Horn und Moos, nur höchst selten an.

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Ohnehin ist der Solarkatamaran nicht in der Kursschifffahrt eingesetzt. Das war nur ganz zu Beginn auf dem Untersee der Fall, als die Helio zwischen Gaienhofen und Steckborn auf der schweizerischen Seeseite regelmäßig den Fährverkehr verrichtete. Seit Jahren wird das markante Schiff mit dem gewölbten Solardach nur noch für Eventfahrten, wie zum Beispiel die regelmäßigen Sonnenuntergangsfahrten, bei Stadtfesten oder im Charterbetrieb genutzt.

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Während man sich auf der Helio weniger um den Wasserstand Sorgen macht, sind vor allem Eisereignisse im Winter ein Problem für den Katamaran. Dann nämlich kann die Konstruktion schnell Schaden nehmen. Aber Eis auf dem Untersee ist in den vergangenen Jahren auch immer seltener vorgekommen.