Die Luxusbauten im früheren Telekom-Hochhaus sind nur der erste Schritt: An der Einmündung zur Moltkestraße und in der Jahnstraße sollen zwei Gebäuderiegel mit 135 Wohnungen entstehen, davon 43 im geförderten Wohnungsbau (30 Prozent). Vorgesehen sind fünf Vollgeschosse und ein Dachgeschoss. 20 Bäume sollen dafür fallen. Ebenso das Wohngebäude in der Jahnstraße 8.

Der Verlust der Bäume war im Technischen Ausschuss des Konstanzer Gemeinderats der Debatte kaum wert. Selbst der Grünen-Stadtrat Peter Müller-Neff, ein Freund der Bäume, sagte, das Fällen sei zwar nicht so gut, in diesem Falle stimme man aber ausnahmsweise zu. Verena Vögt (Junges Forum) fragte, warum es denn eine Baumschutzsatzung gebe, wenn doch gefühlt jeder Baum für ein Bauvorhaben davon befreit werde.

Opfer der Nachverdichtung

Sie erfuhr wohl von Seiten der Projektentwickler: Die Pflanzen seien Opfer der Nachverdichtung. Wenn man auf die Wohnungen nicht verzichten wolle, dann müsse man zur Säge greifen. Wegen der Neubauten müssen 20 Bäume gefällt werden, auch acht, die nach der Konstanzer Baumschutzsatzung geschützt, aber nicht alle gesund sind. Es soll Neupflanzungen an der Moltke- und Jahnstraße geben.

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Manche Stadträte hoffen, dass mehr Wohnungen heraus kommen, die sich die Allgemeinheit auch leisten kann. Neben dem sozialen Wohnungsbau geht es auch um Wohnungen für Beschäftigte in Konstanzer Betrieben. Sicher zumutbar sei die Verwirklichung der 30 Prozent sozialen Wohnungsbaus, sagt Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn im Ausschuss: „Über alles darüber freuen wir uns.“ Aber derzeit werde noch nicht um Zahlen gefeilscht. Von Seiten des Projektentwicklers, der Stuttgarter BPD Immobilien, heißt es, Gespräche mit den Stadtwerken und der Spitalstiftung wegen Betriebswohnungen seien geplant. Bisherige Basis sei aber das Handlungsprogramm Wohnen der Stadt Konstanz gewesen, und dieses sehe 30 Prozent geförderten Wohnungsbau vor.

Die meisten Stadträte werten das Projekt als positiv. Achim Schächtle (FDP) geht sogar davon aus, dass die künftigen Bewohner sich „glücklich schätzen können.“ Daniel Groß (CDU) sieht das ganze als „schlüssige Sache“. Die Bauten seien zwar mit 20 Metern ziemlich hoch, aber der Umgebung angepasst. Anne Mühlhäußer (Grüne) würde es als Witz betrachten, wenn an dieser Stelle nicht hohe Bauten entstünden, schließlich sei das Telekom-Hochhaus gleich daneben. Sie wünscht sich für den Grünbereich bequeme Bänke mit Lehne und keine Designer-Modelle. Holger Reile (Linke) fordert 50 Prozent geförderten Wohnraum für Mieter. Alles andere sei „ein Schlag ins Gesicht“ für Menschen, die bei der Wohnungssuche leer ausgehen. „Unter 50 Prozent stimmen wir dem nicht zu.“ Er sagt weiter, für viele Menschen sei Konstanz unbezahlbar geworden.

Turnhalle bleibt bestehen

Zu den ursprünglichen Entwürfen gibt es einige Änderungen. Beispielsweise kann die Turnhalle bestehen bleiben. Sie könnte durch eine Schulkantine ergänzt oder der ganze Komplex neu gebaut werden. Die Kindertagesstätte mit drei Gruppen ist nun nicht mehr auf dem Dach der bestehenden Tiefgarage geplant, sondern wird ins Erdgeschoss des Neubaus an der Moltkestraße integriert. Die ursprünglich vorgesehenen gewerbliche Einheiten schrumpfen wegen grundsätzlicher mangelnder Nachfrage, und sie kommen jetzt an eine andere Stelle ins Erdgeschoss. Es soll nur noch zwei Einheiten von nicht-störendem Gewerbe geben. Die Umnutzung soll einfach möglich sein.

Der Projektentwickler muss von seinem geplanten Energiekonzept mit Erdwärme abrücken. Geplant war oberflächennahe Geothermie. Doch das Landratsamt hat ein Verbot ausgesprochen für alle Areale, auf denen gespanntes Wasser, das unter Druck steht, vorkommen kann. Im Quartier Weiherhof sind Bauarbeiter auf so ein Vorkommen gestoßen.

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Das Verbot betrifft einen Großteil des Konstanzer Stadtgebiets und auch die Baupläne in der Moltkestraße und Jahnstraße. Auch auf Abwärme aus dem Kanal kann der Projektentwickler nicht zugreifen. Denn nach Angaben der Stadt hat es im Kanalnetz eine Änderung gegeben, die dies nicht möglich macht. Vorgesehen sind Solarzellen auf dem Dach. Alles weitere wird noch erarbeitet.

Mit den Bauten sollen neue Grün-, Spiel-, Aufenthalts- und Freiflächen entstehen. Zwei Geschosse des bestehenden und weiter genutzten Technikgebäudes der Telekom sollen abgetragen werden. Auf dem dann entstehenden Dach soll für die Bewohner des Quartiers ein neuer Kinderspielplatz entstehen, erreichbar über eine begrünte Treppe. Die Fassade des Gebäudes sollen Kletterpflanzen begrünen. Beim Bau muss Rücksicht auf geschützte Tiere genommen werden wie Fledermäuse und Mauersegler. Unter anderem gibt es zeitliche Einschränkungen bei Abriss- und Fällarbeiten.