Nach dem Basketballtraining ist der Blick auf den Fahrradständer jedes Mal bang. Ist das Fahrrad noch da – oder haben schon wieder Diebe zugeschlagen? Das fragen sich jedes Mal die Basketballer vom TV Konstanz, wenn sie nach dem Training aus der Turnhalle bei der Gemeinschaftsschule kommen. In bald jeder Familie, sagt stellvertretender Vorsitzender Peter Leidig, wurden schon Fahrräder gestohlen.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Turnhalle an der Gustav-Schwab-Straße, Ecke Pestalozzistraße, liegt ganz in der Nähe des Bahnhofs Petershausen. Vor allem die Basketballer nutzen sie für das Training, aber die Freude ist getrübt. Nicht nur Kinder und Jugendliche werden Opfer von Fahrraddiebstählen, sondern auch Senioren, die hier trainieren. Die Fahrräder würden aber gut an den vorhandenen Bügeln angeschlossen, so Peter Leidig.

Polizei: „Das Schloss wird aufgeflext, gedreht oder gesägt“

Doch an der etwas zurückgesetzt liegenden Anlage machen sich wohl auch Profis zu schaffen, wie Geschädigte vermuten. Es gibt sogar den Verdacht, dass dort organisierte Banden unterwegs sind, die mit einem Akku-Trennschleifer selbst solide Metallschlösser knacken können. Die Polizei hat dazu auf eine Anfrage des SÜDKURIER hin eine klare Einschätzung: „Das Schloss wird aufgeflext, gedreht oder gesägt – dazu benötigen die Diebe meist weniger als 30 Sekunden.“ Und die Bestohlenen sagen: Leichtsinn war es nicht.

Genau hier sieht aber offenbar die Stadt Konstanz einen Teil des Problems. Die Verwaltung bestätigt auf SÜDKURIER-Anfrage, dass eine Häufung von Fahrraddiebstählen im Bereich des Bahnhofs Petershausen bekannt sei. Der Hausmeister habe auch schon mehrfach die Polizei alarmiert. Aber: „Leider heißt diebstahlsichere Abstellmöglichkeit nicht immer diebstahlsicheres oder sicheres Schloss“, heißt es in einer Stellungnahme wörtlich.

Das wiederum kann Peter Leidig nicht nachvollziehen. Er sagt, dass immer wieder Basketballer gefragt hätten, ob sie ihre Räder mit ins Foyer der Halle nehmen können, was der Hausmeister aber untersagt habe. Die Stadtverwaltung bestätigt diese Darstellung. Denn: „An der Sporthalle/im Bereich der Schule gibt es ausreichend diebstahlsichere Fahrradabstellbügel, so dass ein Abstellen in der Sporthalle nicht notwendig ist.“

Wird „organisiert gestohlen“?

Die Basketballer haben andere Erfahrungen gemacht – mal häufiger, mal seltener. Vor allem im letzten Sommer, bestätigt auch Katrin Rosenthal von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz, gab es eine besondere Häufung von Fahrraddiebstählen. Man müsse davon ausgehen, dass unter den entwendeten Rädern „auch welche dabei waren, die organisiert gestohlen wurden“ – wobei hier eher von einem „Geschäftsmodell“ von wenigen Einzelpersonen oder einer kleineren Gruppe auszugehen sei und nicht von einem groß angelegten Diebes- und Hehlerring.

Gibt es bald mehr sichere Fahrradständer am Bahnhof Petershausen?

Derzeit sei immerhin ein Rückgang der Fahrraddiebstähle festzustellen, teilt die Polizei noch mit. Streifenbeamte hätten ein besonderes Augenmerk auf den Bereich. Eine Videoüberwachung, wie manche der Geschädigten schon ins Gespräch gebracht haben, kommt für die Stadt nicht in Frage, wie die Pressestelle erklärt. Wenn, dann sei dafür auch die Polizei zuständig.

Hier wäre Platz für einen prima Fahrradständer: Unter der Rampn der Z-Brücke am Bahnhof Petershausen könnten Räder sicher und in einem ...
Hier wäre Platz für einen prima Fahrradständer: Unter der Rampn der Z-Brücke am Bahnhof Petershausen könnten Räder sicher und in einem belebten Umfeld angeschlossen werden. Doch auch fünf Jahre nach Fertigstellung der Brücke bleibt nur Notbehelf am Zaun. | Bild: Rau, Jörg-Peter
Das könnte Sie auch interessieren

Für die Basketballer und auch andere Radler, die am Bahnhof Petershausen um ihr Fahrrad bangen, ist die vorübergehende Entspannung eher ein schwacher Trost. Für sie, sagt Peter Leidig, bleibt jedes Mal am Ende des Trainings oder eines Spieltags die Ungewissheit, ob sie dieses Mal verschont bleiben. Denn sie haben die Erfahrung gemacht: Gestohlen wird um den Bahnhof Petershausen am helllichten Tag und in der Dunkelheit, teure E-Bikes und bescheidene Räder kommen weg – am Petershauser Bahnhof ebenso wie an der Schänzlehalle.