Wenn irgendwo im städtischen Raum Bäume gefällt werden sollen, melden sich oft Bürger zu Wort. Das ist nicht verwunderlich: In Zeiten der globalen Erwärmung ist jeder Baum im städtischen Umfeld Gold wert, nur durch sie besteht die Chance auf Schatten und darauf, dass in der Sommerhitze die Umgebungstemperatur leicht gesenkt wird. Eine Leserin macht in diesem Sinne darauf aufmerksam, dass in der Leipziger Straße Bäume abgeholzt werden – und fragt, zu welchem Zweck dies geschehe.
In der Leipziger Straße/Ecke Dresdner Straße direkt am Bodenseeradweg in Konstanz konkurriert die ökologisch wertvolle Grünfläche jedoch mit dem ebenso dringend benötigten Wohnraum, der dort hergestellt werden soll. Die Wobak, die für den Bau des dort geplanten Gebäudes verantwortlich ist, gibt über das Projekt Auskunft.
Für Mieter ohne Chance am Wohnungsmarkt
Das Grundstück in der Leipziger Straße habe die Wobak im Frühjahr von der Spitalstiftung erworben, schreibt Malte Heinrich, Referent der Geschäftsführung der Wobak. Zweck des Neubaus sei es, ein Gebäude mit 17 geförderten Mietwohnungen zu erstellen.
Diese Wohnungen werden nicht am freien Markt vergeben, sie sind für Haushalte vorgesehen, die „besondere Schwierigkeiten bei der Wohnraumversorgung“ haben. Das heißt, an dieser Stelle entsteht keine Notunterkunft für Oddachlose, es besteht also kein Unterbringungsverhältnis seitens der Stadt gegenüber den Mietern. Stattdessen schließe die Wobak feste Mietverträge ab.
Aus Sicht der Wobak überwiegen die positiven Aspekte der Schaffung von Wohnraum für Menschen, die auf dem üblichen Wohnungsmarkt keine Chance hätten, eindeutig die negativen Folgen der Baumfällungen, schreibt Malte Heinrich. Darüber hinaus sorge die Wobak auf ihren Grundstücken für Ersatzpflanzungen.
Wann der Bau begonnen wird, können die Verantwortlichen im Moment nicht sagen. Der Baubeginn und damit auch die Fertigstellung des Projekts sind noch nicht planbar. Sie „hängen maßgeblich davon ab, ob und wann uns öffentliche Fördermittel zur Verfügung stehen“, wie Malte Heinrich schreibt. 2023 bereits hatte die Wobak klar gemacht, dass unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen weitere Bauprojekte nicht möglich seien.
Der vorläufig letzte Wobak-Neubau wurde ebenfalls im Berchengebiet erstellt, er umfasst einen Gebäudekomplex mit 48 Mietwohnungen in der Brandenburger Straße. Seither hat sich die Wohnbaugesellschaft mit Planungen befasst, die, wie das Beispiel Leipziger Straße zeigt, erst umgesetzt werden, wenn die Finanzierbarkeit gegeben ist.