Das Allmannsdorfer Rathaus wurde im Jahr 1903 von lokalen Handwerkern errichtet.

Das Schild an der Außenfassade des Rathauses.
Das Schild an der Außenfassade des Rathauses. | Bild: Schuler, Andreas

Bis zur Eingemeindung 1915, die noch heute von vielen Bewohnern des Konstanzer Ortsteils kritisch betrachtet wird, diente es als Rathaus, danach gab es verschiedene staatliche Nutzungen für das im Stile des Historismus erbaute Gebäude. Heute ist es die Heimat vieler Allmannsdorfer Vereine.

Ein Bild vom Bau des Rathauses zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Ein Bild vom Bau des Rathauses zu Beginn des 20. Jahrhunderts. | Bild: Schuler, Andreas

Das Rathaus gibt es sogar als Miniatur-Nachbau von der Firma Faller Modellbauwelten. Bei der Beschreibung heißt es: „Das Original steht in Allmannsdorf in der Nähe von Konstanz am Bodensee und wird heute nicht mehr als Rathaus genutzt. Dieser Bausatz enthält: 331 Einzelteile in acht Farben, Fensterfolie, eine Gardinenmaske und eine Bauanleitung.“ Derzeit ist das gute Stück allerdings nicht mehr lieferbar. Es ist also nicht mehr vorhanden.

Das Allmannsdorfer Rathaus.
Das Allmannsdorfer Rathaus. | Bild: Schuler, Andreas

Da eröffnen sich durchaus Parallelen zum Original. Denn das Original ist im Moment nur schemenhaft erkennbar. Seit Ostern ist es von unten bis oben eingepackt in ein siebenstöckiges Gerüst.

Das Glockenspiel des Allmannsdorfer Rathauses Video: Schuler, Andreas

Der Grund dafür liegt bereits vier Jahre zurück. Damals flogen bei Wind und Wetter mehrere Ziegel vom Dach des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes.

Bild 4: Denkmalschutz auf die Spitze getrieben: Wieso die Sanierung des Allmannsdorfer Rathauses so lange dauert
Bild: Schuler, Andreas

Lokale Handwerker deckten die Löcher mit Dachpappe ab und informierten die Stadtverwaltung. Normalerweise hält so eine Dachpappe einige Wochen, im Optimalfall ein paar Monate. In diesem Fall (zwangsweise) vier Jahre.

Das könnte Sie auch interessieren

Kurz nach Ostern nun veranlasste die Stadt, dass das Gerüst aufgebaut wurde. Drei Monate später begann die Sanierung auf dem Dach. Wieso erst drei Monate später? „Wir mussten uns erst ein Bild vom Schaden machen. Dabei war die Untere Denkmalschutzbehörde Konstanz sowie das Landesamt für Denkmalpflege in Freiburg involviert“, erklärt Wolfgang-Christian Konerth, der stellvertretende Amtsleiter des Hochbauamtes bei der Stadt Konstanz. „Und ohne das Gerüst wären sie niemals da hoch gekommen bei unserer Begehung.“

Rund 100 Jahre ist dieses Bild alt.
Rund 100 Jahre ist dieses Bild alt. | Bild: Schuler, Andreas
Das könnte Sie auch interessieren

Beauftragt wurde die Zimmerei Weber aus Allmannsdorf. Inhaber und Geschäftsführer Christoph Vayhinger. Dessen Urgroßvater Friedrich Weber gründete das Unternehmen im Jahr 1900 – und war auch am Bau des Allmannsdorfer Rathaus beteiligt.

Zwei der vier Holzpfosten von 1903 mussten erneuert werden. Sie standen auf der Wetterseite und waren nicht mehr ausreichend tragfähig.
Zwei der vier Holzpfosten von 1903 mussten erneuert werden. Sie standen auf der Wetterseite und waren nicht mehr ausreichend tragfähig. | Bild: Schuler, Andreas

Während der Arbeiten kristallisierten sich immer mehr Probleme an der Substanz heraus. „Überwall war etwas kaputt“, sagt Christoph Vayhinger.

Rundumblick von der Spitze des Allmannsdorfer Rathauses Video: Schuler, Andreas

Zwei von vier Holzpfosten, die das Türmchen mit den Glocken und die Spitze stützen, waren schwer gezeichnet von 118 Jahren , da sie auf der Wetterseite standen.

Das Ziffernblatt. Die Privatinitiative möchte wieder Leben in die Uhr bringen.
Das Ziffernblatt. Die Privatinitiative möchte wieder Leben in die Uhr bringen. | Bild: Schuler, Andreas

Das Ziffernblatt begann abzublättern, die Spitzen hoch droben auf dem Dach waren nicht mehr als vergoldet zu erkennen. „Wir bekamen von Restauratoren die Empfehlung, den Originalzustand wiederherzustellen“, erzählt Christoph Vayhinger. Zusammen mit Handwerkerkollegen erstellte er eine Mängelliste. „Für jede einzelne Änderung benötigen wir eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung.“

Bild 8: Denkmalschutz auf die Spitze getrieben: Wieso die Sanierung des Allmannsdorfer Rathauses so lange dauert
Bild: Schuler, Andreas

Für Wolfgang-Christian Konerth nahm das Projekt zu große Ausmaße an. „Wir wollten eigentlich nur ein paar Dachziegel erneuern“, sagt er . „Doch dann kam das Ziffernblatt oder die Vergoldung der Spitzen. Der Stadthaushalt ist klamm und außerdem haben wir keine Legitimierung vom Gemeinderat.“

Nun möchte er das Thema in den Technischen- und Umweltausschuss bringen und dort vorstellen. Was genau das Projekt kosten wird und wie viel es bereits gekostet hat, kann er nach eigener Aussage noch nicht überblicken.

Das könnte Sie auch interessieren

Den Handwerkern geht das alles etwas zu langsam. Christoph Vayhinger hat mit Kollegen, Familien und Freunden eine Initiative ins Leben gerufen. „Das alte Rathaus liegt uns Allmannsdorfer am Herzen. Wenn die Stadt klamm ist, möchten wir Geld sammeln, um das Gebäude zu sanieren und renovieren.“

Auf dem Längsdach steht diese Spitze. So soll die Hauptspitze auf dem Türmchen bald auch wieder aussehen. Die Spitzen waren ursprünglich ...
Auf dem Längsdach steht diese Spitze. So soll die Hauptspitze auf dem Türmchen bald auch wieder aussehen. Die Spitzen waren ursprünglich vergoldet. | Bild: Schuler, Andreas

Es ginge ja nicht darum, viel, viel Geld auszugeben. „Etwas Blattgold für die Spitzen, um sie in den Originalzustand zu bringen, oder die Ertüchtigung des Ziffernblattes kosten ja wirklich nicht viel Geld“, so Christoph Vayhinger. „Das Ziffernblatt mit den zugehörigen aufgemalten Ziffern und Muster wird vom Bestand gesichert und die Fehlstellen retuschiert und ergänzt. Das Uhrwerk selbst ist voll intakt.“

Bild 10: Denkmalschutz auf die Spitze getrieben: Wieso die Sanierung des Allmannsdorfer Rathauses so lange dauert
Bild: Schuler, Andreas

Mehr als ein paar tausend Euro sollten dafür nicht anfallen. Der Zimmerer ist der Meinung: „Wenn wir jetzt schon das Gerüst stehen haben, dann sollten wir Nägel mit Köpfen machen und die nötigen Arbeiten durchführen. Ansonsten müssen wir in ein paar Jahren erneut das Gerüst aufstellen und wieder von vorne anfangen.“