Es war ein trauriger und tragischer Tag, dieser 19. Oktober 2023. Innerhalb weniger Stunden verunglückten damals zwei Motorradfahrer tödlich. Zunächst am Nachmittag ein 44-Jähriger auf einer BMW, der aus Richtung Dingelsdorf nach Litzelstetten fuhr und vor dem ein entgegenkommender SUV plötzlich abbog. Dann am späten Abend eine 54-Jährige, die ebenfalls in Richtung Litzelstetten unterwegs war und in einer langgezogenen Linkskurve kurz vor dem Wertstoffhof Dorfweiher die Kontrolle über ihre Ducati verlor.
Auch knapp vier Monate später ist noch nicht endgültig geklärt, wie es zu den beiden Unfällen kommen konnte. Wie Sprecherin Katrin Rosenthal vom Polizeipräsidium Konstanz mitteilte, ist aber zumindest zum ersten Unfall das Sachverständigengutachten fertig. Nähere Informationen dürften also in den nächsten Wochen zu erwarten sein.

Doch die beiden Fälle sind nicht die einzigen aus dem vergangenen Jahr, die bisher un(auf)geklärt sind, wie eine SÜDKURIER-Abfrage bei Polizei und Staatsanwaltschaft ergab.
Der umgefahrene Junge
Am Nachmittag des 13. März, ein Montag, wurde ein 14-jähriger Radler auf der Sonnenbühlstraße nach eigenen Angaben von einem dunklen Audi RS6 umgefahren. Der Wagen streifte das Hinterrad des Pedelecs, der Junge stürzte und zog sich mehrere Prellungen und Schürfwunden zu. Was für den Unbekannten am Steuer des Luxuswagens aber kein Grund war, anzuhalten. Wegen der roten Kennzeichen schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis er ermittelt werden kann. Zumal auch noch die Aufschrift eines Autohändlers auf der Seite des Wagens gestanden haben soll.

Doch Pustekuchen! Wie Staatsanwältin Patricia Müller mitteilte, wurde das Ermittlungsverfahren eingestellt. In den in Frage kommenden Autohäusern war den Recherchen der Polizei zufolge kein passendes Fahrzeug verkauft oder überführt worden.
Die Ferrari-Flucht durch Konstanz
Was da hätte passieren können! Der Fahrer eines roten Ferrari Spider 488 flüchtete in der Nacht auf den 6. Juni mit stark überhöhter Geschwindigkeit vor der Polizei, die ihn im Bereich des Bahnhofs wegen extrem lauter Motorengeräusche und eines fehlenden vorderen Kennzeichenschildes kontrollieren wollte. Er raste über die Mainaustraße in Richtung Egg und fuhr beim Überholen sogar einige Meter über den Fußweg, ehe er den im Thurgau zugelassenen Wagen am Uni-Sportplatzgelände abstellte und das Weite suchte.

Doch das Weite war in diesem Fall nicht weit genug. „Wegen des Vorwurfs des Kraftfahrzeugrennens und Fahrens ohne Fahrerlaubnis wurde der junge deutsche Fahrer nach Jugendstrafrecht ermahnt“, so Staatsanwältin Müller. Außerdem müsse er Arbeitsstunden erbringen und Verkehrsunterricht nehmen.
Nackte Tatsachen am 20. Juni
Gleich zweimal zogen an jenem heißen Frühsommertag mit bis zu 33 Grad Celsius Männer blank – nur eben nicht am See, sondern im Shopping-Center Lago und am Wasserwerk. Betroffene waren im ersten Fall Beschäftigte und Kunden eines Bekleidungsgeschäfts, die schockiert mit ansehen mussten, wie der Täter völlig nackt aus der Umkleide trat und an sich herumspielte. Im zweiten Fall wurde eine junge Frau auf einem Fußweg in Staad von einem Exhibitionisten belästigt.
Wer waren die Männer? Handelt es sich gar um ein und denselben Täter? Wir wissen es nicht. Noch wird laut Polizei ermittelt.
Saftige Beute im Fruchthof
Der Erholungseffekt des letzten Juli-Wochenendes 2023 war bei den Mitarbeitern des Konstanzer Fruchthofes rasch verpufft. Wie sich herausstellte, hatten Unbekannte die Zeit zwischen Samstagmittag und Sonntagabend genutzt, um in die Firma im Industriegebiet einzubrechen und aus einem Büro mehrere tausend Euro Bargeld zu stehlen.
Das Geld wird wohl auch nicht wieder auftauchen. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen zu dem Einbruch am 29. oder 30. Juli mittlerweile eingestellt, weil der oder die Täter nicht gefunden werden konnten.

Der Brutalo vom Oberlohn-Kreisel
Trotz Personenbeschreibung könnte auch jener Unbekannte ohne Strafe davonkommen, der am frühen Morgen des 6. Augusts nach einem Streit einen 32-Jährigen am Oberlohn-Kreisel im Industriegebiet zu Boden geschlagen und dann auch noch brutal auf den Kopf des Mannes eingetreten hatte. Erst als Zeugen einschritten, ließ er damals von ihm ab und flüchtete gemeinsam mit seinem Begleiter.
Laut Hauptkommissarin Rosenthal konnten die beiden trotz mehrerer Zeugenvernehmungen und dem Öffentlichkeitsaufruf bisher nicht ermittelt werden. „Alle Zeugen bekamen das Geschehen erst zu einem späten Zeitpunkt mit und konnten die Täter lediglich grob beschreiben, als diese flüchteten“, so Rosenthal.

Zumindest hat das Opfer den Angriff wohl gut überstanden. Nach einer kurzen stationären Überwachung im Konstanzer Klinikum sei der Mann noch am selben Tag wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden, sagte Rosenthal.
Großeinsatz in der Hussenstraße
Aufregung am Vormittag des 17. August in der Konstanzer Hussenstraße: Aufmerksame Gerüstbauer hatten bemerkt, dass es aus dem Dachgeschoss eines Hauses heraus qualmte. Sie weckten die Bewohner und alarmierten die Rettungskräfte. Die Feuerwehr rückte mit einem Großaufgebot an.
Wer hat den Brand verursacht, und welche Konsequenzen erwarten ihn dafür? Die Antworten: Niemand und keine. „Das Sachverständigengutachten ergab, dass der Brand von einem technischen Defekt am Kühlschrank des Beschuldigten ausgelöst worden war“, erklärte Staatsanwältin Patricia Müller.

Die beiden Angriffe auf junge Frauen
Horrorerlebnis für eine 21-Jährige in der Nacht zum 27. September auf der Wollmatinger Straße. Ein fremder junger Mann, mit dem sie ins Gespräch gekommen war, drückt sie an einer Bushaltestelle plötzlich gegen die Scheibe und begrapscht sie. Der jungen Frau, die schreit und um sich schlägt, gelingt die Flucht. Dem Täter aber leider auch: Laut Staatsanwaltschaft wurde das Ermittlungsverfahren mittlerweile eingestellt.
Im zweiten ähnlichen Fall, der sich am frühen Morgen des 8. Oktobers auf dem Webersteig ereignete, wird noch aktiv nach dem Täter gesucht. Der Unbekannte, der schon vorher auffällig geworden sein soll, hatte sich an jenem Sonntag auf der Fahrradstraße und im Bereich vor der Handwerkskammer an einer 20-Jährigen vergehen wollen. Der Fall löste große öffentliche Empörung aus.
Der Scooter-Werfer von der Schänzlebrücke
Wie kann man auf die Idee kommen, sechs E-Scooter auf eine Brücke zu schleppen und sie auf eine der normalerweise meistbefahrenen Konstanzer Straßen zu werfen? Das wird wohl für immer das Geheimnis des jungen Mannes bleiben, der genau das am frühen Morgen des 3. Oktobers getan hat. Die Brücke war die Schänzlebrücke, bei der Straße handelte es sich um die Reichenaustraße, die gegen 2.30 Uhr zum Glück noch relativ verlassen dalag.
Trotz Zeugenaufrufen und mehrfacher Berichterstattung ist es nicht gelungen, den Täter zu fassen. Das Ermittlungsverfahren wurde nach Angaben von Staatsanwältin Patricia Müller eingestellt.

Ein Videofilm vom Einbruch
In den frühen Morgenstunden des 20. Novembers brachen drei unbekannte Täter in das Adana Pizza-Kebap-Haus an der Fürstenbergstraße ein. Sie hebelten die automatische Schiebetür auf und entwendeten die Kasse mit dem Wechselgeld vom Verkaufstresen. Was sie wohl nicht bedacht hatten: Sie wurden dabei auf einem Überwachungsvideo aufgenommen.
Also haben sie mittlerweile auch ihre Strafe erhalten? Leider nicht. Bisher ließen sich die Einbrecher laut Polizeisprecherin Katrin Rosenthal nicht identifizieren.