Der Narrenzunft Kuckuck ist es gelungen, in der freitäglichen Vorstellung ihres Bunten Abends kein einziges Mal in die schlüpfrigen Untiefen der Zoten abzurutschen. Und die Akteure verzichteten darauf, das Corona-Virus zu thematisieren.

Für Einstimmung, Überleitung und Verschnaufpausenfüller vor dem Vorhang sorgten Poca und Hontas, gespielt von Roland Breunig und Reinhold Gensle. Dank ihrer Unterhaltung störte es auch nicht, dass der eine oder andere Witz recht flach daherkam. Poca und Hontas nahmen das – wie‘s Publikum auch – mit Humor. Alleinunterhalter Berti Sturm stimmte sich in den Pausen immer besser auf die Zuhörer ein.

Poca und Hontas, namentlich Roland Breunig und Reinhold Gensle, vermitteln durch ihr entspanntes Auftreten den Spaß ans Publikum.
Poca und Hontas, namentlich Roland Breunig und Reinhold Gensle, vermitteln durch ihr entspanntes Auftreten den Spaß ans Publikum. | Bild: Nikolaj Schutzbach

Disneyfiguren mal anders auf der Bühne

Der Fanfarenzug Kuckuck unter Leitung von Hubert Okle begleitete mit schmissigem Klang den Einmarsch der Narren. Die Musiker zeigten wenig später auch schauspielerisches Talent. Unter dem Titel „Remake 2022 Disneys Märchenwelt“ zogen sie diese durch der Kakao. Da gab es Ohnekäppchen (Simone Pietsch), das sich erst unter dem Druck der Mutter (Anja Katschke) die rote Kopfbedeckung aufsetzte, den Wolf (Julian Kleiner), der Großmutters Kopf (ein Luftballon) platzen ließ, Rapunzel (Roland Breunig), deren Haar immer zu kurz war, und die einen frustrierten Retterprinz (Niels Huber) samt Knappen (Holger Feldmann) zurückließ, eine umherstreifende Jägerin (Sabine Schilling-Huber) und einen wandelnden Spiegel (Angelika Feldmann).

Rapunzels (Roland Breunig) Haar ist zum Frust von Prinz (Niels Huber) und Knappe (Holger Feldmann) immer noch zu kurz.
Rapunzels (Roland Breunig) Haar ist zum Frust von Prinz (Niels Huber) und Knappe (Holger Feldmann) immer noch zu kurz. | Bild: Nikolaj Schutzbach

Fehlen durfte auch nicht der Frosch (Bianca Feldmann) im Brunnen, das Rumpelstilzchen (Dunja Danger-Gensle), das Wald vermüllend herumzog („Ach wie gut, dass niemand weiß“) und der verärgerte Kater (Svenja Huber) sowie drei von den Sieben Zwergen (Irene Schmid, Kai Brach und Klaus Schmid). Herrlich, wie die Schlüsseltexte zu den einzelnen Märchenfiguren verwandelt wurden.

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Das Beiwort Remake im Titel deutete bereits an, dass es sich bei dem Stück um eine Neuauflage handelte. 1994 war es in ähnlicher Form schon einmal aufgeführt worden, berichtete Niels Huber.

Der Fanfarenzug Kuckuck unter Leitung von Hubert Okle sorgt mit seinem märchenhaften Auftritt für viel Applaus.
Der Fanfarenzug Kuckuck unter Leitung von Hubert Okle sorgt mit seinem märchenhaften Auftritt für viel Applaus. | Bild: Nikolaj Schutzbach

Nach der Pause durfte der Fanfarenzug erneut musikalisch ran. Unter dem Titel „Heiho“ gab es Fansnächtliches zu hören. Zur Einstimmung aufs Programm gaben Reinhold und Marc Gensle Sicherheitshinweise. Mit ihrem Sketch zeigten sie mit vier unterschiedlichen Fragestellungen zum gleichen Sachverhalt auf, wie es trotz aller Mühe keine Antwort gibt.

„Die 4 Genöre“ kommen trotz Panne gut an

Genauso launig gaben sich „Die 4 Genöre“ mit Marc, Patrick, Peer und Reinhold Gensle. Beim eingangs gesungenen Musikstück fiel prompt die Musikübertragung aus. Das Publikum focht dies nicht an, es überbrückte und sang einfach weiter. Anschließend schleusten sich die Genöre durch eine Verkleinerungsmaschine und schlugen musikalisch begleitete Kapriolen. Das heftig fordernde Publikum erreichte die erste doppelte Zugabe des Abends.

Patrick, Peer, Marc und Reinhold Gensle haben sich als „4 Genöre“ verkleinern lassen.
Patrick, Peer, Marc und Reinhold Gensle haben sich als „4 Genöre“ verkleinern lassen. | Bild: Nikolaj Schutzbach

„Genial“, entfuhr es einer begeisterten Brigitte Fuchs. „Fernsehreif“, urteilte Brigitte Momma-Lavall. Den weiteren doppelten Nachschlag gab es für das Männerballett mit ihrem „Disney Jungs“, das den Saal fast zum Toben brachte.

Sechs junge Frauen zeigten als „Dancing Mädels“, dass sich auch in kleiner Besetzung ein abwechslungsreiches Damenballett aufführen lässt und dieses für Stimmung sorgen kann.

Das Damenballett zeigt als „Dancing Mädels“, dass sich auch in kleiner Besetzung eine abwechslungsreiche Choreografie gelingt.
Das Damenballett zeigt als „Dancing Mädels“, dass sich auch in kleiner Besetzung eine abwechslungsreiche Choreografie gelingt. | Bild: Nikolaj Schutzbach

Vor dem Finale blickten „Die Kazookies mit Mary, Mowgli, Kaa und Ko“ (Daniela Zimpfer, Erika Weber, Hermann und Iris Vorjohann, Matthias Wronna und Ulrike Schwarz) ins lokale Geschehen. Zur Freude der Litzelstetter hatte die Potzblitz AG schon mit der Sanierung der maroden Martin-Schleyer-Straße begonnen. Doch oh Schreck, schnell stellte sich heraus, dass eine Digitalisierungspanne aus dem 3023 ein verfrühtes 2023 gemacht hatte.

Und was sagen die Zuschauer? „Acht von zehn Punkte“

Selina Schmid und Madita Hotz aus Konstanz kamen erstmals zum Bunten Abend nach Litzelstetten. „Super. Es mach riesig Spaß. Es gibt viel zu lachen. Hier ist eine gute Stimmung“, fasste Selina Schmid zusammen. „Die 4 Genöre waren super“, ergänzte sie. Das fand auch ihre Freundin, der auch das Märchentheater gut gefiel. „Familiär und echt gemütlich“, sagte Madita Hotz. „Ich bin Urstammgast. Mir gefällt es hier sehr gut. Besonders gefallen haben mir das Märchen und die 4 Genöre“, so der Litzelstetter Ralf Richter.

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Ingrid Gollrad kennt die Abende schon seit vier Jahren. „Acht von zehn Punkte vergebe ich. Der beste musikalische Auftritt war der des Fanfarenzuges. Von den Sketchen gefielen mir die 4 Genöre. Das Männerballett war auch gut.“