Ein Millionenpublikum schaut nach und auf Konstanz: Damit wäre am Dienstag, 18. Februar, ein Ziel schon mal erreicht. Natürlich ist die magische Marke von 1.000.000 Zuschauern nicht alles, aber es wäre ein starkes Signal für die SWR-Fasnacht aus dem Konzil. Denn seit der Sender aus Konstanz überträgt, und das sind nun schon drei Jahrzehnte, gibt es Lob dafür ebenso wie Kritik.
Viele sind stolz auf diese enorme Medienpräsenz – andere finden die ganze Sendung zum Fremdschämen. Aber warum polarisiert sie? Zum einen teilt die Fasnacht selbst das Publikum – manche lieben das närrische Treiben heiß und innig, andere können einfach gar nichts damit anfangen.
Aber das allein erklärt wohl noch nicht in Gänze, warum die Live-Sendung aus Konstanz so starke Meinungen provoziert. Für Ramon Babazadeh, den verantwortlichen SWR-Redakteur, kommt aber hinzu, dass diese Sendung an sich besonders ist: Auf der Bühne stehen keine Profis, im Fernsehen ist das eine große Ausnahme.

Handgemacht, bodenständig, authentisch
„Das Besondere ist, dass es handgemacht und bodenständig ist, gemacht von Laien, die das mit ganz viel Herzblut auf die Bühne bringen“, sagt Babazadeh. In Zeiten, in denen TV-Comedy-Formate gar nicht schnell und schrill genug sein können, sind die oft langsam erzählten und bisweilen sogar langatmigen Nummern, die auf der Konzilbühne gespielt werden, ein starker Kontrast. Dafür, so die Verantwortlichen, ist die Sendung authentisch und zeigt, wie die Saalfasnacht in Konstanz und Region eben oft ist.
Zugleich ist die Auswahl streng. Wer auf die Bühne will, muss sich bewerben und das eigene Talent beweisen, sagt Mario Böhler. Die Narrengesellschaft Niederburg, die er als Präsident leitet, und die Kamelia Paradies sind die Veranstalter des Abends. Dabei schauen sie über die Stadtgrenzen hinaus. Auch dieses Jahr wieder übernimmt Rainer Vollmer aus Stockach die Moderation. Aus Hilzingen tritt Marianne Schätzle auf, die ihrer Rolle als Merkel-Double nun endgültig entwachsen ist.

Bekannte Namen und neue Gesichter sind dabei
Einen Eindruck von dem, was ins Fernsehen kommt, konnten die Gäste beim Konstanzer Narrenspiel im unteren Konzilsaal bekommen – und da begeisterten zum Beispiel Bubi Kreuz als Schlagerbarde Dieter Thomas Kuhn sowie Norbert Heizmann und Claudia Zähringer. Ihre Revue mit außergewöhnlichen Momenten aus 25 Jahren Bühnenpartnerschaft ist auch für den SWR-Verantwortlichen einer der Höhepunkte.
Fast vier Stunden, von 20.15 bis 0 Uhr, läuft das Programm. Musik steuert unter anderem die Froschenkapelle aus Radolfzell bei. Für die Tanznummern kommen neue Talente auf die Bühne: Die Bibernixen aus Watterdingen zeigen ihren Gardetanz, während die Jumping Devils aus Volkertshausen die wohl jüngste Showtanz-Gruppe ist, die je auf der SWR-Bühne stand.
Neu dabei sind auch Susle und Wunderli, die sonst bei der Fasnacht in St. Gallen durch die Kneipen ziehen. Auf eine „Mischung aus Schweizerdeutsch und Hochdeutsch“ darf man sich bei ihnen freuen.
Viele Nummern, bei denen man herzlich lachen darf
Und was sind so die Themen? Wenige Tage vor der Bundestagswahl wird es streckenweise politisch – zum Beispiel mit dem Konstanzer Hans Leib, vor dessen Spott kein Polit-Promi sicher ist. Die Sendung, so Ramon Babazadeh, soll aber auch einen Kontrast zur allgegenwärtigen Politik bieten: „Es gibt auch viele Nummern, bei denen man einfach mal abschalten und herzlich lachen darf.“
Abgerechnet wird dann am Folgetag – dann steht fest, wie viele Zuschauer der SWR mit der Live-Sendung aus Konstanz erreicht hat und wie hoch der Marktanteil war. 2024 hatten rund 850.000 Personen die Sendung am Dienstagabend bundesweit gesehen, 100.000 weniger als im Vorjahr.
Was für dieses Jahr Hoffnung bereitet: 2025 macht an diesem Fernsehabend anders als in Vorjahren keine andere Fasnachts-Sendung der Übertragung aus Konzil Konkurrenz. Dafür spielt in der Champions League Bayern München gegen Celtic Glasgow.