Sie sind bunt, alefänzig, haben jede Menge Schalk, sind kreativ und sie lieben Abkürzungen: Die Mitglieder der Hofnarrenzunft Mainauer Paradiesvögel, kurz: HNZMP, die in diesem Jahr 75 Jahre alt wird. Nicht unschuldig an der Gründung vor einem Dreivierteljahrhundert war kein Geringerer als Graf Lennart Bernadotte (GLB), der stets mit Begeisterung bei wohl fast allen Anlässen – vor allem den legendären Hofbällen auf der Blumeninsel – mit von der Partie war.

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Der Chef und die schillernden Narrenvögel

„Die Initiative ging vom Chef aus“, berichtet Franz Petzold, Vize-Zunftmeister der Paradiesvögel, mit Blick in die Annalen. „Graf Lennart schätzte das Brauchtum und war sehr humorvoll. Er fand, auch die Mainau bräuchte eine Narrenzunft.“ Er regte an, dass die Mitarbeiter der Blumeninsel einen Narrenverein gründen sollten, was vor 75 Jahren auch tatsächlich in der Betriebskantine, die kurzerhand in „Zur feuchten Geige“ umbenannt wurde, geschah.

Kultstatus erlangten die Paradiesvögel in ihren besten Zeiten mit ihren Hofbällen, wobei die Mitglieder der Familie Bernadotte selbstredend beim bunten Programm mit eigenständigen Nummern mitwirkten. Unvergessen ist Zunftmeister Kai Lehmann „der legendäre Auftritt von Graf Lennart als Großherzog und Gräfin Sonja als Charlie Chaplin: Sie hat gespielt und er hat kommentiert.“ Einen Sonderapplaus gab es stets für die aufwändigen Kulissen, die weit mehr als die eigentliche Bühne einnahmen.

(Archivbild) Lennart Graf Bernadotte – hier ein Bild aus dem Jahr 2004 – liebte die Fasnacht. Ihm war an der Gründung einer ...
(Archivbild) Lennart Graf Bernadotte – hier ein Bild aus dem Jahr 2004 – liebte die Fasnacht. Ihm war an der Gründung einer eigenen insulanischen Zunft gelegen. Er unterstützte die Mainauer Fasnacht nach Kräften. | Bild: Aurelia Scherrer | SK-Archiv

Erst Blütezeit, dann Stagnation

Die Blütezeit der Paradiesvögel seien die Jahre 2010 bis 2020 gewesen, merkt Kai Lehmann an, der seit 1991 mit von der Partie ist. „Da war Vollgas. Innerhalb von einer Stunde waren damals unsere fünf Hofbälle ausverkauft“, erinnert sich der Zunftmeister. Doch dann kam die Pandemie. Es folgte Stagnation. Bis heute können die Paradiesvögel mangels großer Vogelschar nicht an die früheren Erfolge anknüpfen.

„Aktuell sind wir nur vier Mainauer“, stellt Lehmann bedauernd fest. Und das bedeutet: Große Sprünge machen die Paradiesvögel vorerst nicht. Lediglich der Narrenhock, den Graf Lennart in den 1980er Jahren für alle befreundeten Narrenzünfte ins Leben gerufen hat, wird ausgerichtet. Am Schmotzigen gibt es ein kleines Programm auf der Mainau und die Teilnahme am Sonntagsumzug, bei dem auch viele Mainauer Gartenzwerge dabei sein werden, ist sicher.

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Sie bauen auf den Nachwuchs

Die Ober-Paradiesvögel sehen gleichwohl mit Zuversicht in die Zukunft. „Es wird sich wieder entwickeln“, meint Franz Petzold. Die aktiven Paradiesvögel wollen versuchen, den jungen Mitarbeitern das fasnächtliche Engagement schmackhaft zu machen. Eine Durststrecke hatte der Verein bereits Anfang der 1990er Jahre zu verzeichnen gehabt. Auch aus dieser kleinen Krise ist die Zunft erstarkt herausgekommen und der Paradiesvogel-Ruf hallte wieder über die Blumeninsel: „Wo hond se? Feddere!“

(Archivbild) Die Paradiesvögel sind immer mit einer großen Schar Mainauer Gartenzwerge beim Sonntagsumzug in Konstanz (hier ein Foto aus ...
(Archivbild) Die Paradiesvögel sind immer mit einer großen Schar Mainauer Gartenzwerge beim Sonntagsumzug in Konstanz (hier ein Foto aus dem Jahr 2019) mit von der Partie. | Bild: Oliver Hanser | SK-Archiv