86 maskentragende Gruppen bietet die Konstanzer Fasnacht aktuell. Viele davon blicken auf eine jahrzehntelange Tradition zurück. Andere werden in diesem Jahr hingegen zum ersten Mal auf der Gass‘ unterwegs sein: Die Panther, Brunnengeister und Glut Homunkulus. Die Geschichten hinter ihren Figuren sind so vielfältig wie sie selbst.
Genau genommen gibt es zur diesjährigen Fasnacht sogar vier neue Gruppen. Die Vikinger halten sich bislang jedoch bedeckt und werden sich vermutlich erst an der Fasnacht der breiten Öffentlichkeit zeigen.
Konstanzer Panthers
Die Konstanzer Panthers gesellen sich in die Reihe der tierischen Figuren auf der Fasnacht. Das Ehepaar Stefanie und Philip Ditting wollte mit den Raubkatzen einen eigenen Beitrag zur fünften Jahreszeit leisten. „Wir lieben die Fasnacht und wollten es mit einer neuen Gruppe mehr vertiefen“, erklärt Stefanie Ditting.
Und warum ein Panther? „Geister oder Hexen gibt es in Konstanz bereits so viele. Wir wollten ein tierisches Kostüm schaffen. Ein Panther ist schnell und zeigt sich selten. Das fanden wir perfekt für die Fasnacht“, erklärt Stefanie Ditting.
So fasste das Ehepaar Ditting im vergangenen Frühling den Entschluss, eine neue Gruppe zu gründen. Vier Erwachsene und vier Kinder zählt die Gruppe bislang. Damit wird auch klar, für wen sie gedacht sein soll. „Wir wollen eine familienfreundliche Gruppe ohne die großen Verpflichtungen sein“, sagt Stefanie Ditting. „Der Spaß steht im Vordergrund.“

Das Motto der Gruppe beschreibt gleichzeitig auch die wesentlichen Merkmale des Panthers: „Gelbe Augen, schwarzes Fell – die Konstanzer Panthers, die sind schnell.“
Die Brunnengeister
Einen traditionellen Ansatz verfolgen die Brunnengeister, die im Paradies heimisch sind. „Wir sind mit der Fasnacht in Konstanz aufgewachsen und wollten die Tradition wieder ein Stück weit zurückbringen“, sagt Nico Sterragatta, der gemeinsam mit seinen Freunden Sandro Meier und Tim Leutenegger die Brunnengeister gegründet hat.
Alle drei waren jahrelang in anderen Zünften, wollten nun aber etwas Eigenes auf die Beine stellen. „Wir haben genau die gleiche Vorstellung davon, wie ein perfektes Häs aussehen soll“, erklärt Meier.
Als Inspiration für ihre Figur dienten Bücher und Aufzeichnungen aus dem Konstanzer Stadtarchiv, aber auch ihre eigene Fantasie. Wer sich als Bauer in Konstanz im Mittelalter gegen die Leibeigenschaft wehrte, wurde teils drakonisch bestraft.
Nun kommt die Kreativität der Gründer ins Spiel: Der Brunnengeist stellt einen mittelalterlichen Bauer dar, der zur Strafe angezündet wurde und versuchte, in einem Brunnen das Feuer zu löschen.
Weil aber der Brunnen ausgetrocknet war, starben die Bauern beim Sprung in den Schacht und wurden zu Geistern. Die Brunnengeister beziehen sich dabei auf den Lienhardsbrunnen an der Kapelle St. Martin im Paradies.
Der Glut Homunkulus
Eine ähnliche Herangehensweise verfolgten die Glut Homunkulus. Die fünf Konstanzer Gründer Nicole Vestner, Monja Schrodi, Antonia Follert, Cedric Vetter und Marko Cicak sind mit der örtlichen Fasnacht aufgewachsen.
„Wir dachten uns, es ist schön, wenn es eine neue Gruppe gibt, in der junge Leute Anschluss finden“, erklärt Nicole Vestner.

Auch ihre Geschichte nimmt Bezug auf ein historisches Ereignis, der Hexenverbrennung. Der Glut Homunkulus ist ein teuflischer Dämon, der sich an den Konstanzer Bürgern für die Verbrennung der Hexen rächen will. Entsprechend ist das Häs in rot, schwarz und Gold, den Farben des Feuers getaucht.
Ganz so mitgliederstark wie die Brunnengeister sind die Glut Homunkulus noch nicht. Zur diesjährigen Fasnacht werden die fünf Gründer im neuen Gewand unterwegs sein, bis zum nächsten Jahr möchte die Gruppe dann wachsen.

So unterschiedlich die drei neuen Gruppen auch sein mögen, eines haben sie gemeinsam. „Von den großen, traditionellen Gruppen haben wir sehr viel Zuspruch und Unterstützung erfahren“, erklärt Nicole Vestner von den Glut Homunkulus. „Sie wünschen sich ja genauso wie wir, dass die Fasnacht weiterlebt.“