Allen Beteiligten ist durchaus bewusst, dass er derzeit weder feste Zu- noch Absagen für die vielen Feste und Konzerte in Konstanz geben kann. Das diffuse Infektionsgeschehen und ständige neue Maßnahmen lassen Prognosen nicht zu.
„Wir haben jedoch die Grundhaltung, dass die Politik es uns ermöglichen muss, wieder arbeiten zu können“, sagt Xhavit Hyseni von Kokon-Entertainment. „Wir respektieren die Verordnungen, aber wir vermissen Konzepte auf dem Weg raus aus der Krise.“

Der 33-Jährige ist Profi-Veranstalter, der mit Festivals und Konzerten seinen Lebensunterhalt verdient. Er denkt jedoch auch an die Menschen, die weitgehend in ihrer Freizeit mit viel Herzblut und Hingabe Veranstaltungen organisieren. „Privatleute opfern so viel Freizeit für ihre tollen Feste. Ein wenig mehr Unterstützung wäre da wünschenswert.“
Das sieht Nikolas Brinkschulte ganz ähnlich. Der Mit-Organisator des Weinfestes weiß aber auch um die Zwickmühle, in der die Stadtverwaltung und die Politik steckt. „Der Austausch mit der Stadt ist grundsätzlich gut“, sagt er. „Aber niemand weiß, wie es weitergeht. Aktuell existiert kein Konzept, wie man im Sommer Feste durchführen könnte.“ Da sich Standards beinahe wöchentlich ändern, seien Prognosen nahezu ausgeschlossen.
Heinz-Josef Diestel, Inhaber des Restaurants Staader Fährhaus und nebenbei Organisator des Staades Hafenfestes, vermisst trotzdem den Dialog und mehr Entgegenkommen mit der Stadt. Bereits 2020 musste er wie so viele andere Veranstalter sein Fest ausfallen lassen. „Ich musste damals trotzdem die Gebühren für die Plakatstellwände bezahlen, obwohl nichts zustande kam. Das ist jetzt nicht die Welt. Aber so läppert sich schon etwas zusammen.“

Rathaussprecher Walter Rügert entgegnet dem mit diesen Worten: „Grundsätzlich gehört es nicht zu den Aufgaben einer Stadt, Feste finanziell zu fördern. Allenfalls kann es sich um Einzelfallentscheidungen handeln, die vom Gemeinderat im Vorfeld eines Festes auf Antrag beschlossen werden müssen.“ Klingt nach einer Menge Bürokratie, ist es auch.
Die Festwirte möchten ihre Arbeit durchaus als Gewinn für die Stadt Konstanz bezeichnen. „Touristen kommen ja auch deswegen hierher“, ist Hein-Josef Diestel überzeugt. „Wir sind also ein Bestandteil der Festkultur. Im Endeffekt sind wir diejenigen, die so eine Veranstaltung mal so eben stemmen.“
Natürlich ist er sich des Risikos bewusst und das geht er auch gerne ein, wenn zum Beispiel das Wetter nicht mitspielt und er am Ende draufzahlen muss. „Schön wäre ein Treffen mit dem OB, um zu erfahren, was grundsätzlich möglich wäre und was nicht.“ Ihm schwebt da ein runder Tisch mit Stadtvertretern und Festorganisatoren vor. „Unterm Strich haben wir alle ja dieselben Ziele.“
Gegenüber der Stadt wurden laut Walter Rügert bisher keine Wünsche nach einem „Runden Tisch“ geäußert. „Es wäre gut, wenn die Organisatoren zunächst formulieren würden, was sie erwarten. Danach kann man prüfen, ob ein runder Tisch die geeignete Form ist. Grundsätzlich ist Oberbürgermeister Uli Burchardt zu Gesprächen immer bereit.“ Im Übrigen sei die MTK GmbH im Zusammenhang mit dem Veranstaltungskonzept im ständigen Austausch mit den betroffenen Ämtern und den bekannten Organisatoren.
Nach aktuellem Stand der Dinge ist es laut Walter Rügert eher unwahrscheinlich, dass im Sommer Feste dieser Größe veranstaltet werden können. Zuletzt hat der Bundestag am 4. März wiederholt festgestellt, dass die „epidemische Lage von nationaler Tragweite“ fortbesteht. Eine neue Entscheidung darüber muss vor dem 30. Juni getroffen werden.
„Solange die Feststellung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite nicht vom Bundestag aufgehoben ist, sind die Kommunen und die Veranstalter jedenfalls in ihren Möglichkeiten stark beschränkt“, so Walter Rügert. „Bevor die Inzidenz nicht beständig unter 100 gesunken und die Bundesnotbremse nicht außer Kraft gesetzt ist, bleibt gar kein Spielraum für kulturelle Veranstaltungen mit Publikum.“
Im Übrigen seien laut Pressesprecher entsprechende Konzepte von den Veranstaltern zu entwickeln und, zumindest bei einer Inzidenz über 50, vom Gesundheitsamt zu genehmigen. „Voraussichtlich wird in Zukunft eine Öffnung beziehungsweise der Zutritt zu Veranstaltungen auch von negativen Testergebnissen oder einer nachgewiesenen Impfung oder Genesung abhängig sein“, so Walter Rügert.
Die Veranstalter rechnen im Falle einer positiven Entwicklung auf jeden Fall damit, dass eine aktuelle Testung vor Ort eine Rolle spielen wird. „Überhaupt wird das Testen ein essentieller Punkt werden für die Gastronomie und Veranstaltungen“, sagt Nikolas Brinkschulte. „Beim Weinfest würden ja viele tausend Menschen zusammen kommen. Wir sind uns da unserer Verantwortung bewusst, die wir als Veranstalter haben.“