Er stand immer mitten im Leben und liebte die Geselligkeit. Heinz Hug war gerne unter Menschen, schätzte Feste und engagierte sich auf vielfältige Weise für seine Geburtsstadt und deren Einwohner. Die Errichtung des Blätzlebrunnens, die Sanierung des Schnetztors, aber auch der Erhalt des Parks zwischen Seniorenzentrum und Haus Talgarten haben die Konstanzer zum großen Teil ihm zu verdanken.

Der Konstanzer

Heinz Hug war in erster Linie eines: Konstanzer. Ein Eingeborener, für den es nicht in Betracht kam, aus seiner Geburtsstadt wegzuziehen. Niemand weiß das besser als seine Frau Annemarie, in Konstanz bekannter unter ihrem Kosenamen Mirle.

Heinz Hug hatte die hübsche, junge Frau, die in München Sport studierte, in der bayerischen Hauptstadt kennen und lieben gelernt, als er als aktiver Sparta-Schwimmer an die Sportakademie durfte. „Es war vollkommen klar, dass er nicht aus Konstanz wegzieht. Konstanz war sein Ein und Alles“, erzählt Annemarie Hug im Gespräch mit dem SÜDKURIER. So zog sie dann zu ihm nach Konstanz.

Der Macher

Heinz Hug war eine besondere Persönlichkeit. Der Schalk saß ihm im Nacken, er war gesellig, fürsorglich und doch strahlte er auch eine gewisse Autorität aus. Anderen Menschen begegnete er immer mit Respekt, verstand es aber gekonnt, die Ziele, die er sich gesteckt hatte, zu erreichen. Es ging ihm nie um einen persönlichen Vorteil. Ganz im Gegenteil: Seine Vorhaben sollten anderen dienen.

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Für Konstanz und vor allem für die Konstanzer Blätzlebuebe-Zunft hat er sich eingesetzt. Was viele nicht wissen: Der Blätzlebrunnen ist Heinz Hug mitzuverdanken. Blätzlevatter Ludwig Müller hatte sich in den 1960er-Jahren einen Narrenbrunnen gewünscht und dieser Wunsch war dem damaligen Betriebsleiter Hug quasi Befehl.

Der Zielstrebige

Er zog mit den Blätzlebuebe alle Register: An den Hochtagen der Konstanzer Fasnacht spielten sie auf den Narrenbrunnen und einen möglichen Standort an, Spenden wurden gesammelt und Heinz Hug schrieb immer wieder Leserbriefe an den SÜDKURIER, damit das Thema nicht in Vergessenheit gerät. 1968 wurde der Blätzlebrunnen nach vier Jahren Vorarbeit eingeweiht.

Der SÜDKURIER berichtete in der Ausgabe vom 23. Februar 1968 von der Einweihung des Blätzlebrunnens.
Der SÜDKURIER berichtete in der Ausgabe vom 23. Februar 1968 von der Einweihung des Blätzlebrunnens. | Bild: Scherrer, Aurelia

Typisch für die Narren: Selbstredend wurde (ungenehmigt) ein Schild „Blätzleplatz“ aufgestellt. Später wurde der Brunnen wegen des Baus der Tiefgarage zwischengelagert, dann der Platz offiziell Augustinerplatz benannt. Das ließ Heinz Hug so natürlich nicht stehen.

Inzwischen Zunftmeister geworden, stellte er den schriftlichen Antrag, dass das Umfeld des Brunnens „Blätzleplatz“ heißen und beschildert werden solle. Heinz Hug ließ nicht locker. Mehrfach erinnerte er den damals amtierenden Oberbürgermeister Horst Eickmeyer und: Im Jahr 1995 erhielt das Stückchen Erde tatsächlich von Amts wegen den Namen Blätzleplatz.

So hat der SÜDKURIER am 3. Februar 1983 erneut über den Blätzlebrunnen berichtet.
So hat der SÜDKURIER am 3. Februar 1983 erneut über den Blätzlebrunnen berichtet. | Bild: Scherrer, Aurelia

Der Netzwerker

Heinz Hug ließ nie locker. Ihm ging es um die Sache. Anfang der 1970er-Jahre war die Blätzlebuebe-Zunft, die sich bis dahin im Restaurant „Roter Knopf“ traf, auf der Suche nach einem eigenen Zunfthaus. Heinz Hug sprach beim damaligen OB Bruno Helmle vor.

Die Stadt bot das ehemalige Rotkreuz-Gebäude an, das in schlechtem Zustand war. „Er und Säckelmeister Albert Müller waren enttäuscht“, erzählt Weggefährte Werner Bauer. „Heinz hat darauf bestanden, dass die Blätz das Schnetztor bekommen, das von der Bausubstanz hervorragend war. Und Heinz war sich seiner Sache sicher. Er hat gesagt: Klar kriegen wir das.“

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Hug wurde von anderen belächelt, denn die Zunft verfügte damals lediglich über 8000 Mark. Das beeindruckte ihn als Zunftmeister wenig. Flohmärkte wurden organisiert, Spenden gesammelt und Heinz Hug nutzte gekonnt seine Kontakte in die Politik. Resultat: Heinz Hug konnte 1976 den mit 10.000 DM dotierten „Kurmark-Förderpreis“ entgegennehmen.

Ein Jahr später wurde die Schnetztor-Initiative vom Land Baden-Württemberg als „vorbildliche Bürgeraktion 1977“ ausgezeichnet; außerdem erkannte das Kultusministerium dem Schnetztor die Auszeichnung „Baudenkmal von nationaler Bedeutung“ zu, was Zuschüsse zur Folge hatte. Viele Arbeitsstunden und Jahre später wurde 1981 die Zunftstube eröffnet; 1984 war der Turm renoviert.

Der Prägende

„Unser Ehrenzunftmeister Heinz Hug prägte auf seine ihm ureigenste Art und Weise über Jahrzehnte unsere Zunft und die Konstanzer Straßenfasnacht“, blickt Blätzlebuebe-Zunftmeister Roland Scherer auf das Wirken des Verstorbenen zurück.

„Unvergessen bleibt sein Engagement für die Schnetztor-Initiative. Nur Dank seiner Initiative, seinem Weitblick und auch seiner Begeisterungsfähigkeit gelang es, das Schnetztor zur Heimat der Blätzlebuebe zu machen. Vor dieser Leistung, aber auch vor seinem Mut, dieses Unterfangen zu wagen, ziehe ich heute noch meinen Hut“, so Scherer.

Heinz Hug war von 1973 bis 1990 Zunftmeister der Konstanzer Blätzlebuebe-Zunft.
Heinz Hug war von 1973 bis 1990 Zunftmeister der Konstanzer Blätzlebuebe-Zunft. | Bild: SK-Archiv

Der Kämpfer

Unvergessen ist Annemarie Hug, wie sich ihr Mann als Mitglied des Stadtseniorenrats in den 80er/90er-Jahren für die älteren Konstanzer eingesetzt hat. „Die Volksbank wollte ein Parkhaus bauen“, erinnert sie an das einstmalige Projekt am Lutherplatz. Der Talgarten-Park war in Gefahr. Das konnte Heinz Hug nicht zulassen.

„Er hat sich einen Rechtsanwalt genommen“, erzählt sie. Ihr war bange, doch ihr Mann habe nur geantwortet: „Ich verliere nicht.“ Wiederum hat er seine Kontakte genutzt, alle Hebel in Bewegung gesetzt. „Es war ein langer Kampf, aber er hat gewonnen“, so Annemarie Hug, die über ihren verstorbenen Mann sagt: „Er war ein sehr sozialer Mensch.“

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Der Familienmensch

Heinz Hug war nicht nur ein sozialer, sondern auch ein Familienmensch. Er liebte seine Frau, seine beiden Söhne und seine drei Enkel; sie waren sein ganzer Stolz. Enkelsohn Tobias (25) vermisst ihn sehr: „Er war ein super Opa. Er hat uns immer vorgelesen, als wir klein waren; von ihm habe ich Schwimmen gelernt und er konnte richtig gut erzählen.“ Er war der Mittelpunkt der Familie.