Viola Fretz-Wältermann handelt, während andere Bauherren derzeit die Hände in den Schoß legen: Obwohl die Baupreise immer noch hoch sind und einige Projekte gar nicht erst begonnen werden, läuft die Baustelle in der Fürstenbergstraße wie am Schnürchen.

Gegenüber dem Einrichtungshaus von Viola Fretz-Wältermann entstehen derzeit acht Häuser mit zusammengerechnet 42 Einheiten, zehn davon sind flexibel nutzbar. Dort könnten auch Büros einziehen. Im Erdgeschoss steht künftig eine verglaste, 400 Quadratmeter große Fläche für Gewerbe zur Verfügung.

Diese Fläche zur Straße hin kann laut Projektleiter Martin Frey in bis zu vier Einheiten unterteilt werden. Hier soll Gewerbe ...
Diese Fläche zur Straße hin kann laut Projektleiter Martin Frey in bis zu vier Einheiten unterteilt werden. Hier soll Gewerbe unterkommen. Bauherrin Viola Fretz-Wältermann kann sich vorstellen, dass dort ein Friseur, eine Praxis oder Anbieter nachhaltiger Produkte einziehen. | Bild: Kirsten Astor

Die Baustelle laufe reibungslos, sagen Bauherrin und Projektleiter Martin Frey übereinstimmend. Die Gewerke greifen gut ineinander. Baubeginn war am 5. Dezember 2022. „Bis Jahresende 2024 sind die ersten vier Häuser auf der Hangseite komplett fertiggestellt“, sagt Viola Fretz-Wältermann. „Nur die Einbauküchen kommen erst im Januar.“ Die weiteren vier Häuser in Richtung Straße sollen im April oder Mai 2025 fertig sein.

Derzeit ist der Fliesenleger am Werk, als Nächstes werden Balkongeländer angebracht, auch die Gartenbauer sind schon fleißig. „Wir sind im Zeitrahmen und auch weitgehend im Kostenrahmen“, sagt die Bauherrin. Etwas teurer als veranschlagt sei nur das Abstützen des 15 Meter hohen Hangs gewesen.

Blick vom obersten Haus auf die Fürstenbergstraße und das Einrichtungshaus Fretz. Hier werden vier Flurstücke bebaut.
Blick vom obersten Haus auf die Fürstenbergstraße und das Einrichtungshaus Fretz. Hier werden vier Flurstücke bebaut. | Bild: Kirsten Astor

Bis an der Fürstenbergstraße die ersten Mieter einziehen, vergeht aber nochmals ein gutes halbes Jahr. Denn selbst die bald fertigen Einheiten dürfen noch nicht vermietet werden. Das liegt laut Martin Frey, der im Auftrag des Architekturbüros Bucher-Beholz in Gaienhofen arbeitet, an baurechtlichen Vorgaben. Solange die Wege auf dem Gelände noch nicht angelegt sind, die Tiefgarage nicht freigegeben und der Brandschutz nicht fertiggestellt ist, dürfen auf dem Gelände keine Menschen wohnen.

„Wir beginnen aber derzeit über eine Hausverwaltung, Mieter auszuwählen“, so Fretz-Wältermann. Alle Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen werden vermietet, nicht verkauft. Beim Quadratmeterpreis möchte die Bauherrin am unteren Ende der Spanne bleiben, die für Häuser der Energieeffizienzklasse KfW 55 veranschlagt wird. In diese Kategorie fallen auch die Wollmatinger Bauten, sie verbrauchen also vergleichsweise wenig Energie.

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Der Ansturm ist enorm

„Ich möchte Wohnraum für den Mittelstand schaffen, möglichst günstig“, sagt die Volkswirtin. „Denn ich erfahre selbst, wie horrend der Wohnungsmarkt in Konstanz ist. Wir werden von Anfragen durch Firmen, Pflegedienstanbieter und Einzelpersonen überrannt. Einige Unternehmen sagen mir, sie würden gern Personal einstellen, doch die Bewerber finden keine bezahlbare Wohnung.“

„Ich möchte Wohnraum für den Mittelstand schaffen, möglichst günstig. Denn ich erfahre selbst, wie horrend der Wohnungsmarkt in Konstanz ...
„Ich möchte Wohnraum für den Mittelstand schaffen, möglichst günstig. Denn ich erfahre selbst, wie horrend der Wohnungsmarkt in Konstanz ist“, sagt Bauherrin Viola Fretz-Wältermann. | Bild: Freya Arnolds

Wichtig ist ihr aber nicht nur der soziale Aspekt, sondern auch die Umwelt. „Ich spüre für beides eine Verantwortung“, so Viola Fretz-Wältermann. Auch das beauftragte Architekturbüro achte stark auf Nachhaltigkeit, was sich nicht nur bei den verwendeten Materialien zeige. So wurden die Häuser in einer früheren Visualisierung des Architekturbüros zwar in Weiß dargestellt, erhalten nun aber einen dunkelgrauen Anstrich.

„Das machen wir, weil eine helle Fassade mehr Energie verschlingen würde“, erklärt die Bauherrin. „Man müsste sie öfter reinigen und streichen.“ Bei der Auswahl der Pflanzen auf dem Gelände achte ihr Projektleiter auf heimische Gewächse.

Diese Visualisierung zeigt, sie die neuen Häuser einmal aussehen sollen, zumindest von der Kubatur her. Denn die Farbe hat sich ...
Diese Visualisierung zeigt, sie die neuen Häuser einmal aussehen sollen, zumindest von der Kubatur her. Denn die Farbe hat sich zwischenzeitlich geändert: Die Häuser bekommen einen dunkelgrauen Putz. | Bild: Bucher-Beholz Architekten Gaienhofen

Verzögert Strommangel den Baufortschritt?

Einen Wermutstropfen gibt es bei der Baustelle aber dann doch: Bauarbeiter klagen, dass der Baustrom nicht für den Innenausbau reiche. Die Bauherrin meint: „Das Stromnetz in Wollmatingen muss am Anschlag sein, wir haben auch immer wieder Ausfälle.“

Doch die Stadtwerke Konstanz sagen auf Nachfrage: „Nein, wir haben kein generelles Stromproblem in Wollmatingen. Der Strombedarf steigt durch die Wärme- und Mobilitätswende sowie größere Neubauten.“ Eine zusätzliche Trafostation an der Fürstenbergstraße ist geplant, doch auch hier geht es, wie schon ein paar hundert Meter weiter an der Radolfzeller Straße, um die Frage des Standorts.

Ein Blick ins Innere: Anschlüsse und Türen sind schon vorhanden, aber Fliesen liegen längst noch nicht in allen Häusern. Damit die ...
Ein Blick ins Innere: Anschlüsse und Türen sind schon vorhanden, aber Fliesen liegen längst noch nicht in allen Häusern. Damit die Mieter weniger Kosten haben, werden Einbauküchen montiert. | Bild: Kirsten Astor

„Die Trafostation sollte direkt neben den neuen Häusern stehen, aber das möchte ich nicht!“, sagt Viola Fretz-Wältermann. „Die Station strahlt doch ab, das will ich den Mietern nicht zumuten.“ Sie schlug einen alternativen Standort auf dem Gelände ihres Möbelhauses vor. Dafür musste dort aber ein Baum gefällt werden, das Verfahren zog sich hin.

„Nach vielen Monaten habe ich nun endlich einen Vertragsentwurf zum Aufstellen der Station bekommen“, sagt die Bauherrin. Sie hofft, dass die Stromprobleme ihren Bauzeitenplan nicht doch noch durcheinanderwirbeln und dass die Trafostation bald aufgestellt wird. „Aus unserer Sicht steht dem nichts im Weg“, sagt Stadtwerke-Sprecher Josef Siebler.

Eigentlich sollte die halbseitige Sperrung der Fürstenbergstraße entlang der Baustelle Ende April 2024 aufgehoben werden. Doch nun ...
Eigentlich sollte die halbseitige Sperrung der Fürstenbergstraße entlang der Baustelle Ende April 2024 aufgehoben werden. Doch nun bleibt sie, bis alle Häuser und der Garten fertiggestellt sind. | Bild: Kirsten Astor

Im Weg stehen aber weiterhin einige Baufahrzeuge, sodass die halbseitige Straßensperrung noch bestehen bleiben muss. „Wir können die Straße erst wieder freigeben, wenn die Baustelle abgeschlossen ist“, sagt Martin Frey.

Der Architekt würde gern über das Projekt hinausdenken und auch im öffentlichen Straßenraum weitere hochstämmige Bäume pflanzen. Das wird er demnächst mit der Stadt abstimmen. Vor das Neubaugebiet kommt auch wieder eine Bushaltestelle, die nur für die Bauphase verlegt wurde. „Das alles muss man gestalten“, findet Frey. „An der Bushaltestelle nur ein Plastikschild und einen Mülleimer aufzustellen, ist zu wenig.“