Das Gebäude am Seerhein wurde in den vergangenen Jahren immer wieder zum Zankapfel – und das in der Politik wie in der Bevölkerung. Auch in den städtischen Gremien wird immer wieder diskutiert. Zuletzt hat auch der SÜDKURIER im ‚Stadtgespräch‘ die Frage aufgeworfen, wie die Menschen in der Stadt zum Bodenseeforum Konstanz (BFK) stehen – und darauf viele und sehr unterschiedliche Reaktionen erhalten.
Die Verantwortlichen des Hauses um Geschäftsführerin Ruth Bader haben dem Gemeinderat eine umfassende Vorlage zum „Mehrwert Bodenseeforum Konstanz anhand des Veranstaltungsjahres 2023“ vorgelegt. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was ist das Bodenseeforum?
Das Bodenseeforum ist laut den Verantwortlichen ein städtischer Eigenbetrieb, der als kommunales Veranstaltungshaus betrieben wird. Das Haus dient demnach zweierlei Zwecken: Zum einen der (Konstanzer) Öffentlichkeit mit der Bereitstellung von Räumlichkeiten und Dienstleistungen für öffentliche Veranstaltungen, die das kulturelle und gesellschaftliche Angebot der Stadt bereichern sollen. Zum anderen dient es für Tagungen und Kongresse, bei denen Veranstalter oder Gäste auch oft von auswärts kommen.
Was passiert in dem Haus?
Das Programm im Bodenseeforum setzt sich aus verschiedenen Veranstaltungen zusammen, darunter Konzerte, Tagungen, Infoveranstaltungen, Filmvorstellungen, Vereinsanlässe, Empfänge, Messen, Ausstellungen, Firmenevents, multimediale Shows und Jubiläen. Wie die Verantwortlichen vom Bodenseeforum angeben, machen Tagungen und Kongresse etwa die Hälfte der Veranstaltungen aus. Diese Veranstaltungen seien umsatzstark und bringen laut Bodenseeforum auch Kaufkraft in die Stadt. Zudem sorgen sie für Auslastung und machen so indirekt auch gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen möglich.
Auch verschiedene Kulturveranstaltungen finden dort statt, allerdings hat das Bodenseeforum keinen klaren Kulturauftrag. „Das Bodenseeforum Konstanz erweitert das Kulturangebot der Stadt als Ergänzung zu etablierten Kulturstätten wie dem Theater Konstanz oder Institutionen der freien Kultur wie Kula oder K9“, heißt es dazu. Es soll beispielsweise Veranstaltungen ermöglichen, für die es moderne Technik, besonders viel Platz oder ein festes Veranstaltungsteam braucht.
Wie ist das mit der Daseinsvorsorge?
Als kommunale Trägerin übernimmt die Stadt Konstanz die Aufgaben der kommunalen Daseinsvorsorge, wozu – aus Sicht des Bodenseeforums – auch die Bereitstellung eines Veranstaltungshauses gehört, das gesellschaftlich relevante Veranstaltungen vor allem im wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereich ermöglicht. Hier macht das Bodenseeforum nicht immer Gewinn. Daher zählt es sich zum Bereich der Daseinsvorsorge und ordnet sich damit bei Angeboten wie etwa dem Schwaketenbad ein.
Wie oft steht das Bodenseeforum leer oder wird nicht genutzt?
Dazu hat Geschäftsführerin Ruth Baden kürzlich Zahlen im Betriebsausschuss Bodenseeforum genannt. Demnach sei das Bodenseeforum Konstanz „sehr gut am Veranstaltungsmarkt positioniert“. Es sei gut besucht, nach eigenen Angaben war das Haus 2023 zu 82 Prozent gebucht, inklusive Schließtage lag die Kapazitätsauslastung bei 87 Prozent. Das sei auch im Vergleich mit anderen, ähnlichen Häusern, ein Wert, der sich sehen lassen könne. Aktuell liege die Auslastung für das Jahr 2024 bei knapp 70 Prozent.
Das Bodenseeforum ist kein Haus für Konstanzer?
Diese Frage wird oft von Bürgern und aus der Politik laut. Dazu erklärt das Team des Bodenseeforums, es gebe unterschiedliche Veranstaltungsformate, die immer wieder andere Bevölkerungsgruppen ins Haus bringen würden. „Das gemischte Portfolio, das das BFK auszeichnet, sorgt nicht nur für eine große Vielfalt im Angebot, sondern sorgt für den Ausgleich zwischen umsatzstarken und umsatzschwachen, kleinen (z.B. Meeting) und großen Veranstaltungen (z.B. Messen), öffentlichkeitswirksamen (z.B. Shows), Image fördernden (z.B. Vereine) und in sich geschlossenen (z.B. Bildung).“
Die Veranstalter im Bodenseeforum kamen 2023 demnach zu 66 Prozent aus Konstanz und der internationalen Bodenseeregion (davon 57 Prozent Stadt Konstanz, fünf Prozent Landkreis Konstanz). Das Haus dient also auch Konstanzer Institutionen als Veranstaltungsort. Konstanzer Veranstalter nutzten die Räume laut Angaben für Tagungen (48 Prozent), Gesellschaft (30 Prozent), Bildung (13 Prozent), Kultur (5 Prozent) und Messen (4 Prozent). Die Durchschnittsdauer der Veranstaltungen betrug im Jahr 2023 2,0 Tage.
Gibt es dort nur Kaffee und Butterbrezeln?
Eine urbane Legende besagt, dass es im Bodenseeforum nur Kaffee und Butterbrezeln gibt. Dem widersprechen die Verantwortlichen. Demnach fand man nach der Pandemie einen neuen Haupt-Caterer aus dem Landkreis Konstanz. So seien so im vergangenen Jahr auch Veranstaltungen mit bis zu 1000 Gästen kulinarisch versorgt worden. „Bei einzelnen Veranstaltungen wurde auch die Zusammenarbeit mit Caterern der Kunden oder Catering durch die Kunden ausprobiert, was die Flexibilität des BFK bei Veranstaltungen erweiterte und vor allem auch für die Vereine der Stadt attraktiv ist“, so Ruth Bader. So habe in der Vergangenheit bereits auch ein Verein selbst bewirtet, um so auch die eigenen Veranstaltungskosten zu senken.
Warum sind Veranstaltungshäuser wie das Bofo so teuer?
Zunächst einmal ist klar: Dass Veranstaltungshäuser wie das Bodenseeforum, die sich kommunaler Trägerschaft befinden, Zuschussbetriebe sind, ist eher die Regel als die Ausnahme. Vergleiche man den Zuschussbedarf mit anderen, ähnlichen Häusern, also beispielsweise der Stadthalle Singen, der Stadthalle Reutlingen, der Inselhalle in Lindau oder des Graf-Zeppelin-Hauses in Friedrichshafen, sei festzustellen, dass der Zuschussbedarf in Konstanz durchschnittlich sei. Dass die Häuser überhaupt rote Zahlen schreiben, liege vor allem daran, dass Veranstaltungen personalintensiv seien und viel teure Technik nutzten, die angeschafft und gewartet werden muss. Als weiteren Grund führen die Verantwortlichen auch gestiegene Energiekosten – ab dem Jahr 2022 – an.
Wie viel Geld ist bereits ins Bodenseeforum geflossen?
Diese Frage ist so leicht gar nicht zu beantworten. Doch es gibt einige Zahlen: Demnach hatte der Eigenbetrieb Bodenseeforum seit seiner Gründung zum 1. Juli 2016 bis zu 31. Dezember 2023 einen Zuschussbedarf von insgesamt 18,04 Millionen Euro. Das gibt Ruth Bader auf SÜDKURIER-Anfrage an. Von diesem Geld seien 11,36 Millionen Euro ausgegeben – für Personalkosten, Veranstaltungskosten oder Betriebsausgaben.
In den 18,04 Millionen Euro sind auch Abschreibungen (beispielsweise der Wertverlust des Gebäudes und der technischen Ausstattung) in Höhe von 6,69 Millionen Euro miteinbezogen. Wiederum 90 Prozent dieser Summe bilden die liquiden Eigenmittel des Betriebes und stehen für Investitionen zur Verfügung – sprich: sie liegen noch auf dem Konto.
Ursprünglich hatte die Stadt Konstanz den untereren Gebäudeteil des Hauses am Seerhein für 4,2 Millionen Euro erworben und in den Folgejahren nochmals 13,4 Millionen Euro in den Umbau und die Ausstattung gesteckt. Das Meiste davon wurde also investiert, bevor der Eigenbetrieb überhaupt gegründet wurde.