Die Diskussion rund um die Einrichtung einer E-Zone im linksrheinischen Gebiet hat im vergangenen Jahr für Verunsicherung gesorgt, wurde aber von der Mehrheit des Gemeinderats beschlossen. Glücklich sind jetzt Lorenz Heublein, stellvertretender Leiter des Klimaschutzamtes, und Gordon Appel, Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz, denn der Förderbescheid des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg ist eingetroffen.
Die symbolische Urkunde für die ersehnte Finanzspritze liegt vor ihnen auf dem Tisch: 542.335,89 Euro. Allerdings sei die Stadt Konstanz Verpflichtungen eingegangen: 80 von 2000 Stellplätzen in Parkgebäuden mit Lademöglichkeit einzurichten, was einer Erhöhung von 0,4 auf 4 Prozent entspricht; 70 von 450 Stellplätzen im öffentlichen Straßenraum sollen E-Fahrzeugen gewidmet werden, davon 16 Ladeplätze.
Weiterhin steht auf der Präsentation, die Heublein zeigt: „Ankündigung der geplanten Umgestaltung des Stephansplatzes von einem Park- und Marktplatz hin zu einem Stadt- und Marktplatz mit Parkmöglichkeiten nur mehr für Mobilitätseingeschränkte, Handwerker, Anlieferung…“
Hängen E-Zone und Stephansplatz zusammen?
Die Förderzusage hat die Stadt Konstanz erhalten, obwohl der Projektbeschluss für die Umgestaltung des Stephansplatzes zu diesem Zeitpunkt noch nicht gefasst war. Diese Entscheidung stand wenige Stunden nach der Übergabe an, und zwar im Rahmen der Sitzung des Technischen und Umweltausschusses (TUA). Was ist, wenn der TUA für die Beibehaltung des Parkplatzes auf dem Stephansplatz stimmen sollte? Wäre die Förderung in Gefahr?
„Im Förderantrag haben wir explizit darauf hingewiesen, dass die Zukunft des Stephansplatzes noch von politischen Beschlüssen abhängt. Der Stephansplatz ist nicht explizit Bestandteil des Förderbescheids“, erklärt Lorenz Heublein. Das Land wünsche zwar die Reduktion von Stellplätzen innerhalb der E-Zone, die Umgestaltung des Stephansplatzes sei aber „keine harte ‚Bedingung‘ aus dem Förderbescheid“, konkretisiert die Pressestelle der Stadt Konstanz.

Wie wird das Geld verwendet?
Die Gesamtkosten für den Ausbau der Ladeinfrastruktur, Carsharing-Fahrzeuge und Öffentlichkeitsarbeit belaufen sich, laut Aussage von Heublein, auf 1.033.717,30 Euro. „52,46 Prozent der Gesamtkosten werden gefördert“, freut er sich. Das privatwirtschaftliche Unternehmen Naturenergie Sharing GmbH soll mithilfe der Förderung zusätzliche Carsharing-Fahrzeuge anschaffen und im linksrheinischen Gebiet zur Verfügung stellen.
Ein wesentlicher Punkt sei aber insbesondere der Ausbau der E-Ladeinfrastruktur, welche die Stadtwerke-Tochter, die Stadtwerke Konstanz Mobil GmbH, leisten soll. Appel spricht von Investitionskosten von etwa 600.000 Euro, wobei Fördergelder in Höhe von 400.000 Euro flössen.
Die Stadtwerke Konstanz Mobil GmbH will „88 Ladepunkte, davon 30 im Parkhaus Laube, 30 in der Augustinergarage, 16 im Lago-Parkhaus und zwölf öffentliche an der Laube auf Höhe Lutherkirche sowie Schnetztor“, schaffen. „Wir müssen jetzt schnell in die Umsetzung kommen“, stellt Gordon Appel fest. Der Grund: „Der Zeitplan ist anspruchsvoll, denn es muss in den Jahren 2025/2026 umgesetzt werden“, erläutert Lorenz Heublein. Hieran schließe sich eine siebenjährige Zweckbindungsfrist, also bis 2033 an.
Auf dem Weg zur Nullemissionszone?
„Die öffentliche Diskussion war zunächst teilweise kritisch. Es muss daher stärker deutlich werden, dass die E-Mobilitätsinfrastruktur für die Bevölkerung und die Besucher verbessert wird“, sagt Lorenz Heublein gegenüber dem SÜDKURIER und fügt an: „Es soll ein Anreiz sein, auf E-Mobilität umzusteigen, wobei wir nicht irgendjemand ausgrenzen wollen.“
In einer Pressemitteilung der Stadt Konstanz über die nichtöffentliche Übergabe des Förderbescheids wird Verkehrsminister Winfried Hermann wie folgt zitiert: „Mit der Förderung einer E-Zone in der Stadt Konstanz gehen wir einen wichtigen Schritt in Richtung emissionsfreier Mobilität. Mit dieser Förderung werden die Rahmenbedingungen für Elektromobilität in der Konstanzer Altstadt verbessert, und im besten Fall wird der Weg zu einer künftigen Nullemissionszone geebnet.“