Völlig losgelöst ging es zu beim Frühschoppen der Quaker Allmannsdorf am Tag der Bundestagwahlen. Unbestätigten Gerüchten zufolge dachte Bundespräsident Walter Steinmeier daran, dieses im Vergleich eher belanglose Event kurzerhand zu verschieben – wer will schon in Konkurrenz zum legendären Frühschoppen in Konstanz‘ schönstem Eckle stehen? Die Berliner Narren machten aus ihrer politischen Not eine Tugend und schickten Kurzzeit-Bundeskanzler Scholz nach Allmannsdorf. Der Mann weiß eben, wo seine Nicht-Wähler leben.
„Ich mach für Euch, was soll‘s, den Kanzler Olaf Scholz“, sagte Ober-Quaker Christoph Vayhinger und begab sich in das Kreuzverhör seiner reizenden Tochter Jana. Zuvor jedoch wurde Vayhinger, Ehrensache, das eh schon lichte Haar noch mehr gestutzt – er wollte ja authentisch wirken. Spätestens, als er Uli Burchardt als Verkehrsexperte bezeichnete und als neuen Verkehrsminister vorschlug – spätestens jetzt war klar, dass des Kanzlers Zeit abgelaufen war. Als er seine Erfolge aufzählen sollte, schloss sich der Vorhang. Wo es nichts zu sagen gibt, gibt es nichts zu sagen.
Heidi Vetter, Allmannsdorfs Antwort auf Heidi Klum, führte wie gewohnt mit Witz und Charme durch den Vormittag. Der Musikverein Allmannsdorf unter der Leitung von Jürgen Huber sowie die Bluebirds of Paradise gehören zum Frühschoppen wie das alte Rathaus neben der Grundschule. Nur, dass bei ihnen die Luft noch nicht draußen ist.
Von Trumpeltier bis Scholz
Renate Gerstenlauer traf als Frau Luna auf ihren Mann im Mond Wolfgang. Mit einem Fernglas betrachteten sie das Geschehen auf der Erde. Dabei sahen sie in Washington ein Trumpeltier und einen Musk, die nach Grönland, Panama-Kanal und Gaza jetzt auch noch den Bodensee haben wollen. Schließlich bemerkten sie Olaf Scholz, der wirkt so unauffällig wie künstliche Intelligenz ohne Internetanbindung“.

Weidels Alice im Wunderland suchten sie vergeblich. „Die hat sich wohl im braunen Sumpf verirrt“, mutmaßte Frau Luna. Was den Mann im Mond zu diesem Fazit ermutigte: „Nicht jeder Blindgänger, den man in Berlin findet, stammt noch vom Zweiten Weltkrieg.“ Der OB wohne in Allmannsdorf und habe ein Buch geschrieben. Menschenschutzgebiet soll es heißen, darin skizziere er die Stadt der Zukunft, „aber die Stadt heutzutage, die scheint ihn nicht zu interessieren“.
Lucienne (12) und Elaine (16) Payer bewiesen als charmantes Geschwister-Duo Ellupa, dass es niemandem um die Zukunft der Quaker bange sein muss. Zur Melodie von „Über den Wolken“ rissen sie die Besucher zu Begeisterungsstürmen hin. „Allmannsdorf, jetzt geht‘s los ins All – mit einem galaktischen Knall: Wir haben uns den Mond geklaut – und heute schießen wir uns darauf, oder vielleicht sogar bis hinter den Mond, denn die Fasnacht, die ist immer grandios.“

Showtanz als akrobatischer Höhepunkte
Andreas Eichberger berichtete von seiner Reise zum Mars und machte ein faires Angebot: „Eine Rakete startet am Donnerstag zum Jupiter – da wäre noch Platz für ein paar Politiker.“ Die jungen Frauen des Showtanz Turnvereins sorgten für den akrobatischen Höhepunkt: Sie zeigten atemberaubende Kunststücke, schlugen Salti und Räder, tanzten völlig losgelöst von der Erde in luftigen Höhen. Was für eine hinreißende Vorstellung.
Auf Quaker-Mission zur Milchstraße waren Anke Häderer, Ingrid Steinstrass und Peter Merk. Dabei trafen sie auf so manches schwarze Loch – wollten jedoch trotz der vielen Milch nicht auf das süffige Konstanzer Bier verzichten. Bunt und schön, so ihre Erkenntnis, sei es ohnehin nur auf der Erde: Hoch droben gebe es keine Musik, kein Tanz, kein Schunkeln, kein dummes Geschwätz – wer möchte schon so leben?
Liebesgrüße aus dem All schickten Andreas Eichberger, Petra Gruchot, Gudi Spohn, Carla Bucher, Stefanie Reimann und Petra Oser als DÖFs Codo, der Dritte. Sie brachten schließlich die Liebe mit, denn die macht, frei nach dem Lied der Neuen Deutschen Welle, viel mehr Spaß als irgendwas.
Das Männerballett drückte gewaltig auf die Tränendrüse – die flossen vor lauter Lachen im Publikum. Die Clownkapelle der Schneckenburg sorgte für den musikalischen Ausklang. Und so lautete auch in diesem Jahr das Fazit: Das einzige Ärgerliche am Frühschoppen der Quaker war die Tatsache, dass auch er irgendwann zu Ende war.