Der Weihnachtsmarkt am See blieb auch am Freitag, 22. Dezember, aufgrund einer amtlichen Sturmwarnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ganztägig geschlossen. In einer Pressemitteilung zeigten sich die Veranstalter aber optimistisch, dass am Samstag, 23. Dezember, die Besucher wieder über das Gelände am See und in der Innenstadt flanieren können.
Die Schließung führte zu einer skurrilen Situation in der Altstadt, denn auch auf der Marktstätte waren die Weihnachtsmarktbuden geschlossen, während drumherum der ganz normale Einkaufstrubel zwei Tage vor Heiligabend lief. Der Wochenmarkt auf dem Stephansplatz fand am Vormittag ebenfalls wie geplant statt.

Weihnachtsmarkt-Veranstalter Tommy Spörrer verteidigte die Schließung. Die Koordinierungsgruppe, zu der Vertreter von Feuerwehr, Polizei und Stadt gehören, habe sich einstimmig dazu entschieden. „Wir haben nicht nur mit dem DWD, sondern auch Meteoswiss und Kachelmannwetter gesprochen“, sagte Spörrer.
Angesichts der Voraussagen – wieder auffrischende Böen und einsetzender Regen – sowie der zahlreichen Dekoelemente und -aufbauten, die herunterfallen und herumfliegen könnten, wäre ein normaler Betrieb nicht zu verantworten gewesen. „Wenn der Laden oben ist, wird so eine Bude zum Segel!“
Bitter für die Weihnachtsmarkthändler
„Für die Händler ist das natürlich absolut keine schöne Situation“, räumte Spörrer ein. Besonders so kurz vor Weihnachten sei die Besucherfrequenz hoch – dann wird ein Großteil des Geschäfts gemacht. Ob der Markt an seinem letzten Tag wirklich noch einmal öffnet, soll am Samstagmorgen um 8.30 Uhr entschieden werden. Die Chancen stehen jedoch gut.

Laut Michael Breuninger, Sprecher der Weihnachtsmarkthändler, gibt es unter den Budenbetreibern auch Unmut und Kritik. „Die Schließung bedeutet für uns einen drastischen Umsatzverlust“, sagte der Gastronom, der trotzdem um Verständnis warb. „Wenn hier nur einem Gast was passiert, dann werden wir einen Shitstorm erleben, der uns noch jahrelang nachhängt!“ Das könne sich der Konstanzer Weihnachtsmarkt, der „ein ganz hohes Niveau erreicht hat und zu den Top Ten in Deutschland gehört“, einfach nicht leisten.
Normalerweise hätte der Markt am Freitag 30.000 Besucher gehabt, sagte Breuninger. Für Samstag rechnet er mit 50.000. „Ich bete, dass wir dann wieder öffnen können, einen ordentlichen Abschluss haben und die Ware an die Leute bringen.“ Auch Breuninger verwies auf die Gefahr, die der Sturm für einige der Weihnachtsmarktbuden darstelle. Geschlossen seien die Hütten stabil, mit geöffneter Klappe böten sie aber eine „gigantische Angriffsfläche“.
Obwohl es ihm so wie den anderen persönlich weh tue – und zwar auch finanziell –, sei die Schließung am Freitag deshalb die richtige Entscheidung gewesen, sagte Breuninger. „Diesen Tod müssen wir jetzt sterben.“
Insel Mainau öffnet ihre Pforten
Anders als der Konstanzer Weihnachtsmarkt öffnete die Insel Mainau mit dem Christmas Garden am Freitag wieder. „Nach Prüfung der Wetterlage und Rücksprache mit den Meteorologen im Appenzell sind für heute offenbar nicht mehr so starke Böen angekündigt. Die Insel Mainau ist wieder geöffnet, und die Veranstaltungen können stattfinden“, teilte Mainau-Sprecherin Andrea von Maur mit.
Sollte sich die Wetterlage wider Erwarten noch einmal ändern, werde man erneut abwägen, so von Maur weiter. Die Insel sei von Sturmtief ‚Zoltan‘ weitestgehend verschont geblieben. „Es gab kleinere Schäden an den Bäumen im Park, und der große Weihnachtsbaum im Schlosshof hat einige seiner Kugeln verloren.“ Laut von Maur hatte die Insel nur Windspitzen von 65 Kilometer pro Stunde. Im Umfeld lagen sie bei 80 und mehr.

Polizei und Feuerwehr verneinten auf Nachfrage auch in Konstanz größere Sturmschäden. „Wir haben lediglich einen umgestürzten Baum auf der Hardtstraße in Fürstenberg und ein Schild, das auf dem Bahnhofplatz auf ein Auto gefallen ist“, sagte Katrin Rosenthal, Sprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz.
Hunderte Menschen verloren viel Zeit
Verluste verursachte dagegen die Einstellung des Fährbetriebs zwischen Konstanz und Meersburg am Donnerstagnachmittag und -abend. Hunderte Menschen verloren viel Zeit – und zwar nicht nur Autofahrer, sondern auch Busnutzer. So konnte der Städte-Schnellbus Konstanz–Ravensburg, der kurz nach 16 Uhr den Fähranleger in Staad erreichte und dort abgewiesen wurde, seinem Namen keine Ehre machen. Er musste den Landweg nehmen und war erst kurz vor 17.30 Uhr am anderen Ufer in Meersburg. Andere Busverbindungen fielen ganz aus. Der Verkehrsverbund Bodensee-Oberschwaben reagierte am Freitag nicht auf eine entsprechende Presseanfrage.
Die Autofähren der Stadtwerke Konstanz waren wegen der Sturmböen von Donnerstag, 15.30 Uhr, bis Freitag, 0.05 Uhr, an den Anlegern geblieben. Wie viele potenzielle Fährnutzer das traf und welche Einnahmen dem Unternehmen entgingen, konnte Stadtwerkesprecher Josef Siebler am Freitag noch nicht sagen. „Prinzipiell sind die Stadtwerke gegen Ausfälle versichert. Aber ob die Versicherung greift, hängt von den jeweiligen Bedingungen ab. Das wird aktuell geprüft.“
Nach der Wiederaufnahme der Fahrten hatte es am Freitag auch Kritik von potenziellen Fährenutzern gegeben, dass zum Ende der Zwangspause lange nichts im Internet zu finden gewesen sei. „Wir informieren nachts über die Bildschirme in den Häfen“, sagte Siebler dazu. Morgens seien die Infos dann „über unsere Kanäle gestreut“ worden. Eine genaue Zeit nannte er nicht.