Kreuzlingen ist mit schönen Badeorten und vielfältigem Kulturangebot ein lebenswerter Wohnort. Das bestätigt nun sogar eine Wohnattraktivitätsstudie der Schweizer Bank UBS: Für Haushalte aller Einkommensklassen zählt Kreuzlingen laut der Untersuchung zu den attraktivsten Orten der Schweizer Bodenseeregion. Wenn dem so ist – Warum dann nicht in die Schweiz ziehen?
Die deutschen Auswanderinnen
Das dachten sich auch die Konstanzer Studentinnen Clara Helfrich und Ariana Gottstein, die seit 2022 in der Löwenstraße in Kreuzlingen wohnen. Beide fühlen sich als Konstanzerinnen und orientieren sich in ihrem täglichen Leben nur selten über die Grenze, außer zum Schlafen. Was ihnen an ihrer Schweizer Wohngemeinde am besten gefällt, ist der Seeburgpark: „Er ist sehr nah und im Vergleich zum Herosé-Park auch nicht arg voll“, so Clara Helfrich.
So wie in die Parkanlage sei an vielen Orten von Kreuzlingen viel Geld investiert worden. Die Studentin betont: „Der Skatepark ist sehr gut ausgestattet, der Streichelzoo ist gepflegt und sogar die öffentlichen Toiletten sind besonders.“ Etwas anderes hat die zwei Studentinnen aber ebenso überzeugt: der Preis.
Ist günstiges Wohnen in der Schweiz möglich?
Für ihre WG-Zimmer zahlen beide jeweils rund 330 Euro warm. Helfrich führt aus: „Unsere Zimmer sind riesig und der Preis ist sehr gut.“ Im Gegensatz zu Konstanz müsse man sich nicht mit einem „überfüllten Wohnungsmarkt stressen“, so die Studentin weiter. Sie betont: „Es hat sich bereits herumgesprochen, dass Deutsche in Kreuzlingen günstig wohnen können.“
Diesen Eindruck mit offiziellen Zahlen zu überprüfen, fällt schwer. Anja Fuchs, Pressesprecherin der Stadt Konstanz, merkt auf Anfrage an, dass es nicht möglich sei, den Mietspiegel beider Städte zu vergleichen. Darüber hinaus wird der Wohnpreis in Konstanz pro Quadratmeter angegeben. Schauen sich Wohnungssuchende in den Internetportalen Inserate an, liegen die Durchschnittspreise dort bei über 13 Euro pro Quadratmeter.
Ein Blick auf den Schweizer Mietspiegel zeigt: Dort ist der Preis pro Zimmer aufgelistet. Einen Eindruck zum Schweizer Mietspiegel gibt die Thurgauer Dienststelle für Statistik trotzdem: Laut dieser zahlten Kreuzlinger in den Jahren 2020 bis 2022 durchschnittlich 1534 Schweizer Franken (rund 1665 Euro) für eine Vier-Zimmer-Wohnung.
Nicht jeder darf in der Schweiz wohnen
Dass die Studentinnen überhaupt in der Schweiz wohnen können, liege am Kanton Thurgau, sagen sie. Auf SÜDKURIER-Anfrage bestätigte Rahel Haag von der Thurgauer Kommunikationsdienststelle: „Es besteht die Praxis, dass Studierende der Konstanzer Hochschulen aufenthaltsrechtlich gleich geregelt werden, wie wenn sie die Ausbildung in der Schweiz absolvieren würden.“
Sollten die Studentinnen jedoch später in Konstanz arbeiten wollen, werde es steuerrechtlich kompliziert: „Es kann sehr anstrengend sein, wenn du in Deutschland arbeitest, aber in der Schweiz wohnst. Auf den Papierkram hätte ich keine Lust“, so die Kommunikationsdesign-Studentin Ariana Gottstein. Ihre Mitbewohnerin Clara Helfrich fügt hinzu: „Wenn man in Kreuzlingen wohnt, dann macht es auch Sinn, in der Schweiz zu arbeiten.“ Das soziale Leben könne ja trotzdem weiterhin in Konstanz stattfinden.

Sparen in der Schweiz möglich
Solange die beiden Frauen noch in Konstanz studieren, wollen sie nicht aus Kreuzlingen wegziehen. Ein weiterer Vorteil an ihrem Wohnort: Bei einem Einkauf zwischen 50 und 300 Euro bekommen sie die Mehrwertsteuer zurückerstattet. Dieser Steuerfreibetrag soll ab dem kommenden Jahr auf 150 Euro gesenkt werden.
An manche Besonderheiten müsse man sich jedoch im Nachbarland gewöhnen, sagen die Studentinnen: Die Waschmaschine funktioniert nur mit Schweizer Franken und die Mülltrennung ist anders. Außerdem erzählen die Studentinnen, dass sich die Schweizer Männer wegen des Wehrdienstes auf Dating-Apps oft mit Militärkleidung und Panzer ablichten lassen. Es kann eben nicht alles perfekt sein.