Der Anblick ist für eine historische Altstadt nicht schön: Mitten in der Häuserzeile in der Kreuzlinger Straße klafft ein Loch. Die Häuser Nummer 14 und 16 wurden ab September 2018 abgerissen, seitdem tut sich dort nichts. Dabei hatten die Bauherren fertige Pläne.

Doch diese konnten sie nicht umsetzen. So sagt Matthias Hotz: „Wir hatten eine Baufreigabe für das alte Projekt von Herbst 2016. Doch dann änderten sich die Verhältnisse in der Welt, zum Beispiel was Baupreise angeht. Wir mussten umplanen.“

So sieht das Loch von der Rückseite aus. Später soll hier ein Mehrfamilienhaus mit Geschäft im Erdgeschoss entstehen.
So sieht das Loch von der Rückseite aus. Später soll hier ein Mehrfamilienhaus mit Geschäft im Erdgeschoss entstehen. | Bild: Hanser, Oliver

Matthias Hotz ist Teil der GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts), der das Grundstück gehört. Nach wie vor sei geplant, in die Lücke ein Mehrfamilienhaus mit sechs bis acht Wohnungen zu bauen, doch die Ausgestaltung habe sich geändert. „Jetzt brauchen wir neue Planungen, und die haben wir noch nicht“, sagt Matthias Hotz.

Das Baurechts- und Denkmalamt der Stadt Konstanz bestätigt, dass für die Baugenehmigung Unterlagen fehlen. „Bis wir sie einreichen, wird es noch dauern, es ist auch eine Frage der Finanzierung“, sagt Matthias Hotz.

Bauherr: „Der Denkmalschutz hat mich zwei Jahre gekostet“

Sehr viel Geld hätten die Eigentümer ohnehin schon durch Warten ausgeben müssen: „Der Denkmalschutz hat mich zwei Jahre gekostet, weil die Behörde aus Freiburg keine Zeit für eine Besichtigung hatte“, so Hotz. „Auch die Abstimmungen innerhalb der Stadtverwaltung ziehen das Projekt in die Länge, das kostet richtig viel Geld.“

Aus seiner Erfahrung leitet Matthias Hotz einen Tipp für diejenigen ab, die sich in ähnlicher Situation befinden: „Ich kann nur allen raten, die in Konstanz bauen, sich rechtzeitig einen Baurechtsanwalt zu nehmen. Ich habe das viel zu spät gemacht.“

Das könnte Sie auch interessieren

Vorerst rollen in der Kreuzlinger Straße also keine Bagger an. Aber kann die Stadtverwaltung angesichts der prominenten Stelle im Stadtbild nicht dafür sorgen, dass es mit dem Bau vorangeht? „Die Stadt Konstanz steht mit dem Bauherrn im Gespräch. Bei der gegebenen Sach- und Rechtslage gibt es aber keine rechtliche Möglichkeit, einen Baubeginn oder die Fertigstellung des Bauvorhabens zu erzwingen“, schreibt die Pressestelle. Der GbR ist selbst daran gelegen, dass das Loch nicht noch viele weitere Jahre zu sehen ist: „Das können wir uns gar nicht leisten“, sagt Matthias Hotz.

Teuer wird auch die Lösung der Parkplatzfrage. Da die Bauherren in der Kreuzlinger Straße nicht genügend Stellplätze für ihren Neubau anbieten können, müssen Parkplätze abgelöst werden. Das heißt, der Bauherr bezahlt der Stadt eine bestimmte Summe pro Platz – wie viel das ist, hängt vom Standort ab. In der Kreuzlinger Straße kostet die Ablöse laut Stadt Konstanz 12.800 Euro pro Stellplatz. Dieses Geld muss die Stadt für die Schaffung öffentlicher Parkgelegenheiten oder für Maßnahmen gegen Parkplatznot verwenden.

In der Baulücke sammelte sich erst Wasser in einer Pfütze, inzwischen wachsen dort offensichtlich Pflanzen, wie hinter der roten ...
In der Baulücke sammelte sich erst Wasser in einer Pfütze, inzwischen wachsen dort offensichtlich Pflanzen, wie hinter der roten Absperrung erkennbar ist. | Bild: Hanser, Oliver

Zieht an dieser Stelle wirklich der nächste Drogeriemarkt ein?

Trotz Umplanungen bleibt es weiterhin dabei, dass im Erdgeschoss des Neubaus ein Geschäft einziehen soll. Ursprünglich hatte die Drogeriemarktkette dm Interesse angemeldet. Ob das noch immer besteht, beantwortet die dm-Gebietsverantwortliche Daniela Hübner auf SÜDKURIER-Nachfrage so: „Wir sind stets auf der Suche nach geeigneten Objekten, die unseren Ansprüchen an ein familiengerechtes Einkaufen ermöglichen.“

Weiter sagt Daniela Hübner: „Konstanz ist ein interessanter Standort für uns, doch derzeit planen wir, neben den bereits sechs bestehenden dm-Märkten, keinen weiteren Markt in Konstanz zu eröffnen.“ Laut Matthias Hotz haben die Eigentümer bereits Ideen, wer später in das Ladenlokal einziehen könnte, aber konkrete Verhandlungen gebe es noch nicht.

Das könnte Sie auch interessieren

Warum das Doppelhaus in der Kreuzlinger Straße 14 und 16 überhaupt abgerissen wurde, erklärt Hotz so: „Sie können so viele Vermesser in das Haus schicken, wie Sie wollen – sie können die Besitzverhältnisse nie richtig feststellen.“

In dieser Häuserzeile seien die Gebäude, manche davon viele hundert Jahre alt – teilweise verschachtelt ineinander gebaut worden, Erker ragten in andere Grundstücke hinein. Um Pläne für den Neubau zu erstellen, müssen die Grundstücksgrenzen klar sein. „Für die genaue Vermessung musste das Doppelhaus abgerissen werden“, sagt Hotz.