Die Insel Mainau GmbH als touristisches Unternehmen will sich mit einem neuen Konzept für die Zukunft aufstellen. Hierzu sind auch bauliche Maßnahmen erforderlich. Aus diesem Grund hat das Unternehmen um Geschäftsführerin Bettina Gräfin Bernadotte bereits im Dezember 2021 bei der Stadt Konstanz den Antrag auf Aufstellung eines Bebauungsplans eingereicht, worüber jetzt in den Gremien debattiert wird.

Fest steht für die Mainauer: Das Palmenhaus soll an der jetzigen Stelle abgebaut werden. Die wegfallenden Funktionen wie Veranstaltungsbereich und Pflanzenschauhaus müssten andernorts umgesetzt werden, schildert Bettina Gräfin Bernadotte in der Sitzung des Technischen und Umweltausschusses (TUA).

Wichtig ist ihr „eine entzerrte Platzierung der Funktionen“, damit auch eine modulare Umsetzung möglich sei. Es gehe um niedrige Bauten, die sich in die Landschaft einfügten, wobei die Topografie genutzt werden solle. Gleichzeitig ginge es aber auch um einen sinnvollen Raumzusammenhang, damit die Betriebsabläufe funktionierten.

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Darum geht es im Kern

In einem Teilbereich seien Pflanzenschauhaus, Veranstaltungshaus, Gärtnerei als gläserner Arbeitsplatz und Indoor-Spielplatz angedacht. Auf dem Festland gehe es unter anderem um die Lenkung der Verkehrsströme. Ferner benötige der Betrieb einen Baukörper zur Umsetzung eines neuen Energiekonzepts. Außerdem denke die Mainau über ein Parkhaus nach.

Auch gebe es Überlegungen, einen Übernachtungsbetrieb zu bauen, wobei dem Unternehmen ebenso an Bereitstellung von Mitarbeiterwohnungen gelegen ist. Welche Nutzungen konkret an welchem Ort vorgesehen seien und wie die genaue Gestaltung aussehen werde, das sei alles noch offen. „Das ist im Verlauf des Verfahrens zu klären“, so Bettina Gräfin Bernadotte.

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Schlagabtausch zwischen den Stadträten

Peter Müller-Neff (FGL) ist dagegen. Die Mainau sei früher eine romantische, landschaftsbezogene Insel gewesen, „wie ein englischer Garten“. Heute sei es ein Tourismus-Highlight, wo man keine Ruhe habe. Er kritisiert das Hotelvorhaben, ebenso den Flächenverbrauch insgesamt, den er als erheblich wähnt. Zudem fühlt er sich nicht ausreichend informiert. „Die Zielsetzungen können wir nicht konkret in der Planung erfassen“, so Müller-Neff. „Vor allem ist unklar, wie die Baufenster ausgestaltet werden.“

„Wir sind dagegen, dass am Donnerstag darüber beschlossen wird“, sagt Peter Müller-Neff (FGL). „Es ist nicht so ganz ...
„Wir sind dagegen, dass am Donnerstag darüber beschlossen wird“, sagt Peter Müller-Neff (FGL). „Es ist nicht so ganz einfach, Stellung zu beziehen.“ | Bild: Rindt Claudia | SK-Archiv

Kontra bekommt er von seiner jungen Ratskollegin Verena Vögt (Junges Forum): „Ich bin gottfroh, dass es nicht mehr so ist wie früher. Endlich gibt es mehr Leben. Der Spielplatz ist sommers wie winters voll.“ Und sie fügt an: „Wir geben jetzt das Go, um das Machen zu ermöglichen.“

„Wir geben jetzt das Go, um das Machen zu ermöglichen“, äußert Verena Vögt (Junges Forum Konstanz).
„Wir geben jetzt das Go, um das Machen zu ermöglichen“, äußert Verena Vögt (Junges Forum Konstanz). | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

„Wir sind beim Aufstellungsbeschluss und damit am Beginn einer Diskussion, die sicherlich zwei Jahre laufen wird“, erinnert Heinrich Fuchs (CDU) den lang gedienten FGL-Stadtrat Müller-Neff an das übliche Prozedere. „Bei einem Aufstellungsbeschluss hat es nie viele Details gegeben.“

Disneyland mit etwas Öko-Touch?

„Wir sehen das Vorhaben kritisch und werden nicht zustimmen“, stellt Holger Reile (Linke Liste) fest. Die Vorlage sei wachsweich und es sei unklar, was kommen werde. Kritik übt er am Hotelvorhaben: „Überall entstehen neue Hotels, aber bezahlbarer Wohnraum wird nicht geschaffen.“ Reile ist der Meinung, „es geht um klare Profitmaximierung“. Die Mainau sei „Disneyland mit etwas Öko-Touch“.

„Es geht um klare Profitmaximierung. Disneyland mit etwas Öko-Touch. Das find ich den falschen Weg“, so Holger Reile (Linke ...
„Es geht um klare Profitmaximierung. Disneyland mit etwas Öko-Touch. Das find ich den falschen Weg“, so Holger Reile (Linke Liste). | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

Das lassen andere Stadtratskollegen nicht widerspruchslos im Raum stehen. Es gehe mitnichten um Gewinnmaximierung, so Daniel Groß (CDU), sondern darum, einen mittelständischen Betrieb, der Gewerbe- und Grundsteuer zahle, zu halten. Er nennt die Mainau GmbH „einen wichtigen Arbeitgeber mit 200 Festangestellten und 180 Saisonkräften“.

Existenzsicherung eines wichtigen Arbeitgebers

Es sei für die Mainau wichtig, sich den Anforderungen der Zeit und den Erwartungen der Gäste anzupassen, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, fügt Heinrich Fuchs (CDU) an. Außerdem: „In Sachen Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Biodiversität braucht die Mainau keinen Nachhilfeunterricht. Sie ist seit Jahren Vorbild“, so Fuchs.

„Bei Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Biodiversität braucht die Mainau keine Nachhilfe. Sie ist seit Jahren Vorbild“, sagt ...
„Bei Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Biodiversität braucht die Mainau keine Nachhilfe. Sie ist seit Jahren Vorbild“, sagt Heinrich Fuchs (CDU). | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

Auch Alfred Reichle (SPD) attestiert, es handle sich um einen wichtigen Arbeitgeber, der verträglichen, nachhaltigen Tourismus betreibe. „Die Mainau ist ein zentraler und wichtiger Magnet, dem wir Möglichkeiten für eine Entwicklung eröffnen sollten“, so Daniel Hölzle (Freie Wähler). Diese Meinung teilt auch Dorothee Jacobs-Krahnen (FGL): „Es geht nicht um Profit-Maximierung, sondern eher um Existenzsicherung in einem umkämpften Markt.“

Trotzdem ist Jacobs-Krahnen es nicht ganz wohl: „Mit dem Aufstellungsbeschluss legen wir die Rahmenbedingungen fest, wissen aber nicht, wie die Rahmenbedingungen ausgefüllt werden.“ Auch fehlten ihr Informationen zur künftigen Nettoversiegelung von Flächen. „Das hätte im Groben festgelegt werden sollen“, findet sie und fügt insgesamt an: „Ich hätte gerne essenziellere Infos gehabt.“

„Hier geht es nicht um Profit-Maximierung, sondern eher um Existenzsicherung in einem umkämpften Markt“, formuliert Dorothee ...
„Hier geht es nicht um Profit-Maximierung, sondern eher um Existenzsicherung in einem umkämpften Markt“, formuliert Dorothee Jacobs-Krahnen (FGL). | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

Noch nichts in Stein gemeißelt

Es handle sich um einen Aufstellungsbeschluss für einen Angebotsbebauungsplan für ein langfristiges Konzept, stellt Marion Klose, Leiterin des Amtes für Stadtplanung und Umwelt, fest. In den nächsten Monaten werde eine Vorplanung erarbeitet und überprüft. Dabei gehe es unter anderem um Mobilitätskonzept, Energiekonzept – die Mainau wolle dabei Klimaneutralität erzielen – und viele weitere Details. „Wir werden auch den Flächenbedarf genau aufdröseln“, so Klose.

Insgesamt hält Marion Klose fest: Bei dem Vorhaben der Insel Mainau „geht es nicht um das Thema Wachstum, sondern um ihre Qualität, ihr kulturelles Erbe und den Wirtschaftsstandort zu sichern und weiterzuentwickeln als Baustein in der Stadt.“